BA-Abschluss überdurchschnittlich honoriert

15.10.2004 von YP-Chefredakteur Hans
IT-Profis bis 30 Jahre verdienen zwei Prozent mehr als im Vorjahr und erreichen ein Gehalt von 50000 Euro. Im Vergleich der Berufsgruppen zeigt sich, dass Berater sowie SAP- und Systemspezialisten am besten davon kommen, während Internet- und Multimedia-Experten das Schlusslicht bilden.

Die aktuelle Vergütungsstudie, die YOUNG PROFESSIONAL mit Professor Christian Scholz, Betriebswirtschaftler an der Universität Saarbrücken, mittlerweile zum sechsten Mal in Folge erhoben hat, spiegelt die Situation am Arbeitsmarkt wider. Die Gehälter sind kaum gestiegen, einige IT-Spezialisten müssen Einkommenseinbußen verkraften, aber für einige gibt es auch positive Überraschungen. Beispielsweise für die Top-Qualifizierten.

Die promovierten Computerexperten haben den Gehaltsabstand zu den Informatikern mit einem MBA-Abschluss verkleinert, nehmen in diesem Jahr im Schnitt 80 000 Euro mit nach Hause und dürfen sich über einen Gehaltssprung von über zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr freuen. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Es ist nicht das Anfangseinkommen gemeint, sondern das Durchschnittsgehalt beispielsweise aller Promovierten, die sich an der Studie beteiligt haben. Ein wenig magerer, nämlich drei Prozent, fällt die Gehaltserhöhung der Master of Business Administration (MBA) aus. Aber mit einem Jahreseinkommen von 93 000 Euro sind auch sie nicht zu bedauern.

Sattes Plus für Ingenieure

IT-Experten mit anderen Abschlüssen müssen sich mit niedrigeren Einkommen begnügen. So hat sich der IT-Fachmann mit einem Fachhochschuldiplom mit rund 60 000 Euro im Jahr zufrieden zu geben, was aber immerhin einem Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Spektakulär gestiegen sind die Gehälter der Datenverarbeiter, die einen Abschluss an einer Berufsakademie vorweisen können. Sie dürfen sich über 71 000 Euro im Jahr freuen, nachdem sie im Vorjahr durchschnittlich 63 500 Euro in der Tasche hatten. Die Experten mit einem Universitätsabschluss verzeichnen gegenüber dem Vorjahr ein leichtes Plus und erreichen im Durchschnitt 74 000 Euro Jahreseinkommen, nachdem sie 2003 die 70 000-Euro-Marke überschritten haben.

Insgesamt sind die Gehälter der jungen IT-Spezialisten bis 30 Jahre - genau wie im Vorjahr - um rund zwei Prozent gestiegen und nun bei 50 000 Euro angekommen, 68 000 Euro verdienen im Schnitt die 31- bis 35-jährigen IT-Angestellten und rund 82 000 Euro die über 40-Jährigen, was einem Plus von ebenfalls zwei Prozent entspricht. Nicht fortgesetzt hat sich die Entwicklung der vergangenen Jahre, dass Informatiker immer eindeutig vor den Wirtschaftsinformatikern lagen. 2003 verdienten Erstere durchschnittlich 67 000 Euro, Letztere 64 000 Euro. In diesem Jahr nun haben die Wirtschaftsinformatiker mit 64 500 Euro die reinen Informatiker mit knappen 65 000 Euro fast erreicht.

An der Spitze behaupten sich nach wie vor Ingenieure und Betriebswirte. Während sich die Ökonomen mit 71 000 Euro auf dem Vorjahresniveau bewegen, dürfen sich die diplomierten Techniker über ein sattes Plus - zumindest zum Zeitpunkt der Erhebung - von fast zehn Prozent freuen. Ein für die Gehaltsfindung wesentlicher Faktor ist die Selbsteinschätzung. Zum vierten Mal fragten wir, ob sich die Teilnehmer als "Top"- oder "Well-Performer" einstufen. Die Korrelation zwischen Selbsteinschätzung und Verdienst trat klar zutage: Wer sich gut verkauft, bekommt mehr. So erreichen selbst ernannte Top-Performer rund 75 000 Euro im Jahr, und Otto Normalbewerber liegt bei 63 000 Euro. Scholz ist überzeugt, dass sich "ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein in der Höhe der Gesamtvergütung niederschlägt".

Manager haben's besser

Die Teilnehmer der Umfrage wurden zudem gebeten, sich als Junior, Senior oder Leiter einzustufen. Der Junior musste zum dritten Mal Einbußen im einstelligen Prozentbereich hinnehmen und kommt auf 41 500 Euro (Vorjahr 42 500 Euro). Der Senior muss zum ersten Mal bescheidener werden und feststellen, dass für ihn die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Er verdient durchschnittlich 65 000 Euro (Vorjahr: 67 000 Euro). Nicht zu darben hat dagegen, wer sich als Leiter eingestuft hat, denn für ihn hat seine Geschäftsleitung dann doch noch ein paar Euro mehr übrig. Er verdient im Jahr durchschnittlich 84 000 Euro und darf sich damit über einen fast zehnprozentigen Einkommenssprung gegenüber 2003 freuen.

Branche und Ort beeinflussen das Salär ebenfalls. Keine Überraschung dürfte sein - und damit eine Bestätigung der Zahlen der vergangenen Jahre -, dass in den IT-Beratungsunternehmen mit 75 000 Euro am besten gezahlt wird. Allerdings hat ein Bereinigungsprozess stattgefunden, und die Mitarbeiter können nicht automatisch mit mehr Geld rechnen, im Vorjahr lag der Durchschnitt nämlich noch bei 78 000 Euro per annum. Auch in den Softwarehäusern ist an der Gehaltsfront Ruhe eingekehrt. Die Jahre der zweistelligen Zuwächse sind Geschichte, und viele Geschäftsführer sind überzeugt, dass sie nie mehr zurückkehren werden. In diesem Jahr weist die Scholz-Studie 70 000 Euro für die IT-Profis aus, im Vorjahr waren es noch durchschnittlich 72 000 Euro.

Bessere Nachrichten kommen dagegen aus Branchen, die bereits in den Vorjahren mit der Abmagerungskur begonnen hatten und nun - zumindest, was das Gehalt angeht - ihren Beschäftigten Positives in Aussicht stellen können. Dazu zählen die Finanzdienstleister sowie die Branchen Elektrotechnik und Telekommunikation, die nun mit den Einkommen ihrer Computerfachleute auf der Ebene der Softwarehäuser liegen, also bei rund 70 000 Euro Jahressalär. Das Schlusslicht bildet der öffentliche Dienst mit 39 500 Euro. Allerdings dürfte gerade wegen der schwachen Konjunktur die Arbeitsplatzsicherheit ein nicht zu unterschätzendes Argument sein, das für eine Beschäftigung bei Bund, Ländern und Gemeinden spricht.

Auch der Handel mit 57 000 Euro zeigt sich im Vergleich zu den anderen Branchen eher knausrig, was verständlich ist angesichts der nach wie vor existierenden Konsumzurückhaltung und damit der schwierigen Lage einiger Handelskonzerne.

Frankfurt und München vorn

Auslandserfahrung macht sich im Geldbeutel angenehm bemerkbar. Ein Datenverarbeiter, der einige Jahre außerhalb Deutschlands tätig war, kann laut Studie bis zu 30 000 Euro mehr verdienen als sein Kollege, der nur zwischen Mittenwald und Kiel aktiv geworden ist. Besonders honoriert wird Führungsverantwortung: Wer bis zu sechs Jahre als Chef agiert, verdient durchschnittlich 70 500 Euro (Vorjahr 69 000 Euro) im Jahr, und wer dies 15 Jahre lang schafft, erreicht fast 97 000 Euro (Vorjahr 90000 Euro) Jahresgehalt.

Wie in den Jahren davor wird in München und Frankfurt am Main besonders gut bezahlt. Die dortigen Einkommen bewegen sich zwischen 71 000 und und 78000 Euro, was einem Plus fast fünf Prozent gegenüber 2003 entspricht. Unter den Großstädten ist die Region Nürnberg aus Arbeitgebersicht mit 52 000 Euro (Vorjahr 54 000 Euro) Jahresgehalt pro IT-Spezialist am günstigsten. IT-Controller starten durch Bezogen auf die Berufsgruppen schneiden wie gehabt die Berater am besten ab. Sie müssen zwar mit einem kleinen Rückgang von etwa drei Prozent auf etwa 77 000 Euro rechnen, liegen aber vor den Systemspezialisten mit 72 000 Euro und den SAP-Profis mit 70 000 Euro, die sich auf dem hohen Niveau des Vorjahres bewegen.

Die Gehälter steigen wieder leicht an. Foto: Joachim Wendler

Recht gute Karten haben auch Kräfte in Randgebieten wie IT-Controlling und Qualitätssicherung, die es auf durchschnittlich 76 000 Euro im Jahr bringen. Die Anwendungsentwickler haben mit 60 000 Euro ihr Einkommen vom Vorjahr halten können. Vergleichsweise weniger gut bezahlt sind Jobs wie Anwendungsbetreuer (49 000 Euro) und Netzadministrator (47 000 Euro) - das war immer so. Erstere dürfen sich aber immerhin über ein kleines Plus gegenüber dem Vorjahr freuen (2003: 45 000 Euro), bei Letzteren dagegen ist eine Nullrunde angesagt. Das Schlusslicht bilden Multimedia- und Internet-Spezialisten mit 37 000 Euro, ein Trend, den auch die Studien dieser Berufsverbände bestätigen.

Bei den Online-Angestellten dürfte ebenfalls wenig Freude aufkommen, denn auch sie haben sich gegenüber 2003 leicht verschlechert, als die Studie ein Salär von durchschnitlichen 41 000 Euro auswies. Sortiert nach Einsatzbereichen, verdienen IT-Spezialisten im Vertrieb mit rund 80 000 Euro am meisten, was einem minimalen Rückgang gegenüber dem Vorjahr entspricht. Zusätzlich darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Verkäufer einen vergleichsweise hohen variablen Anteil im Gehalt haben. Dagegen gingen die Gehälter der Logistiker, die im Vorjahr noch die Nummer eins waren, zum zweiten Mal auf jetzt 65 000 Euro (Vorjahr 70 000 Euro) zurück.

Auch die IT-Marketiers verschlechterten sich zum zweiten Mal auf etwa 60 000 Euro (Vorjahr 64 500 Euro). Scholz hat auch eruiert, wie viel ein IT-Spezialist mit einem bestimmten Schwerpunktwissen verdient. Dabei wird zunächst nicht berücksichtigt, welche weiteren Kenntnisse der Profi mitbringt. Bei den Programmiersprachen fällt auf, dass wie auch im Vorjahr Smalltalk-Kenner gut im Rennen liegen und die Spitzenprofis 90 000 Euro verdienen können. C++-Leute dagegen haben im Schnitt 64 000 Euro und Java-Könner 66 5000 Euro in der Tasche.

Bei den Datenbanken verdienen DB2- und Oracle-Profis 70 000 Euro, und was Betriebssysteme betrifft, haben die Großrechner-Profis nach wie vor gute Karten, denn sie erzielen 76 000 Euro im Jahr, was in etwa dem Vorjahresniveau entspricht. Linux-Anhänger dagegen müssen sich mit 64 000 Euro zufrieden geben, was aber immerhin ein rund fünfprozentiges Plus gegenüber 2003 ausmacht.

Hohes zeitliches Engament

Im Vergleich zu anderen Branchen und Berufsguppen verdienen die Computerfachleute noch immer gut. Entsprechend groß ist ihr zeitliches Engagement: Rund 60 Prozent der Befragten kommen auf bis zu 125 Prozent der vertraglich vereinbarten Arbeitsstunden, und 21 Prozent leisten sogar zwischen 125 und 150 Prozent der vertraglichen Arbeitszeit. Von den 69 Prozent der Befragten, denen 30 Urlaubstage zustehen, nehmen nur 39 Prozent tatsächlich diese Anzahl an freien Tagen.

Die Gehaltsstudie

Im Frühsommer 2004 organisierte COMPUTERWOCHE Young Professional mit Christian Scholz, Professor für Organisation, Personal- und Informations-Management an der Universität Saarbrücken, ihre sechste Vergütungsstudie. Es beteiligten sich 771 Einzelpersonen und 44 Unternehmen. Damit es zu keinen statistischen Verzerrungen kommt, wurden Firmenfragebögen, die für mehrere Mitarbeiter der gleichen Gehaltslage galten, als nur einer gewertet. Wenn von Jahresgehältern die Rede ist, sind alle Zusatz- und Nebenleistungen vom Urlaubsgeld bis zum Dienstwagen berücksichtigt. Die Teilnehmer erhalten im Oktober die Ergebnisse. Andere Interessenten können gegen eine Gebühr (50 Euro für Einzelpersonen, 500 Euro für Unternehmen) den Band bei Maria Scholz, Am Hüttenwald 10, 66894 Rosenkopf, E-Mail: Maria.Scholz@internetbefragung.de anfordern.