CIO des Jahres 2017 – Mittelstand – Platz 3

Autoscout-CIO Patzak stemmt Change im laufenden Betrieb

23.11.2017 von Manfred Bremmer
Um Autoscout24 zukunftssicher und für Talente attraktiver zu machen, baute Matthias Patzak den Marktplatz zu einem Cloud-nativen und auf Microservices basierenden System um.

Auslöser für das Projekt Tatsu (japanisch für Dra­che) war die Frage "Do you attract talents?", die der neue Group-CEO Greg Ellis Patzak 2014 in einem ersten Gespräch stellte. "Natürlich waren wir ein attraktiver Arbeitgeber", erinnert sich der Diplominformatiker: "Wir arbeite­ten seit 2008 agil, hatten Praktiken wie Continuous Integration, Test-Driven-Development und eine Zero-Bug-Policy eingeführt."

Dennoch habe Ellis den Nagel auf den Kopf getrof­fen, so Patzak. Da Autoscout24 aus historischen Gründen die für Internet-Firmen eher ungewöhnliche Entwicklungsumgebung ASP.NET von Microsoft nutzte, gelang es zwar, geeignete Fachkräfte zu gewinnen, nicht aber Mitarbeiter von anderen Internet-Unternehmen.

Matthias Patzak, Autoscout24, erreicht zusammen mit Ulrich Reidel, Südleasing, Platz 3 im Mittelstand (punktgleich).
Foto: Autoscout24

Mit seiner nächsten Frage "How does a 21st century IT landscape look like?" gab der Group-CEO auch gleich den Auftrag vor. "Uns war klar, dass wir substanzielle Dinge ändern mussten", erklärt Patzak. "Dazu zählten der Wech­sel in die Public Cloud mit Amazon Web Services (AWS), von Microsoft .NET- zu Java-basierten Technologien, von einem monolithischen Ansatz zu einer Microservices-Architektur sowie von DevOps zu You-build-it-you-run-it."

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Koexistenz des alten und des neuen Systems

Das Mitte 2014 begonnene Projekt erforderte ein umfas­sendes technisches, organisatorisches, aber vor allem "menschliches" Change-Management. So galt es, etwa 110 Mitarbeiter aus Entwicklungs- und Betriebsteams inkre­mentell in den neuen Technologien und Arbeitsweisen zu schulen und in neuen Teams zusammenzufassen. Ein Großteil der IT-Mitarbeiter beschäftigte sich bereits mit der neuen Technologie, parallel mussten jedoch zirka 150 Services des Altsystems weiterbetrieben werden. Statt ei­nes Big-Bang-Release wurden Microservice für Microser­vice Altfunktionalitäten produktiv abgelöst, so dass beide Systeme mehrere Jahre lang koexistierten.

Die Übernahme durch ein Private-Equity-Unternehmen bedeutete für Autoscout24 hohe Erwartungen. In den Ge­schäftsjahren 2014 bis 2016 wurde der Umsatz erheblich erhöht, was vor allem durch neue digitale Produkte plus Kosteneinsparungen wie im IT-Betrieb erreicht wurde. Was hat Patzak gelernt? "Die Public Cloud ermöglicht eine unglaubliche Kostentransparenz", erklärt der 42-Jährige. Da man nur zahlt, was man wirklich nutzt, seien die Kos­ten planbar, und die Services ließen sich deutlich günstiger betreiben. Ansonsten gelte: "Messen, messen, messen und die Mitarbeiter auf die Reise mitnehmen!"