Europageschäft überrascht

Ausland treibt Telekom-Umsatz

06.11.2014
Das Auslandsgeschäft bestimmt zunehmend das Tempo bei der Deutschen Telekom.

Auch wenn die Deutschland-Geschäfte des ehemaligen Staatsmonopolisten weiter robust liefen und die Telekom in der Heimat vor allem im Mobilfunk weiter gut verdient - die Impulse liefern die Beteiligungen, die sich der Konzern zusammengekauft hat. Das Wachstum kommt derzeit vor allem aus den USA, wie der Dax-Konzern am Donnerstag einmal mehr berichtete. Dass die dortige Kundenoffensive mit Preisnachlässen und Lockaktionen nicht ganz so schwer wog - dafür sorgte diesmal ganz überraschend das Europasegment mit einem Plus beim operativen Gewinn.

Deutsche Telekom Zentrale Gebäude 16zu9
Foto: Deutsche Telekom

Erstmals kamen die Erlöse von 15,65 Milliarden Euro in den Monaten Juli bis September zu über 60 Prozent aus dem Ausland. Die Zweidrittelbeteiligung am US-Mobilfunker T-Mobile US sorgte praktisch im Alleingang für das Umsatzplus des Konzerns von 0,8 Prozent. Das war überraschend viel, allerdings hatten die meisten Analysten die starken US-Zahlen aus der Vorwoche noch nicht in ihre Schätzungen einbezogen. Allein in der US-Sparte zogen die Erlöse um fast neun Prozent an. In Deutschland fiel der Umsatz um 1,5 Prozent, in Europa um 3,6 Prozent. Analyst Karsten Oblinger von der DZ Bank wertete die Zahlen am Morgen als solide und ohne große Überraschungen, die Aktie notierte zum Handelsstart mit minus 0,12 Prozent mit dem Markt.

Telekom-Chef Tim Höttges sah sich in seiner Strategie bestätigt und bezeichnete das abgelaufene Jahresviertel als ein sehr erfolgreiches: "Die Herausforderungen sind lokal verschieden, aber wir machen überall klare Fortschritte." Im Sommer war ein Verkauf von T-Mobile US an den US-Rivalen Sprint am Widerstand von Regulierern gescheitert, danach winkte Höttges bei zwei Offerten des französischen Internetkonzerns Iliad ab.

Der Nettogewinn fiel beim Bonner Konzern gegenüber dem Vorjahresquartal um fast 14 Prozent auf 506 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte ein Sondereffekt aus dem Verkauf der bulgarischen Globul das Ergebnis in die Höhe getrieben. Bereinigt um negative Sondereinflüsse aus dem Personalumbau - die bei der Telekom regelmäßig anfallen - traf der Gewinn mit 800 Millionen Euro die Schätzungen von Branchenexperten. Angesichts der Kundenoffensive in den USA war ein Rückgang des bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 1,8 Prozent auf 4,58 Milliarden Euro bereits erwartet worden.

Dass es nicht ein größerer Rückschritt bei der für den Konzern wichtigen Steuerungsgröße wurde, dafür sorgte das lange problematische Segment Europa mit einem überraschenden Plus von 1,3 Prozent. Es war das erste Mal seit fast drei Jahren, dass die Sparte einen Anstieg beim operativen Gewinn melden konnte. Das im Vergleich mit dem zweiten Quartal halbierte Umsatzminus sei fast vollständig auf Entscheidungen von Regulierern im Mobilfunk zurückzuführen, hieß es. Ein konsequentes Kostenmanagement habe dagegen für das Plus beim Gewinn gesorgt.

Auf Europa hat Höttges seinen strategischen Schwerpunkt gelegt - hier wollen er und Europachefin Claudia Nemat technologisch und finanziell der führende Anbieter werden. Sowohl im Mobilfunk als auch im Festnetz wanderten allerdings Kunden ab. Fortschritte machte das Unternehmen beim Ausbau der LTE-Netze für schnellen Datenfunk sowie mit der Umrüstung auf die IP-Technologie im Festnetz. In Österreich führte das Unternehmen nach der Fusion von Wettbewerbern neue Tarife ein.

In Deutschland gewann das Unternehmen mit den eigenen Marken Telekom und Congstar in den drei Monaten bis September netto 235.000 Vertragskunden im Mobilfunk. Die Serviceerlöse hielt der D1-Netzbetreiber im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum stabil. Baustelle bleibt der Festnetzbereich: Die Nachfrage nach schnellen Glasfaserprodukten und VDSL blieb zwar hoch - unter dem Strich verlor die Telekom im Breitband aber wieder Kunden.

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steuerte Kai-Uwe Ricke als Telekom-Vorstand die Geschicke des Unternehmens.
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Dank des Auftrags einer Tochterfirma für die Errichtung eines Lkw-Mautsystems in Belgien scheint bei T-Systems eine Trendwende in Sicht: Der Auftragseingang sprang um mehr als ein Drittel auf 2,35 Milliarden Euro. Der starke Wettbewerb laste allerdings weiter auf den Preisen und bringe den Umsatz unter Druck, hieß es. Bei der IT-Geschäftskundentochter sackte der Erlös um knapp fünf Prozent ab. (dpa/tc)