Prognosen Gartner und Forrester

Ausgaben 2013: CIOs schichten um

27.08.2012 von Michael Kallus
Gartner senkt seine Prognose für IT-Ausgaben, Forrester sieht die wirtschaftliche Unsicherheit bei CIOs ankommen. Deutschland steht vergleichsweise gut da.
Der deutsche IT-Markt wird erst 2013 nennenswert wachsen, dann um 3,6 Prozent.
Foto: Forrester

Auf den ersten Blick sehen die Zahlen gut aus: Weltweit wird dieses Jahr rund 4,5 Prozent mehr für IT ausgegeben als im Jahr zuvor. Von 115 auf 120 Milliarden US-Dollar sollen die Budgets steigen. Das prognostiziert Gartner. Der Haken daran: Noch im ersten Quartal ging Gartner von fünf Prozent Wachstum aus.

Damit korrigieren die Marktforscher ihre Prognose nun nach unten. Und sie sehen gleichzeitig nur wenige Anzeichen für eine Besserung in naher Zukunft. Als Ursachen für den Rückgang nennt Gartner die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit und die widersprüchlichen Signale an die Märkte.

CIOs suchen nach Sparpotenzial

Daher suchen Unternehmen schon jetzt nach Sparpotenzialen und investieren laut Gartner mehr in die Automatisierung von Prozessen als in neue "Megasuites". Darüber hinaus favorisieren sie alternative Software-Kaufmodelle, um Investitionsausgaben zu umgehen und in betriebliche Aufwendungen umzuwandeln. So investiert eine wachsende Zahl von Unternehmen in Cloud-basierte Services und in Infrastructure und Platform as a Service. Gartner rechnet damit, dass der Anteil dieser Services an den Ausgaben für Unternehmenssoftware von elf Prozent im Jahr 2010 auf 16 Prozent im Jahr 2015 steigt.

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Eine ähnliche Prognose gibt auch Forrester ab. Bei einer tiefen Rezession drohe ein stärkerer Einbruch als 2009. Selbst wenn es glimpflich durch die Krise geht, werden 2012 die IT-Ausgaben in Europa nur mehr um 1,2 Prozent steigen. Das liegt vor allem daran, dass viele CIOs das Szenario eines Abschwungs in ihre Ausgabenplanung einbeziehen. Der asiatisch-pazifische und der US-Markt wachsen hingegen zweistellig.

Wie auch bei Gartner erwartet Forrester, dass die IT-Outsourcing-Dienstleister von den Sparmaßnahmen profitieren. Zusammen mit der Hardware-Wartung, die bei Forrester zum IT-Outsourcing gehört, werden die Budgets für Outsourcing-Dienstleistungen in Europa in diesem Jahr um 3,3 Prozent und 2013 um 3,4 Prozent zunehmen - das ist der Markt mit dem höchsten Wachstum.

Um bescheidene 3,3 und 2,8 Prozent wachsen die Hardware-Wartung sowie IT-Beratung und Integrations-Services. Der Bereich Software erreicht gerade mal 1,7 Prozent Wachstum und die Telekommunikationsdienste 0,9 Prozent. Und der Umsatz bei Kommunikationsgeräten wird sogar um 1,7 Prozent zurückgehen - der schlechteste Wert aller Bereiche. Besser sind die Aussichten für das Jahr 2013, hier prognostiziert Forrester ein Plus von 3,1 Prozent.

Die Gartner-Empfehlungen im Überblick
Die Gartner-Empfehlungen im Überblick
2012 sei das "Jahr des Zögern", so das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Gartner in seiner jüngsten CEO-Umfrage. Folgende Empfehlungen geben die Analysten.
Drohende Wirtschaftsflaute
Es wird in der IT wieder mehr Kostenkontrolle geben, allerdings nicht in dem Maße wie 2009. CIOs sollten solche Projekte im Portfolio haben, die sichtbar und messbar zur Wachstumsstrategie des CEOs beitragen - also vor allem Maßnahmen auf dem Gebiet des internationalen Marktwachstums und des Talent-Managements. Außerdem sollten die IT-Chefs einige leicht umsetzbare, Einnahmen- oder Profit-steigernde Ideen parat haben für den Fall, dass das Investitionsklima wieder günstiger wird.
Einschätzung von IT-Trends
Zwei von drei CEOs wollen die IT-Ausgaben eher steigern als senken. Das klingt erst einmal gut. Aber sie müssen dabei aufpassen, dass sie nicht vom Hype fortgetragen werden. Gemeinsam mit dem CIO sollten sie diskutieren, wo welche Trends in ihrer Entwicklung stehen und wann sie sich mit einem günstigen Risiko-Nutzen-Profil einführen lassen.
Innovations-Management
Der beste Ratgeber in Sachen Strategieveränderung ist für viele CEOs der Finanzchef. Aber Know-how in Sachen Innovation traut ihm niemand zu. Es gibt also also einen "blinden Fleck", in den das digitale Business zu fallen droht. CIOs, denen die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens am Herzen liegt, sollten aus der Deckung kommen und ihr Wissen auf diesem Gebiet nutzen. Dazu empfiehlt sich eine enge und erfolgsorientierte Zusammenarbeit mit der Person, die für das Innovations-Management ausersehen ist.
Informations-Management
CEOs und CIOs müssen gemeinsam besprechen, welche neuen Informationen dem Business helfen, durch die nächste Wirtschaftsflaute zu kommen. Hierbei kann sich der CIO als Speerspitze einer unternehmensweiten Informationsstrategie auszeichnen, indem er sich auf solche Informationen konzentriert, die innerhalb der jeweiligen Industrie disruptiv und verändernd wirken.
Rolle des CIO
Die CEOs müssen darüber nachdenken, inwieweit sie den CIO heute die richtige Rolle für Strategie und Innovation im Business spielen lassen. Ohne die Unterstützung durch den IT-Verantwortlichen droht die Innovationsstrategie des Unternehmens ins Leere zu laufen. Deshalb sollte das Profil des CIO in Richtung Business-Verantwortung verändert werden - sei es durch Verpflichtungen von außen, sei es durch interne Personalentwicklung.

CIOs in Deutschland investieren in Mitarbeiter

Der deutsche IT-Markt wird um 1,6 Prozent wachsen, und gehört damit zu den stärksten europäischen Märkten zusammen mit den nordischen Ländern, Zentraleuropa, der Schweiz und Österreich. Viele andere Ländermärkte schrumpfen - besonders die südlichen.

Am meisten an Fahrt gewinnen die Budgets für IT-Mitarbeiter und Hardware. In Deutschland, so Forrester, waren die Ausgaben für IT-Mitarbeiter immer schon höher als in anderen Märkten - etwa ein Drittel der IT-Budgets. Jedoch sich kaum mehr erfahrene Berater zu finden, und es mangelt an IT-Absolventen. Hier tun sich laut Forrester einige Chancen für Systemintegratoren und Beratungsunternehmen auf.

Etwas schwerer werden sich dabei Unternehmen außerhalb Europas zu tun. Sie leiden unter dem Wechselkurs, der den US-Dollar mittlerweile deutlich stärker notiert. Das führt dazu, dass aus amerikanischer Sicht sogar der deutsche Markt in diesem Jahr schrumpfen wird.