PDA-Hersteller konzentrieren sich auf den amerikanischen Markt

Auf DOS-Rechnern Anwendungen fuer Geoworks-Systeme entwickeln

10.12.1993

Die erste Entwicklerkonferenz fuer "Geos", das auf PDAs (Personal Digital Assistants) ausgerichtete Betriebssystem von der Firma Geoworks, fand kuerzlich im kalifornischen Burlingame statt. Thema war unter anderem die Praesentation des neuen Software Development Kits (SDK) fuer Geos.

Als wesentliche Neuerung erlaubt das auf der Konferenz vorgestellte SDK die Entwicklung von Geos-Anwendungen auf einem DOS-basierten Desktop-System. Dies gilt auch fuer das auf Geos aufsetzende und nach dem Herstellerunternehmen benannte Geoworks, ein integriertes Bueropaket mit grafischer Benutzeroberflaeche. Bislang benoetigte das SDK eine Sun-Workstation als Plattform, weshalb nur sehr wenige Anwendungen fuer Geoworks existierten. Einstmals als Alternative zu MS-Windows geplant, erhielt es bis heute kaum mehr als einige lobende Erwaehnungen. Daran wird auch die juengste Version 2.0 nichts aendern - allenfalls unter den integrierten Softwarepaketen koennte das Update Marktanteile gewinnen.

Aehnlich sieht dies offenbar die Firma Geoworks selbst. Das im kalifornischen Berkeley ansaessige Unternehmen will sich deshalb nun auf den PDA-Markt konzentrieren. Dennoch soll Geoworks als Desktop-Anwendung keineswegs sterben, wie Holger Latzel von der Heureka Verlags GmbH, dem deutschen Vertriebspartner von Geoworks, versichert. Es soll vielmehr als Entwicklungsplattform fortbestehen und im Zusammenspiel mit PDA-Anwendungen weitergefuehrt werden.

Zurueckhaltung bei den PDA-Anbietern

Ausser dem Geos-SDK bot die Konferenz kaum Neuheiten. Nach den urspruenglich hoffnungsvollen Prognosen fuer die Verbreitung von PDAs scheint sich nun unter den Teilnehmern wie Tandy, Casio, Sharp und Palm Computing eine eher abwartende Haltung durchzusetzen. Die ersten PDAs mit dem Geos-Betriebssystem (Tandys und Casios "Zoomer" und Sharps "PT-9000") sind bereits auf dem amerikanischen Markt verfuegbar; mit internationalen Versionen ist auch hierzulande zum Jahreswechsel 1993/94 zu rechnen. Jetzt muss sich erst einmal herausstellen, ob sich die Geos-basierten Geraete gegenueber der Konkurrenz wie Apples Newton behaupten koennen.

Eine PDA-Perspektive fuer die 90er Jahre sieht Novell in der verstaerkten Integration mobiler Rechner. Zu Beginn des naechsten Jahrtausends will man die Netzwerkstrukturen auf den Heimbereich ausweiten. Fernseher, Videorekorder und Steuerungssysteme fuer die Heimelektronik zaehlen hier zu den anvisierten Geraeten. Etwas spaeter soll es kaum noch ein Haushaltsgeraet geben, das nicht in ein Netzwerk eingebunden werden koennte.

Welchen Sinn eine netzwerkgesteuerte Kaffeemaschine macht, sei dahingestellt. Aber diese Vision zeigt deutlich, in welche Richtung sich der PDA-Markt bewegt. Angestrebt ist eine Ausdehnung auf den Consumer-Bereich, an dem Geoworks ebenfalls partizipieren moechte. Geos wird als Betriebssystem fuer diese sogenannten Consumer Computing Devices (CCDs) vermarktet, wobei als Vorteil die geringen Hardware-Anforderungen und die leichte Skalierbarkeit betont werden. PDAs sind in diesem Zusammenhang sicherlich nur die ersten Realisierungen von CCDs. Gemeinsam mit Novell plant Geoworks eine Anpassung Geos-basierter Geraete an Netware. Erste Ergebnisse aus dieser Kooperation wird man vielleicht schon naechstes Jahr erwarten koennen.

Europa ist noch kein Markt fuer PDAs

Weitere auf der Konferenz vorgestellte Entwicklungen fuer Geos-PDAs betreffen hauptsaechlich Terminplanungs- und Kommunikations-Tools. Gerade im Kommunikationsbereich wurde jedoch deutlich, dass die Hersteller derzeit nur den amerikanischen Markt ernsthaft ins Auge fassen. Dort sei die Infrastruktur fuer die unterschiedlichsten Funk- und Kommunikationsnetze vorhanden, und eine Anbindung an diese Netze bereite keine besonderen Probleme, so die Teilnehmer. In Europa hingegen sind diesbezueglich noch zu viele Fragen offen. Nur eine Anpassung an nationale Gegebenheiten oder eine internationale Standardisierung wird PDAs - und damit womoeglich auch Geoworks - ueber die Grenzen Amerikas hinaus Erfolg bescheren.