Berufseinstieg

Auch Newcomer haben Chancen als SAP-Berater

25.05.2015 von Hans Königes
Ein Bachelor-Absolvent mit wenig Praxiserfahrung interessiert sich für eine Stelle in der SAP-Beratung. Seine Chancen kann er schwer einschätzen und wendet sich daher im Karriereratgeber an die Personal-Managerin Sarah Lenger.
  • Studiengänge sind heute praxisnäher angelegt als früher
  • Lange Praxiserfahrung wird bei Absolventen nicht zwingend vorausgesetzt
  • Zu Beginn der Karriere steht das Ziel, Beratungsfähigkeit zu erlernen

"Ich habe mein Bachelor-Studium der Wirtschaftsinformatik abgeschlossen, aber wenig Praxiserfahrung gesammelt. Nun überlege ich, wie es weitergehen soll." Dazu hat er einige Fragen. Zunächst würde er von Sarah Lenger gerne wissen: "Wie stehen meine Chancen in der SAP-Beratung? Wie lange dauert die Einarbeitungsphase?"

Sarah Lenger ist Personal-Managerin beim norddeutschen SAP-Beratungshaus Innobis.

Studiengänge heute praxisnäher als früher

Die Personal-Managerin kann weiterhelfen: "Unsere Erfahrung zeigt, dass Studiengänge heute im Großen und Ganzen praxisnäher angelegt sind als früher. Es gibt die Möglichkeit von Praxisprojekten, Seminar- und Abschlussarbeiten in Kooperation mit Unternehmen aller Branchen. Da ist es sicher von Vorteil, wenn Sie bereits in verschiedene Bereiche hereingeschnuppert haben und sich so ein klareres Bild über Ihren späteren Karriereweg machen konnten. Auch wir bieten immer wieder Praxisprojekte an, die gut angenommen werden. Wir stellen aktuelle Themen und Projektarbeitsplätze zur Verfügung sowie den direkten Zugang zu modernen IT-Systemlandschaften, wie sie in der Praxis vorzufinden sind. So können die Studierenden beispielsweise auf die aktuellsten SAP-Technologien zugreifen, damit entwickeln und experimentieren.

Wir wissen, dass die Studienpläne oft eng getaktet sind. Daher setzen wir bei Berufseinsteigern nicht zwingend lange Praxiserfahrung voraus. Stattdessen nutzen wir für die Einarbeitung ein individuell auf die jeweiligen Vorkenntnisse des Mitarbeiters abgestimmtes Weiterbildungsprogramm. Wichtig ist zudem die Motivation sich schnell in der Praxis einzufinden. Unser Ziel ist es, den Berufseinsteigern möglichst schnell Verantwortung zu übertragen und sie im direkten Kundenkontakt handlungsfähig zu machen. Dieses Training-on-the-Job ist dabei nie ein Sprung ins kalte Wasser, sondern immer ein durch das jeweilige Team unterstützter Prozess. Unsere Weiterbildung und das Engagement des Mitarbeiters machen es möglich, dass man ab dem Berufseinstieg innerhalb von sechs bis zwölf Monaten beratungsfähig ist.

Der Berufseinstieg sollte kein Sprung ins kalte Wasser sein, sondern ein unterstützter Prozess
Foto: contrastwerkstatt - fotolia.com

Wie sinnvoll sind Zertifizierungen?

Die nächste Frage befasst sich mit dem Thema Weiterbildung und Zertifizierung: "Ich habe SAP bisher nur im Rahmen eines Praxisprojekts an der Universität kennengelernt und noch nicht mit Abap programmiert. Ist es sinnvoll, mich während der Bewerbungsphase privat weiterzubilden beziehungsweise zertifizieren zu lassen?"

Auch hierauf hat Sarah Lenger eine Antwort: "Die Spezialisierung auf SAP und hier auch auf eine bestimmte Branche ist sicher sinnvoll und auch für den späteren Werdegang ein langfristiges Thema. Da eine SAP-spezifische Ausbildung an den Hochschulen häufig gar nicht oder nur oberflächlich im Angebot ist, beschreiben Sie eine Situation, vor der viele Absolventen stehen. Generell gibt es hierzu keine allgemeingültige Antwort, daher möchte ich die Frage gerne aus unserem Blickwinkel beantworten. SAP-Kenntnisse, insbesondere in der Programmierung mit Abap, sind für einen Einstieg bei innobis zwar von Vorteil, aber keine notwendige Voraussetzung.

Wir legen den Fokus wie oben schon erwähnt auf Training-on-the-Job. Dazu gehören ein Mentor als fester Ansprechpartner, interne Schulungen durch berufserfahrene Teammitglieder und eine in die Einarbeitungsphase eingebettete Abap-Zertifizierung. Zudem gibt es ein Portfolio an externen Standardschulungen (z.B. Banking, SAP-Module). Natürlich ist es gerade während länger andauernder Bewerbungsphasen immer von Vorteil, sich weiterzubilden und somit potenziellen Arbeitgebern Ihr Engagement und Ihre Eigeninitiative zu signalisieren. Auch eine zielgerichtete Zertifizierung schadet Ihrem Bewerberprofil in keinem Fall."

Kienbaum: Was Hochschulabsolventen 2014 verdienen
Frisch von der Uni, keine Ahnung vom Gehalt
Die Managementberatung Kienbaum hat in der Studie "Absolventenvergütung 2014" 656 Unternehmen befragt, wie viel Gehalt sie ihren Berufsanfängern zahlen. Wenn es nach dem Studiengang geht, ist recht eindeutig, was man studieren sollte:
Junge Juristen verdienen ...
als Einstiegsgehalt im Jahr.
Natürlich gibt es hier noch Luft nach oben und nach unten. Wer in einem Unternehmen in der Rechtsabteilung arbeitet, verdient im Schnitt 48 800 Euro Einstiegsgehalt.
Naturwissenschaftler haben am Jahresende ...
... eingeheimst - und das in ihrem ersten Berufsjahr.
Ein Ingenieur kommt auf ...
... Einstiegsgehalt, frisch von der Uni.
Wer dann in die Forschungs- und Entwicklungsabteilung geht, kann dort mit 46 000 Euro im ersten Jahr rechnen. Dasselbe bekommen dort natürlich auch andere Studiengänge, wie etwa junge ITler.
Ein junger Informatiker verdient ...
... in IT-Abteilungen von Anwenderunternehmen.
Damit gehören Informatiker zu den Absolventen, die von Anfang an überdurchschnittlich bezahlt werden.
Absolventen in Kunst und Design kommen nur auf ...
... im Jahr als Einstiegsgehalt.
Damit stehen Kunst-und Designstudenten auf der Gehaltsliste ganz unten. Nicht nur die Studienrichtung, auch der akademische Grad wirken sich auf das Gehalt aus.
So ein Doktortitel lohnt sich einfach:
Unternehmen mögen Absolventen mit einem höheren akademischen Abschluss und honorieren die Arbeit.
... verdient, wer promoviert hat im ersten Jahr des Berufslebens.
Bachelor-Absolventen liegen da weit zurück:
... machen sie in ihrem ersten Jahr.
Dafür sind die Bachelor-Absolventen viel jünger als ihre promovierten Kollegen - nur nicht neidisch werden!
Wer wegen eines Master-Abschlusses länger büffelt, hat's gut:
... kassieren Absolventen mit Master.
Damit verdienen sie aber nur unwesentlich mehr als ihre Bachelor-Kollegen. Ob sich der Master also finanziell lohnt, muss letztlich jeder selbst wissen. Wer seine Fachrichtung schon gefunden hat, aber noch nicht weiß, in welche Richtung er später beruflich gehen will, für den hat die Kienbaum-Studie auch ein paar Zahlen parat.
Wo arbeitet es sich lukrativsten?
Die Branche kann, unabhängig vom Abschluss selbst, entscheidend sein für das Einstiegsgehalt.
In der Beratung lässt sich am meisten abgreifen:
... winken als Einstiegsgehalt.
Oft haben Berater Jura oder Wirtschaftswissenschaften studiert - aber auch als Informatiker oder gar Germanist kann man dort unterkommen.
Auch Wirtschaftsprüfer können nicht meckern.
... gibt es für die harte Arbeit allein im ersten Jahr.
Wer im Handel tätig ist, verdient schlecht:
... bekommt ein Absolvent im Schnitt als Einstiegsgehalt.
Ein Informatiker oder Wirtschaftswissenschaftler sollte sich also genau überlegen, ob er im Handel tätig sein will - finanziell ist das Einstiegsgehalt überschaubar.
Die Kreativen in der Medienbranche haben am Jahresende ...
... verdient als Einstiegsgehalt und arbeiten in der am schlechtesten zahlenden Branche.
Eine dritte Entscheidungshilfe gibt die Kienbaum-Studie außerdem: Wer als Einstiegsgehalt zu wenig bekommt, kann ja immer noch auswandern. Zum Beispiel....
... in die Schweiz?
... gibt es im ersten Jahr nach Abschlusszu verdienen.
Allerdings sind auch die Lebenshaltungskosten deutlich höher - insofern nivelliert sich der Gehaltsvorteil schon wieder.
Solange man nicht nach Österreich geht. Nur.
... gibt es im Nachbarland im Schnitt.
Gehaltstechnisch sind Jungakademiker dort also nicht sonderlich gut bedient. Das wäre aber auch der einzige Grund, dort nicht hinzuziehen.

Karriereweg und Weiterentwicklung

Zuletzt interessiert sich der Absolvent für mögliche Karrierewege: "Gibt es einen festgelegten Karriereweg innerhalb der SAP-Beratung? Welche Möglichkeiten der Weiterentwicklung stehen mir offen?"

Die Personal-Managerin von Innobis skizziert die Möglichkeiten: "Ein Einstieg in die SAP-Beratung zu verschiedenen Zeitpunkten in der Karriere und mit verschiedenen beruflichen Werdegängen ist möglich. Die Karrierewege werden sich hier je nach Unternehmensgröße und dem Ausmaß der Hierarchie ausrichten. Flache Hierarchien in mittelständischen Unternehmen oder kleineren Beratungshäusern bieten in der Regel ein breit gefächertes Aufgabenspektrum mit der Möglichkeit, sich später fachlich zu spezialisieren oder auch Teamverantwortung zu übernehmen. Für Absolventen sind weniger abgegrenzte Tätigkeitsbereiche und flexiblere Unternehmensstrukturen eine Chance, die eigene (Weiter-)Entwicklung mitzugestalten und den Karriereweg individuell zu planen. Zudem bieten sich in kleineren Teams meist schneller Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen und sich auch bereichsübergreifend mit den Kollegen auszutauschen.

Erst Verantwortung für kleine Themen, nach zwei Jahren für ganze Projekte

Wie kurz erwähnt, könnte ein möglicher Karriereweg bei innobis wie folgt aussehen: Einstieg als Junior mit dem Ziel, Beratungsfähigkeit zu erlangen. Das heißt eigenständige und verantwortliche Übernahme von kleineren Themen in Projekten, keine Gesamtprojektverantwortung. Danach ist eine Weiterentwicklung in Richtung Consultant möglich. Hier ist das Ziel, kleinere Projekte eigenständig durchführen oder Verantwortung für bestimmte, wie wir es nennen 'Arbeitspakete' zu übernehmen. In der Regel kann diese Stufe nach zwei bis drei Jahren Berufserfahrung erreicht werden. In der Entwicklung zum Senior Consultant unterstützen Mitarbeiter dann verantwortlich ganze Themenbereiche und sind in Kundenprojekten in der Regel als Key-Experte, Teilprojektleiter oder Projektleiter tätig.

Wie eine zukünftige Ausrichtung oder thematische Spezialisierung des jeweiligen Mitarbeiters im Unternehmen gestaltet werden kann, besprechen wir im Austausch mit den Mitarbeitern regelmäßigen Feedback- und Entwicklungsgesprächen. Vereinbarte Karriereschritte sind hierbei immer mit passenden Projekten und entsprechenden Fortbildungsmaßnahmen verknüpft, in denen die fachlichen, methodischen und persönlichen Fähigkeiten erweitert werden. In diesem Sinne existieren keine ausgetretenen Pfade oder starre Karrierewege, sondern diese sind durch den Mitarbeiter individuell nach eigenen Präferenzen gestaltbar."