Codename Stratus

Auch Juniper will mehr vom Rechenzentrum

26.02.2009 von Manfred Bremmer
Nach Cisco hat nun auch Juniper Networks mit dem Programm "Stratus" ambitionierte Pläne vorgestellt, um tiefer ins Rechenzentrum der Zukunft einzudringen.

Der Netzausrüster knüpft damit an seine im November 2008 begonnene Strategie, als er unter dem Motto "Data Center Infrastructure Solutions" eine deutlich verschlankte Rechenzentrumsarchitektur auf Basis einer Kombination aus Produkten der EX-, MX- und SRX-Serie vorgestellt hatte. Mit der Stratus-Initiative will Juniper nun eine einheitliche Rechenzentrumsstruktur realisieren, die "einen Quantensprung in Skalierbarkeit, Performance und Einfachheit ermöglichen soll - mit der Flexibilität, vollkommen konvergente und virtualisierte Rechenzentrumsumgebungen zu unterstützen".

Bislang sind allerdings nur wenige Details zu dem bereits vor einem Jahr begonnenen Stratus-Projekt bekannt. Wie David Yen, Enterprise Vice President der neu gegründeten Datacenter Business Group, auf der diesjährigen Analystenkonferenz von Juniper in New York erklärte, soll die geplante Struktur die Latenzzeit in Rechenzentrumsnetzen drastisch reduzieren und Sicherheits-Features integrieren.

Um zudem die Komplexität großer Rechenzentren zu stoppen, hat Juniper diese Woche außerdem den intern entwickelten Monsterchip "Network Instruction Set Processor" vorgestellt. Dieser soll dazu beitragen, dass sich Stratus logisch wie ein einziger großer Junos-Switch verwalten lasse, versprach Yen. Die heutigen Legacy-Architekturen lähmten das Rechenzentrum, da Unternehmen die Zahl der laufenden Anwendungen, Server, Storage und den Netz-Traffic steigern wollten, erklärte er. Um gegen diesen Effekt anzukämpfen, habe Juniper das Netz von Grund auf neu überdacht und als eine langfristige Strategie eine einheitliche Rechenzentrumsstruktur entwickelt, die bis hin zu einem Mega-Datacenter skalierbar sei - während gleichzeitig die Kosten und die Komplexität bei der Verwaltung der Infrastruktur zurückgingen. Außerdem unterstütze Stratus auch Cloud Computing, um das größtmögliche Potenzial zu erzielen.

Konter gegen Cisco

Details wie Produkte, Konfigurationen, Preise oder gar Verfügbarkeit wurden nicht bekannt, ebenso wenig wie die beim Stratus-Projekt kooperierenden Server-, Storage- und Softwareanbieter. Branchenkenner vermuten entsprechend, dass die Marktreife erst Ende 2010 oder Anfang 2011 erreicht sein wird - was angesichts der derzeitigen Rezession und den Verzögerungen bei Fiber Channel over Ethernet aber kein größeres Problem darstelle. Juniper-Manager Yen erklärte in diesem Zusammenhang, man gebe Stratus in erster Linie deswegen schon jetzt bekannt, damit Kunden es bei der langfristigen Planung ihrer Rechenzentrumsmigration berücksichtigen können. Juniper reagiert damit indirekt auf das "California"-Projekt, das Rivale Cisco vermutlich am 16. März in San Francisco offiziell vorstellen will. Im Zentrum der Initiative, mit der der Netzwerkriese den Bruch mit langjährigen Partnern wie IBM und HP riskiert, wird ein Blade-Server mit Linux-Betriebssystem und Virtualisierungsfunktionen vermutet. Was Juniper von dem Vorstoß des Konkurrenten hält, brachte Firmengründer und CTO Pradeep Sindhu auf der Analystenveranstaltung klar zum Ausdruck: Veränderungen würden nicht von Firmen gebracht, die 75 bis 80 Prozent Marktanteil aufweisen, da sie kein Interesse an einer Veränderung des Status Quo haben, wird der Topmanager von US-Medien zitiert.