FRAMINGHAM (IDG) - Darauf hatte die Branche lange gewartet: AT&T kündigte jetzt die Gründung einer eigenständigen Software-Division an. Die oft kritisierte Interessenvermischung zwischen Hardwarehersteller und Unix-Lizenzgeber ist damit - zumindest auf dem Papier - aufgehoben.
Kommentiert Lawrence Dooling, designierter President des neuen Geschäftsbereichs, den organisatorischen Schritt: "Die Lizenznehmer müssen sicher sein können, daß es sich um ein separates Produckt handelt - sauber getrennt vom Unternehmensbereich Datensysteme."
Nichtsdestoweniger bleibt der ehemalige Vice President Marketing und Sales-Support in der Data Systems Group dem Datensysteme-Chef Robert Kavner unterstellt. Kavner dachte bereits im Mai vergangenen Jahres-kurz nachdem er den Data-Systems-Vorsitz übernommen hatte-laut über eine Trennung zwischen Hard- und Software-Geschäft nach.
Aufgaben der Unix-Software-Division sind die Konsolidierung aller Unix-Operationen in den USA, in Europa und im pazifischen Raum sowie die Entwicklung, Vermarktung und Lizenzierung der Unix-System-V-Software. Außerdem zeichnet der neue Unternehmensbereich auch für die grafische Benutzerschnittstelle Open Look verantwortlich.
Gegenüber der "Computerworld" nannte Dooling die Maximierung des Unix-Software-Umsatzes als sein Ziel. Vor allem aber fühle er sich von den Lizenznehmern und den Kritikern der AT&T-Politik in die Pflicht genommen. Durch eine repressivere Lizenzpolitik sowie die finanzielle Beteiligung am Sparc-Chip-Entwickler Sun Microsystems hatte die Unix-Mutter AT&T sich dem Verdacht ausgesetzt, eine Closed-Shop-Strategie zu verfolgen.
Dooling äußerte die Hoffnung, ein separater Software-Bereich werde den Unmut der Hardware-Konkurrenz beschwichtigen. Beispielsweise könnten die Proteste gegen öffentliche Aufträge an AT&T verstummen, wenn nunmehr Unix-Software und -Support für alle Lizenznehmer gleichermaßen verfügbar seien.