Apps für Apples Datenbrille

Apple Vision Pro goes Business

15.04.2024 von Manfred Bremmer
Ähnlich wie Microsoft mit der Hololens schickt sich nun auch Apple an, die Vorteile seiner MR-Brille Vision Pro im Business-Umfeld zu propagieren.
Apple Vision Pro - das Pro steht für Professional.
Foto: Apple

Zwei Monate nach dem Verkaufsstart der Apple Vision Pro in den USA entwickelt sich das Ökosystem um die Mixed-Reality-Brille allmählich - Grund genug für Apple, in einem News-Beitrag einen Überblick über erste Business-Apps und Anwendungsszenarien bei Unternehmen zu geben.

"Es gibt enorme Möglichkeiten für Unternehmen, sich auszumalen, was mit Apple Vision Pro bei der Arbeit möglich ist", erklärt Susan Prescott, Vice President Worldwide Developer Relations and Enterprise Marketing bei Apple. "In Kombination mit Enterprise-Features wie dem in visionOS integrierten Mobile Device Management glauben wir, dass Spatial Computing das Potenzial hat, Branchen auf der ganzen Welt zu revolutionieren."

Maßgeschneiderte virtuelle Arbeitsbereiche

Unterstützt wird Apple bei diesem Ziel von zahlreichen Apps, die Hersteller, aber auch Anwenderunternehmen bereits für die Datenbrille entwickelt haben. So gibt es bereits einige Productivity-Apps, die Spatial Computing unterstützen, um digitale Inhalte mit der physischen Welt zu verschmelzen und so ein riesiges virtuelles 4K-Display als Arbeitsfläche zu schaffen.

Als ein prominentes Beispiel aus dem Enterprise-Bereich verweist Apple hier auf die SAP Analytics Cloud. Auf der Apple Vision Pro ermögliche die App es Mitarbeitern und Führungskräften, sofort auf ihr Daten-Dashboard zuzugreifen und ihre wichtigsten Geschäftsabläufe, Apps und Karten übersichtlich in ihrem Bereich anzuordnen. Außerdem können sie die Daten mit kontextbezogenen 3D-Karten und Grafiken vertiefen, um neue Erkenntnisse zu gewinnen.

"Apple Vision Pro ist ein revolutionäres Gerät, und wir sind begeistert, dass wir die Fähigkeiten des Spatial Computing mit SAP Analytics Cloud und SAP Mobile Start nutzen können", lässt sich Philipp Herzig, Chief AI Officer SAP SE, von Apple zitieren. Die Analystics Cloud ist dabei nicht die einzige SAP-App, die es auf die Vision Pro geschafft hat - SAP Mobile Start ist auch verfügbar.

Mit SAP Analytics Cloud auf der Apple Vision Pro können Benutzer ihre wichtigsten Geschäftsabläufe und Anwendungen in ihrem physischen Raum anordnen und dabei kontextbezogene 3D-Karten und -Grafiken verwenden.
Foto: SAP

Produktivitäts-Suite mit Schönheitsfehler

Relativ früh hat auch Microsoft seine Produktivitäts-Apps von Microsoft 365 und den KI-Begleiter Copilot an die Apple Vision Pro angepasst. Ein wichtiger Vorteil bei der Nutzung mit der Datenbrille, so Microsoft: Mit lebensgroßen Fenstern, die im Raum angeordnet werden, können Nutzer in Teams einfach zwischen Meetings, Chats und geteilten Inhalten wechseln und die Hilfe von Copilot in Anspruch nehmen.

"Spatial Computing hat es uns ermöglicht, die Art und Weise, wie Berufstätige produktiv sein und intelligent arbeiten können, mit der Kraft der KI neu zu denken", erklärt Nicole Herskowitz, Vice President, Microsoft 365 und Teams. "Mit Microsoft 365 und Teams auf der Apple Vision Pro bewegt sich dein Büro mit dir und ermöglicht es den Nutzern, Apps nebeneinander auf einer unendlichen Leinwand mit Spatial Computing für unglaubliches Multitasking und Zusammenarbeit zu betrachten."

Ein - nicht unerheblicher - Schönheitsfehler wird dabei leider verschwiegen: Auch nach zwei Monaten ist der Microsoft Authentificator nicht für visionOS verfügbar, womit die Nutzung von Microsoft 365 auf der Apple Vision Pro für die meisten Enterprise-Kunden ausfällt.

Multitasking zwischen Microsoft 365 Produktivitätsanwendungen ist mit der Apple Vision Pro ein Kinderspiel - wenn man sich nicht authentifizieren muss.
Foto: Microsoft

Als weitere Productivity-Apps stehen für Apples Datenbrille unter anderem Webex, Zoom und Box bereit.

Alle Messwerte im Blick

Auch in Bereichen wie Design und Collaboration, Training und Simulation stößt das Spatial-Computing-Konzept laut Apple auf Interesse. So ermögliche etwa die App Porsche Race Engineer Renningenieuren eine völlig neue Art der Zusammenarbeit, indem sie auf der Vision Pro kritische Messwerte wie Geschwindigkeit und Bremsen mit den Streckenbedingungen sowie der Fahrzeugposition kombiniert und mit Live-Videos vom Armaturenbrett des Fahrzeugs erweitert.

Die Apple Vision Pro bietet den Porsche-Ingenieuren eine neue Möglichkeit, remote mit Echtzeitdaten zusammenzuarbeiten.
Foto: Porsche

Mit den Nvidia Omniverse Cloud-APIs wiederum können Entwickler massive 3D-Engineering- und Simulationsdatensätze aus der Cloud auf die Apple Vision Pro streamen. Dank hochauflösender Displays und leistungsstarker Sensoren seien Entwicklern und Designern so in der Lage, detaillierte, immersive Renderings und Visualisierungen zu erstellen, die in Echtzeit betrachtet und bearbeitet werden können, so Apple.

"Die Industrien der Welt arbeiten mit Hochdruck daran, digitale Zwillinge von Produkten, Anlagen und Prozessen zu erstellen, um Entwürfe besser testen und optimieren zu können, bevor sie in der realen Welt gebaut werden", erklärt Rev Lebaredian, Vizepräsident für Omniverse und Simulationstechnologie bei Nvidia, dazu. "Unternehmen können jetzt die Leistung und die Fähigkeiten von Apple Vision Pro und die physikalisch exakten Renderings von OpenUSD-Inhalten mit dem beschleunigten Computing von Nvidia kombinieren, um die nächste Generation immersiver digitaler Erfahrungen zu ermöglichen."

Mit den neuen Omniverse Cloud APIs von NVIDIA können Entwickler komplexe 3D-Assets aus der Cloud an Apple Vision Pro übertragen.
Foto: NVIDIA

Daneben nutzt etwa Lowe's Style Studio die Spatial-Computing-Fähigkeiten der Datenbrille, um Kunden dabei zu helfen, ihre Traumküche zu visualisieren und zu entwerfen. Die App JigSpace ermöglicht eine intuitive, praxisnahe Inspektion und mühelose Zusammenarbeit, um Nutzern zu helfen, komplexe Ideen, Produkte und Prozesse mit räumlichem Kontext zu vermitteln.

EnBW (Energie Baden-Württemberg AG) wiederum sorgt mit der Portierung seiner REVisAR-App auf die Apple Vision Pro dafür Entwürfe von Infrastrukturprojekten wie Windkraftanlagen, Solarparks oder Ladestationen besser zu visualisieren.

Training am virtuellen Triebwerk

Auch bei Trainings- und Simulationszwecken kommt die Datenbrille bereits zum Einsatz, berichtet Apple. So übt KLM die technische Wartung von neuen Triebwerksmodellen künftig mit Spatial Computing auf der Vision Pro, bevor sich die Techniker an echte Flugzeuge wagen. Die Engine Shop App geht dazu die gesamte Aufgabe mit dem Techniker Schritt für Schritt durch und blendet detaillierte Reparaturanweisungen auf einem 3D-Modell des Triebwerks ein. Auf diese Weise werden Fehler reduziert und die Zufriedenheit der Mitarbeiter mit ihrer Arbeit erhöht, während gleichzeitig wertvolle Zeit gespart und die Durchlaufzeiten der Flugzeuge verkürzt werden.

"Wir sehen in Apple Vision Pro einen enormen Mehrwert, der die Verfügbarkeit und den Betrieb unserer Flotte verbessern wird", erklärt Bob Tulleken, Vice President of Operations Decision Support bei KLM. "Die Schulung unserer Mitarbeiter mit Spatial Computing wird zu weniger kostspieligen Fehlern führen, weil die aktuellsten Informationen, die sie für ihre Arbeit benötigen, direkt vor ihnen liegen, während sie die Aufgabe ausführen. Das bedeutet, dass wir nicht nur wesentlich effizienter arbeiten, sondern auch ein besseres Arbeitsumfeld für unsere Mitarbeiter schaffen, damit sie erfolgreich sind."

Durch Spatial Computing wie mit der App Engine Shop von KLM wird die technische Wartung erheblich verbessert.
Foto: KLM

Virtuelle Unterstützung

Beim Thema geführtes Arbeiten tut sich unter anderem Resolve hervor: Anstatt statische Papierpläne zu verwenden, können Gebäudetechniker mit der gleichnamigen App hochdetaillierte Pläne und 3D-Modelle auf der Apple Vision Pro ansehen, korrigieren und kommentieren, was den gesamten Lebenszyklus eines Bauprojekts verbessert.

Die von About Objects und DigitalCM entwickelte App FireOps markiert Apple zufolge wiederum einen Wendepunkt im Management von Katastrophenschutzeinsätzen, indem sie eine einheitliche operative Ansicht von Einsatzplänen bieten und damit über ein Dutzend Verfahren drastisch vereinfacht. Dies verbessert die Koordination und Entscheidungsfindung zwischen allen Beteiligten und stellt sicher, dass die Einsatzkräfte besser vernetzt, informiert und vorbereitet sind als je zuvor.

Weitere Apps im Bereich geführtes Arbeiten sind unter anderem TeamViewer Spatial Support - damit können Experten remote zugeschaltete vor Ort befindliche Servicetechniker bei Reparatur- und Wartungsprozessen anleiten.

BILT wiederum unterstützt interaktive 3D-Anweisungen mit Sprach-, Text- und animierten Anleitungen für Tausende von Produkten und ermöglicht so eine Vielzahl von Arbeitsabläufen.