Bildungsmesse Didacta

Apple und Microsoft werben um Lehrer und Schüler

25.03.2014
Auf der Bildungsmesse Didacta stellen große IT-Konzerne Angebote für den Unterricht vom Kindergarten bis zur Berufsschule vor. Der Philologenverband freut sich über digitale Hilfen, warnt aber auch vor Abhängigkeiten.
Foto: Didacta/Messe Stuttgart

Das Geschäft mit der schulischen Bildung ist in Deutschland ein Markt von 419 Millionen Euro - und zugleich Türöffner für den Zugang zur Kundschaft von morgen. Auf der Stuttgarter Bildungsmesse Didacta präsentieren sich denn auch die großen Firmen der IT-Branche, um für ihre Angebote zu werben. Lehrer betrachten das Engagement von Microsoft oder Apple mit ambivalenten Gefühlen. Einig ist sich die Branche, dass auch die beste Plattform für digitale Wissensvermittlung den persönlichen Unterricht nicht ersetzen kann.

"Wir werden es nicht erleben, dass der gesamte Unterricht in die Cloud verlegt wird", sagt Marianne Janik, die bei Microsoft Deutschland für den öffentlichen Sektor zuständig ist. Die Cloud ist ein System weltweit verteilter Rechenzentren, die ihre Inhalte oder andere Dienste über das Internet bereitstellen.

"Aber wir werden in den nächsten drei bis fünf Jahren sehen, dass der traditionelle Unterricht im Klassenzimmer revolutioniert wird." Janik erwartet, dass die reine Wissensvermittlung zunehmend im Internet stattfindet - der Transfer mit Übungen im Miteinander von Schülern und Lehrern werde weiter im Klassenzimmer stattfinden.

Zur Didacta stellt Microsoft mit dem Schulbuchverlag Cornelsen eine neue Unterrichtsplattform namens Scook vor. Dort können Lehrer auf digitale Ausgaben aller rund 300 Schulbücher des Verlags zugreifen und von jedem Ort aus für ihre Unterrichtsvorbereitung nutzen - sofern sie die Printausgabe gekauft haben. Microsoft hat die Internet-Plattform eingerichtet und integriert dort seine auf die Online-Nutzung ausgerichtete Büroverwaltungssoftware Office 365. Später soll die Plattform auch für Schüler geöffnet werden.

Das digitale Klassenzimmer als Wunschtraum sei für zahlreiche Schüler in Deutschland schon heute Wirklichkeit, heißt es bei Apple, wo das iPad als Lernplattform betrachtet wird. Regelmäßig eingesetzt wird der Tablet-Computer an 160 Schulen - das sind 0,5 Prozent aller Schulen. Auf der Didacta wird demonstriert, wie er vom Kindergarten über Grundschule und Sekundarstufe II bis zur Berufsschule genutzt werden kann. An verfügbaren Lerninhalten führt Apple mehr als 65 000 Apps und mehr als 500 000 kostenlose Vorlesungen oder Videos bei iTunes U an, der Unterrichtsplattform im Apple-Shop iTunes.

Und wer zahlt das mehrere hundert Euro teuere iPad, wenn es als Lernmittel in der Schule eingeführt wird? Das sei eine von vielen offenen Fragen, antwortet Cord Santelmann. Der Referent für Medien und Informationstechnologie im Philologenverband Baden-Württemberg, in dem vorwiegend Gymnasiallehrer organisiert sind, betrachtet die Didacta-Auftritte der IT-Giganten mit gemischten Gefühlen. Ein anderer kritischer Punkt: Da alle Apps für das iPad von Apple gebilligt werden müssten, finde letztlich eine inhaltliche Kontrolle durch den Anbieter statt.

Lern-Apps
Spielend lernen mit den richtigen Apps
1. Little Fox
Wer kleine Kinder hat, die nicht länger als ein paar Minuten still halten können, sollten es mit dem interaktiven Liederbuch “Kleiner Fuchs Kinderlieder” für iPad versuchen. Die Kombination aus ruhiger Musik, schönen Grafiken und lustigen Interaktionsmöglichkeiten kann wahre Wunder bei unruhigen Kindern bewirken.
2. Die Kuh macht Muh
“Die Kuh macht Muh” ist eine einfache App, die ohne viel Schnickschnack auskommt und für kleine Babys gedacht ist, die die Tierwelt entdecken möchten. Preis: Kostenlos (zusätzliche Features als In-App-Käufe verfügbar)
3. Das ist mein Koerper
Bei “Das ist mein Körper” handelt es sich um eine erstklassige, liebevoll gemachte Anatomie-App, bei der spielerisches Lernen, Lachen und Spaß an erster Stelle steht.
4. Toca Doctor
“Toca Doctor” ist eine wunderschöne iOS-App, mit der sich kleine Kinder ab drei Jahren stundenlang amüsieren können. Sie bietet zahlreiche Rätsel und Mini-Spiele im menschlichen Körper und wurde offensichtlich mit viel Liebe zum Detail gemacht.
5. Wo schlumpft Schlaubi
“Wo schlumpft Schlaubi?” für iPad implementiert ein klassisches Suchspiel, das nach wie vor unter Kindern sehr beliebt ist. Mit der großen Sammlung kniffliger Wimmelsuchbilder von den Schlüpfen können sich Kinder stundenlang in aller Ruhe allein beschäftigen - und dabei ihre Konzentrationsfähigkeit trainieren.
6. Mathboard
“Mathboard” ist eine tolle Lern-App für iPad, um Kindern mathematische Erkenntnisse näher bringen zu können. Sie kommt in einem besonders schicken und anspruchsvollen UI-Design daher, das eine virtuelle Tafel darstellt und sofort ins Auge sticht. Aber auch die Funktionalität der App überzeugt mit vielen Aufgaben und Hilfsfunktionen.
7. Move the Turtle
“Move the Turtle” bietet einen einfachen und effizienten Weg, kleinen Kindern das Programmieren beizubringen. Durch durchdachte Übungen und Aufgaben lernen sie die Grundkonzepte der funktionalen Programmierung und fördern das logische Denken - ein Muss für jeden Geek-Dad.
8. Star Walk
“Star Walk for iPad” stellt eine hervorragende Astronomie-App dar, die in Sachen Design, Inhalt und Funktionalität kaum Wünsche offen lässt. Hobby-Sterngucker, egal ob groß oder klein, werden sie sicherlich geniessen und schnell zu schätzen wissen.

Lehrer begrüßen es nach den Worten Santelmanns, wenn Lehrbuchinhalte digital zur Verfügung gestellt würden. "Es ist aber trotzdem zwiespältig, wenn man sich als Lehrkraft ebenso wie als staatliche Schulverwaltung in ein Vertragsverhältnis mit privaten Firmen begibt, das dann automatisch Abhängigkeiten erzeugt."

"Es geht nicht darum, Verlage und IT-Firmen auszubooten", sagt der Lehrer für Französisch, Spanisch und Geschichte am Karl-von-Frisch-Gymnasium in Dußlingen (Kreis Tübingen). "Aber es sollte vom Staat geförderte Open-Source-Bildungsprojekte geben." Bei solchen Projekten kann jeder Nutzer in den Quellcode einer Software schauen und diese frei an eigene Bedürfnisse anpassen. Das Pendant bei den Inhalten sind "Open-Educational-Resources" - frei verfügbare Lernmaterialien, die von den Nutzern weiterentwickelt werden. (dpa/mb)