So klappt die Integration von SaaS-Tools

APIs, WebHooks und mehr

11.03.2015 von Diego Wyllie
Wer immer noch glaubt, SaaS-Tools würden sich nur schwer integrieren lassen, der täuscht sich. Die Cloud bietet heute zahlreiche Integrationsmöglichkeiten. Im Folgenden eine Vorstellung verschiedener Methoden, wie man SaaS-Dienste integrieren kann, um individuelle Prozesse besser abzubilden.

Das Thema mangelnde Integrationsmöglichkeiten war vor einigen Jahren, als Cloud Computing nur ein Trendwort war und die ersten SaaS-Dienste auf den Markt kamen, einer der zentralen Nachteile, die Cloud-Skeptiker bei der Diskussion "On-Premise vs. On-Demand" genannt haben. Damals ist es in der Tat recht kompliziert bis unmöglich gewesen, Online-Anwendungen und eigene Systeme beziehungsweise weitere Business-Apps von Drittanbietern miteinander zu integrieren. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Egal ob soziale Netzwerke wie Twitter, Youtube und Facebook, Produktivitätslösungen wie Dropbox und Evernote oder Web-basierte Business-Lösungen wie Salesforce.com: Online-Dienste, die eine kritische Masse erreicht haben, verfügen über offene Programmierschnittstellen, die zu ihrem Erfolg erheblich beigetragen haben. Sogenannte APIs (Application Programming Interface) ermöglichen es Drittentwicklern, auf die Daten und Funktionen eines Web-Services zuzugreifen. Als treibende Kraft des kollaborativen Web 2.0 haben sie für die Entstehung unzähliger Mashup-Dienste und neuartiger Angebote gesorgt.

Foto: Bloom Design, Shutterstock.com

Evernote und Salesforce.com zeigen nun eindrucksvoll, wie weit die Vernetzung von Online-Anwendungen heutzutage gehen kann. Solche Dienste sind inzwischen zu riesigen Software-Ökosystemen geworden, in denen die verschiedensten Lösungen miteinander verbunden werden können. Von dieser Entwicklung können alle Beteiligten profitieren. Der Hersteller kann mithilfe einer offenen Plattform, die sich leicht mit anderen Lösungen integrieren lässt, neue Vertriebswege erschließen. Drittanbieter können die Kernfunktionalität ihrer Dienste erweitern, ohne die gleichen Features selbst implementieren zu müssen. Und der Kunde profitiert davon, dass er seine Prozesse besser abbilden und somit einen höheren Nutzen erzielen kann.

Native Integrationen

Es gibt verschiedene Wege, zwei oder mehrere Cloud-Dienste miteinander zu integrieren. Eine offene API und native Integrationen von Drittanwendungen sind heutzutage bei professionellen SaaS-Diensten, egal ob im Privat- oder Business-Bereich, ein absolutes Muss. Native Integrationen, die der SaaS-Provider selbst implementiert, haben den Vorteil, dass man als Kunde den externen Dienst bloß in der App autorisieren muss und sofort starten kann. Solche Integrationen bieten vor allem dann einen besonders hohen Kundennutzen, wenn die Integration von den beiden Unternehmen im Rahmen einer geschäftlichen Kooperation erfolgt. So eine Initiative verspricht das bestmögliche Benutzererlebnis, denn die Hersteller sind in der Lage, ihre eigenen Anwendungen beliebig anzupassen, um eine möglichst nahtlose Integration zu realisieren.

Asana integriert Harvest-Zeiterfassung: Native Integrationen, die im Rahmen einer strategischen Kooperation zwischen SaaS-Anbietern realisiert werden, versprechen die beste Nutzererfahrung. Ein gutes Beispiel dafür ist die Integration der Time-Tracking-Lösung Harvest in Asana, das populäre Task-Management von Facebook-Mitgründer Dustin Moskovitz.

Ein gutes Beispiel für eine nahtlose Integration zwischen zwei Business-Apps aus der Cloud mit einem hohen Kundennutzen liefern die Task-Management-App Asana und der Time-Tracking-Service Harvest. Beide Unternehmen gehören zu den Marktführern in ihren jeweiligen Segmenten. Wie das Unternehmen von Facebook-Mitgründer Dustin Moskovitz selbst in seinem Blog erklärte, war Zeiterfassung eins der häufigsten Feature-Requests der Asana-Nutzer. Anstatt diese Funktionalität selbst zu implementieren, hat das Unternehmen Harvest direkt in seine App integriert. Asana-Nutzer, die über einen Harvest-Account verfügen, können ihre Arbeitszeiten bequem in Asana erfassen, was in Sachen User Experience kaum besser sein könnte.

WebHooks

WebHooks werden in letzter Zeit immer beliebter. Wie die Wikipedia verrät handelt es sich dabei um "ein nicht-standardisiertes Verfahren zur Kommunikation von Servern, das im Rahmen des verteilten Rechnens oder der Nachrichtenorientierten Middleware stattfindet." So ermöglicht es diese moderne Technik, einem Server mitzuteilen, dass ein bestimmtes Ereignis eingetreten ist, um eine Reaktion auf das Ereignis auszulösen. Damit bieten WebHooks einen einfachen Weg, Service-übergreifende Prozesse auf schnelle Weise und ohne technisches Know-How zu implementieren.

WebHooks sind stark im Kommen: WebHooks bieten einen einfachen Weg, individuelle Integrationen zu realisieren – und das ohne Programmierkenntnisse.

Die Anwendungsszenarien sind dabei extrem vielfaltig. Moderne Chat-Dienste für Unternehmen wie HipChat und Slack zum Beispiel nutzen WebHooks, um automatische Benachrichtigungen von externen Diensten in einem vordefinierten Chatraum anzuzeigen. So kann ein Team, das HipChat beziehungsweise Slack zur Kommunikation nutzt, automatisch benachrichtigt werden, wenn ein neues Support-Ticktet in seiner Help-Desk-Software erstellt wird, oder wenn eine neue Aufgabe in dem Projektmanagement-System seiner Wahl kreiert wird. WebHooks haben den Vorteil, dass sie für den Softwarehersteller relativ leicht zu implementieren und für den User einfach zu konfigurieren sind. Diese Technik steckt zwar noch in den Kinderschuhen und wird primär von Early Adopters und technikaffinen Anwendern verwendet. Doch mit dem unaufhaltsamen Trend zur digitalen Vernetzung - Industrie 4.0, Car IT, Internet der Dinge, und so weiter - werden WebHooks voraussichtlich immer weiter an Bedeutung gewinnen.

Integrationen nach dem Baukastenprinzip

Wie weit die Vernetzung von Online-Diensten in der heutigen Cloud gehen kann, zeigen moderne Online-Dienste wie IFTTT ("If This Then That") und Zappier, die stark auf WebHooks setzen. Damit werden Cloud-Anwender in die Lage versetzt, zahlreiche Online-Services miteinander zu verknüpfen - auf einfache und schnelle Art und Weise und ohne Programmierkenntnisse. "Wenn ich ein neues Instagram-Photo erstelle, dann speichere es in meine Dropbox", "Wenn mir ein neuer User auf Twitter folgt, dann sende ihm eine Willkommensnachricht", Mit IFTTT und Zappier lassen sich solche Prozesse leicht automatisieren. Jeder in diesen Anwendungen integrierbare Service bietet eine eigene Schnittstelle mit sinnvollen Parametern, die der Anwender nach Belieben verwenden kann. Auf diesem Wege lassen sich individuelle "Rezepte" für Prozessautomatisierungen erstellen. Während IFTTT sich sowohl an Privat- als auch an Business-Anwender richtet, ist Zapier exklusiv für den Business-Einsatz konzipiert. Weitere Automatisierungsdienste, die speziell für Unternehmen konzipiert sind und mit Zapier konkurrieren, sind etwa CloudWork, das vom SaaS-Portal-Anbieter GetApp angeboten wird, und Elastic.io.

Einfache Prozessautomatisierung: Mit IFTTT ("If This Then That") lassen sich über 140 Online-Dienste flexibel miteinander integrieren.

REST-basierte APIs

Professionelle SaaS-Dienste müssen aktuell über eine offene Programmierschnittstelle verfügen, die es Drittentwicklern ermöglicht, auf Dienste und Daten des Systems zuzugreifen. Bei den meisten Diensten werden diese angeboten, um die Funktionalität zu erweitern. Bei einigen Business-Lösungen, so zum Beispiel im Falle moderner Business-Intelligence-Tools aus der Cloud, spielen sie dagegen eine entscheidende Rolle. Denn solche Anwendungen erlauben dem Nutzer beliebige Daten aus zahlreichen Online-Diensten auf einem zentralen Web-Dashboard zu visualisieren. Ohne entsprechende APIs wären diese Produkte schlicht und einfach unbrauchbar.

In den letzten Jahren haben sich REST-basierte APIs als Defacto-Standard etabliert. REST ist ein modernes Programmierparadigma für Webanwendungen, das eine einfachere Alternative zu ähnlichen Verfahren wie SOAP und Web-Services, die in der PC-Ära, vor allem im Enterprise-Bereich, zwar weiterverbreitet waren, aber sich nie wirklich durchsetzen konnten. REST-basierte APIs sind inzwischen bei Consumer- und Business-Apps gleichermaßen beliebt. Dabei hat das Datenaustauschformat JSON das bei Web-Services eingesetzte XML-Format fast vollständig abgelöst.

Eine gute API-Dokumentation ist Pflicht: Bei modernen APIs ist eine ausführliche und leicht verständliche Dokumentation unabdingbar. Der deutsche Payments-Provider Paymill zeigt eindrucksvoll, wie eine professionelle API-Dokumentation ausschaut.

Wer über technisches Know-How verfügt, kann mithilfe einer API SaaS-Dienste mit eigenen Anwendungen flexibel einzubinden. Hinzu kommt die Möglichkeit, individuelle Prozesse zu implementieren, sowie Daten in externe Systeme zu exportieren. Eine professionelle API muss dabei eine möglichst detaillierte und klare Dokumentation bieten, die dem API-Anwender erklärt, wie die angebotenen Services (oft "Endpoints" genannt) zu verwenden sind. Wie eine professionelle API-Referenz aussehen kann, zeigt zum Beispiel der deutsche Payment-Provider Paymill. Darüber hinaus muss eine offene API heute über professionelle Mechanismen verfügen, die eine sichere Authentifizierung der Anwender garantieren. HTTP-Authentifizierung, SSL-Verschlüsselung und OAuth sind einige der wichtigsten Sicherheitsmechanismen, die auf dem SaaS-Markt zum Einsatz kommen (vergleiche dazu "SaaS-Sicherheit: Fünf wichtige Punkte, die Kunden beachten sollten").

Schnellere Integrationsprozesse dank SDKs

Um die Arbeit der Anwendungsentwickler zu vereinfachen stellen viele API-Anbieter Code-Bibliotheken und SDKs (Software Development Kit) bereit. Diese richten sich ausschließlich an Software-Experte und dienen in erster Linie dazu, den Integrationsprozess zu beschleunigen und den Implementierungsaufwand auf ein Minimum zu reduzieren. So bietet zum Beispiel Mixpanel, ein anspruchsvoller Analytics-Dienst für Web und Mobile, SDKs für JavaScript, iOS, Android, mit denen Entwickler sofort loslegen können. Mit nur wenigen Zeilen Code können sie das volle Potenzial der Lösung ausschöpfen. Ein weiteres, gutes Beispiel dafür, was für eine wichtige Rolle ein SDK heutzutage spielen kann, ist Twitter Fabric. Das ist ein neues, vielversprechendes SDK für mobile Apps, das der Microblogging-Dienst diese Woche auf seiner Entwickler-Konferenz präsentierte. Fabric soll viele nützliche Werkzeuge bündeln, die die Integration von Twitter-Diensten besonders einfach machen soll. Dabei verfolgt Twitter das Ziel, in möglichst jeder Mobile-App integriert zu sein.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag von toolsmag.de. (mhr)