AOL Time Warner räumt mögliche Fehlbuchungen ein

16.08.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach Rücksprache mit ihren Beratern haben auch Richard Parsons und Wayne Pace, CEO (Chief Executive Officer) und CFO (Chief Financial Officer) von AOL Time Warner, ihre von der US-Börsenaufsicht geforderten Eide auf die aktuelle Bilanz ihres Unternehmens geleistet. Mit einem kleinen Vorbehalt allerdings: Der Konzern räumte ein, dass seine Online-Tochter America Online (AOL) möglicherweise über sechs Quartale bis Ende März 2002 Einnahmen von insgesamt 49 Millionen Dollar falsch verbucht habe.

Im Vergleich zu den Skandalen bei Enron oder Worldcom handelt es sich bei der genannten Summe, die weniger als ein halbes Prozent von AOLs Werbeumsatz ausmacht, allerdings eher um die sprichwörtlichen "Peanuts". AOL Time Warner prüft nach eigenen Angaben derzeit intern bestimmte Transaktionen bei AOL, die möglicherweise dazu führen, dass Ergebnisse der Vergangenheit revidiert werden müssen. Parsons erklärte gegenüber der Belegschaft, das Unternehmen habe bereits neue Kontrollmechanismen etabliert, die Missbrauch für die Zukunft ausschlössen. "Es gibt in diesem Unternehmen keinen Raum mehr für irgendein unethisches Verhalten", schrieb er in einem E-Mail.

In der vergangenen Woche war David Colburn, Executive Vice President und oberster "Dealmaker" von America Online, aus dem Unternehmen ausgeschieden. Bislang ist nicht bekannt, ob der Manager, der zahlreiche Werbe- und Commerce-Geschäfte angeleiert hatte, gefeuert wurde oder selbst gekündigt hat. (tc)