BARC BI Monitor

Anwender wollen Daten aufräumen und visualisieren

16.03.2016 von Martin Bayer
Daten visualisieren, die Datenqualität sichern und Self-Service BI – das sind die wichtigen Themen im Business-Intelligence-Umfeld (BI), so das Ergebnis des „BI Trend Monitor 2016“ von BARC. Cloud BI spielt derzeit für die Anwender kaum eine Rolle, könnte aus Sicht der Anbieter und Analysten aber im Laufe des Jahres wichtiger werden.

Der Fokus von Business-Intelligence-Anwendern liegt derzeit vor allem darauf, Daten zu visualisieren, das Management der Datenqualität in den Griff zu bekommen und Self-Service-BI-Funktionen zu implementieren. Das ist das Ergebnis des aktuellen BI Trend Monitors 2016 des Business Application Research Center (BARC), für den die Analysten weltweit rund 2800 Anwender, Berater und Softwarehersteller befragt haben. Während die Anwender die oben genannten Themen auf einer Wichtigkeitsskala von 0 (überhaupt nicht wichtig) bis 10 (sehr wichtig) mit 7,0 beziehungsweise 6,9 bewertet haben, wurden andere Bereiche wie Cloud BI und Software as a Service (SaaS) sowie Data Labs und Data Science mit Werten von 4,0 als deutlich unwichtiger eingestuft.

Auf einer Skala von 0 (überhaupt nicht wichtig) bis 10 (sehr wichtig) zeigt der BI Trend Monitor 2016 von BARC, welche Themen die knapp 2800 befragten Anwender, Anbieter und Berater in Sachen Business Intelligence derzeit für wichtig erachten.
Foto: BARC

Allerdings gibt es auch deutliche Unterschiede, wie relevant einzelne Themen eingeschätzt werden. Während Cloud BI bei den Anwendern derzeit praktisch keine Rolle spielt, sehen die Anbieter dieses Thema als wichtigen Trend an. Auch die BARC-Experten gehen davon aus, dass BI aus der Cloud im Laufe des Jahres an Fahrt aufnehmen könnte. BARC-Geschäftsführer Carsten Bange verweist in diesem Zusammenhang auf "Cloud for Analytics" (C4A), ein neues BI-Cloud-Paket von SAP, das dem Thema zusätzlichen Schwung geben dürfte. Auch Initiativen rund um die deutsche Cloud wie beispielsweise von Microsoft könnten das Ganze unterstützen.

Neue Dashboards für bessere Information

Die Tatsache, dass die Visualisierung in der Wichtigkeitsskala ganz oben steht, macht aus Sicht der Analysten deutlich, dass die Bedeutung von Datenanalysen in den Unternehmen wächst. Tabellen und statische Charts eigneten sich heute nicht mehr, mit der Fülle von Daten zurechtzukommen. Interaktive, flexible und einfach zu bedienende Werkzeuge mit neuen Visualisierungsformen erlaubten es den Business-Usern, wichtige Informationen für Entscheidungen einfach und schnell aus ihren Datenbeständen herauszufiltern. Neben den Spezialisten für Datenvisualisierung würden derzeit auch die klassischen BI-Anbieter verstärkt daran arbeiten ihre User-Interfaces und Dashboards zu modernisieren.

Business Intelligence: Die Trend-Top-Ten 2016
10. Neue Technologien
Es gibt eine Reihe neuer Technologien im Ökosystem der Business Intelligence. Mit ihrer Markteinführung werden auch Lücken sichtbar, die es noch zu füllen gilt. Neu gegründete Unternehmen werden genau das tun. Hadoop-Beschleuniger, NoSQL-Datenintegration, Integration von Daten des Internet der Dinge, verbesserte Social-Media - alles Ansatzpunkte für neue Start-Ups. In 2016 werden wir den Aufstieg dieser „Lückenfüller“ und damit einhergehend eine Konsolidierung des Marktes beobachten können. Unternehmen werden sich zunehmend vom Ansatz der Einzellösung verabschieden und auf einen offenes und flexibles Arsenal setzen, das neue Technologien beinhaltet.
9. Daten aus dem Internet der Dinge
Das Internet der Dinge (IoT) schickt sich an, 2016 den Mainstream zu erobern. Es scheint so, als hätte bald alles einen Sensor, der nach Hause telefoniert. Man muss sich nur die Masse an Daten vorstellen, die von Mobilgeräten rund um die Uhr erzeugt werden. Mit dem Wachstum des IoT-Datenbestands steigt auch das Potenzial für neue Erkenntnisse. Firmen werden nach Mitteln und Wegen suchen, Anwender Daten erforschen und ihre Ergebnisse teilen zu lassen - und das auf sichere, geregelte und interaktive Art und Weise.
8. Mobile Analytik-Lösungen werden eigenständig
Die Mobile Analytik ist erwachsen geworden. Sie ist nicht länger nur eine Schnittstelle der herkömmlichen Business-Intelligence-Produkte. In 2015 kamen Produkte auf den Markt, die eine fließende, auf Mobilgeräte optimierte Benutzererfahrung boten. Unterwegs mit Daten zu arbeiten wird von einer lästigen Pflicht zu einem dynamisch integrierten Teil des Analyseprozesses.
7. Kompetenzzentren für Analytik spielen zentrale Rolle
Immer mehr Unternehmen werden Kompetenzzentren (CoE) einrichten, um die Verbreitung und Implementierung von Self-Service-Analytik zu fördern. Diese Zentren spielen eine kritische Rolle bei der Umsetzung einer datengesteuerten Unternehmenskultur. Durch Online-Foren und Einzeltraining versetzen sie auch Nicht-Experten in die Lage, Daten in ihre Entscheidungsprozesse einzubinden. Mit der Zeit führt dies dazu, dass sich die Arbeitsabläufe im gesamten Unternehmen auf Daten stützen und an ihnen orientieren.
6. Cloud-Daten und -Analytics starten durch
2015 war das Jahr, in dem die Cloud salonfähig wurde. Die Unternehmen merkten, dass die Speicherung von Daten in der Cloud einfach und sehr gut skalierbar ist; und dass man mit Cloud-Analytik sehr agil ist. Nicht zuletzt dank neuer Tools, die es einfacher machen Daten aus dem Web zu verwenden, werden 2016 noch mehr Unternehmen in die Cloud wandern. Die Early Adopter lernen jetzt schon von diesen Daten, und alle anderen stellen fest, dass sie besser nachziehen sollten. Mehr Unternehmen werden dank der Cloud größere Datenmengen schneller analysieren - die Cloud etabliert sich als unternehmenskritisches System.
5. Advanced Analytics nicht mehr nur für Analysten
Auch die Nicht-Analysten werden immer anspruchsvoller. Sie erwarten mehr als nur ein Diagramm, das auf ihren Daten aufsetzt, sondern tiefer gehende und sinnvolle analytische Möglichkeiten. Unternehmen werden Plattformen implementieren, mit denen Anwender statistische Methoden anwenden, eine Reihe von Fragen stellen und im Fluss ihrer Analyse bleiben können.
4. Datenintegration wird agiler
Viele Firmen verlangen heutzutage sehr viel Agilität im Controlling. Sie wollen den richtigen Mitarbeitern die richtigen Daten zur richtigen Zeit liefern. Das ist keine Kleinigkeit, da Daten an vielen verschiedenen Orten generiert und gespeichert werden. Datenquellenübergreifend zu arbeiten kann mühsam, unmöglich, oder beides zugleich sein. 2016 werden wir viele neue Wettbewerber mit Lösungen zur Datenintegration sehen. Dank ausgeklügelter Werkzeuge und ständig neu hinzukommenden Datenquellen werden Firmen sich davon verabschieden, alle Daten an ein und demselben Ort speichern zu wollen. Wer Daten erforschen will, wird dort auf die einzelnen Datensätze zugreifen, wo sie sich befinden und sie mit agileren Werkzeugen und Methoden kombinieren, verschmelzen oder verknüpfen.
3. Demokratisierung der Daten-Wertschöpfungskette
Self-Service Analytikwerkzeuge haben unsere Erwartungshaltung für immer verändert. In 2016 werden Nutzer eine Wertschöpfung aus dem gesamten Lebenszyklus von Daten anstreben, insbesondere durch den Eintritt der Milleniums-Generation in den Arbeitsmarkt. Für sich wiederholende Aufgabenstellungen müssen Geschäftsanwender bestimmte Daten spontan umformen können. Dementsprechend wird als natürliche Folge von Self-Service-Analytik die Nachfrage nach Self-Service-Tools zur Datenaufbereitung und Self-Service Data-Warehousing steigen. Diese Demokratisierung wird es uns ermöglichen, schnell auf Prioritätenwechsel zu reagieren.
2. Visuelle Statistik wird zur Weltsprache
Daten verändern den Diskurs in Chefetagen, den Medien und in sozialen Netzwerken. Menschen visualisieren ihre Daten, um Antworten auf Fragen zu suchen, Erkenntnisse zu gewinnen und ihre Geschichten mit anderen zu teilen, egal ob diese Datenexperten sind oder nicht. Mit dem Anstieg der Nutzung von Daten wird auch die Zahl der Anwender steigen, die geschäftliche oder persönliche Fragestellungen mithilfe von Daten beantworten. Arbeitgeber werden verstärkt nach Kandidaten suchen, die in der Lage sind, sich kritisch mit Daten auseinanderzusetzen. Die visuelle Analytik wird dabei als die gemeinsame Sprache dienen, mit der Menschen schnell zu Erkenntnissen gelangen, sinnvoll zusammenzuarbeiten und eine Community auf der Grundlage von Daten aufbauen können.
1. Governance & Self-Service-BI werden beste Freunde
Viele sehen Governance und Self-Service als natürliche Feinde an. Deshalb dürften auch Viele überrascht sein, die beiden friedlich nebeneinander grasen zu sehen. Es wächst zusammen, was zusammen gehört: die kulturelle Kluft zwischen Business und IT schließt sich. Die Unternehmen haben verstanden, dass richtig auf- und eingesetzte Sicherheit eine analytische Unternehmenskultur fördern und die Anforderungen der Business-Abteilungen erfüllen kann. Man setzt sich schließlich viel eher intensiv mit seinen Daten auseinander, wenn man zentrale, bereinigte Datenquellen zur Verfügung hat und weiß, dass sich jemand (IT) um Sicherheit und Performance kümmert.

Doch das schönste und beste Dashboard sei nichts wert, wenn die Datenbasis schlecht und fehlerhaft ist, warnen die BARC-Analysten. Diese Erkenntnis setze sich offenbar mehr und mehr in den Unternehmen durch. Zwar seien auch in der Vergangenheit schon zahlreiche Initiativen zur Verbesserung der Datenqualität in vielen Unternehmen gestartet worden. Doch diese Vorstöße seine oft im Laufe des Tagesgeschäft auf den Prioritätenlisten immer weiter nach unten gesackt. Das ändert sich offenbar, wie die hohe Wichtigkeitsbewertung des Themas Datenqualitäts-Management zeigt. Business Intelligence gebe keinen Sinn, ohne flankierende Maßnahmen für die Datenintegration und Datenqualität. Diese müssten allerdings auch mit dem notwendigen Nachdruck sowie den nötigen Ressourcen und Investitionen gestützt werden, mahnen die Experten.

Visualisierungs-Wahnsinn statt Excel-Wahnsinn

Schon länger auf der Wunschliste der Anwender steht auch das Thema Self-Service-BI. Gerade die Power-User in den Fachabteilungen verlangten Werkzeuge, mit deren Hilfe sie selbst Daten zusammenstellen und modellieren sowie eigene Reports und Auswertungen erstellen könnten. Mit der Ausbreitung von BI im Unternehmen wachsen allerdings auch die Anforderungen an die IT-Abteilungen. Die Kontrolle darüber, was die verschiedenen User mit den Daten anstellen, schwindet. Es gehe darum, die richtige Balance zwischen Flexibilität und Data Governance zu finden. Das sei aus Sicht der BARC-Analysten ein kritisches Element für den Erfolg von Self-Service-BI-Projekten. Anbietervertreter warnen davor, vom Excel-Wahnsinn in den Visualisierungs-Wahnsinn zu verfallen.