Weltweite CIO-Befragung

Anwender investieren trotz Krise in IT

15.01.2009 von Sabine Prehl
Massive Einschnitte sind selten, speziell in Europa und den USA bleiben die IT-Budgets gegenüber 2008 unverändert.

Trotz der der schwierigen wirtschaftlichen Lage gehen die IT-Ausgaben der Unternehmen in diesem Jahr nicht zurück. Das hat eine zwischen Mitte September und Mitte Dezember 2008 von Gartner betriebene weltweite Umfrage unter 1527 CIOs ergeben. Demnach bleiben die IT-Investitionen bei einem Drittel der CIOs - vornehmlich aus Europa und den USA - gegenüber 2008 unverändert. Insgesamt haben 46 Prozent ihre Budgets leicht erhöht und 21 Prozent haben sie gekürzt.

Damit werden die weltweiten IT-Ausgaben in diesem Jahr um durchschnittlich 0,16 Prozent, in Europa sogar um 0,48 Prozent steigen. In Deutschland sind die Budgets rückläufig, allerdings nur um 0,38 Prozent. "Die Inflation ist in diese Werte zwar noch nicht eingerechnet, aber es hätte schlimmer kommen können", fasst Dave Aron, Vice President Research bei Gartner und Autor der Studie, zusammen. "Die wichtigste Nachricht ist, dass die Budgets nicht sinken." Wenn überhaupt, nehmen die Anwender moderate Einschnitte vor: "Budget-Kürzungen um zehn Prozent oder mehr planen in Europa nur acht Prozent der Firmen, in Deutschland sind es zehn Prozent", so Aron. Im Schnitt kommen die Unternehmen auf 400 IT-Mitarbeiter und ein IT-Budget in Höhe von 90 Millionen Dollar pro Jahr.

IT gilt als Problemlöser

Dass die Einschnitte nicht stärker ausfallen, führt der Experte zum einen darauf zurück, dass die meisten Anwender ihre IT-Ausgaben in den letzten Jahren nicht nennenswert erhöht haben. Zum anderen sei das Image der IT gestiegen: "In der Dotcom-Krise galt die IT als Teil des Problems. In der derzeitigen Rezession dagegen erhofft man sich von ihr eine Lösung der Probleme", so Aron. "IT-Abteilungen werden heutzutage als verantwortungsvolle Partner gesehen, die dazu beitragen, die Kosten zu senken und das Business effektiver zu machen."

Prioritäten setzen ist entscheidend

An einer Restrukturierung der IT-Budgets kommen die CIOs allerdings in diesem nicht vorbei: "Die Lage ist so schwierig wie seit mehr als 50 Jahren nicht mehr", warnt Mark McDonald, Head of Research bei Gartner. Vor diesem Hintergrund werde in manchen Bereichen gekürzt, in anderen investiert. Dabei müssen die CIOs wesentlich strategischer denken als bisher, fordert sein Kollege Aron: "In diesem Jahr kommt es darauf an, die Prioritäten danach zu setzen, was für das Business des Unternehmens wichtig ist - und alles andere hinten anzustellen", so der Experte. Grundsätzlich gehe es darum, die Tansparenz und Effektivität des Unternehmens zu erhöhen (siehe Kasten "Top-Prioritäten laut Gartner").

Top-Prioritäten laut Gartner

  • Mehr Effektivität und Transparenz im Unternehmen, damit der CIO schneller agieren kann;

  • eine produktive und agilere IT, die den Business-Zielen auch bei begrenzten Ressourcen gerecht wird;

  • Modernisierung der IT-Infrastruktur: Neue Techniken senken die Betriebskosten und den Energieverbrauch und bringen zudem mehr Leistung.

Welche Maßnahmen hierfür im einzelnen erforderlich seien, hängt laut Aron allerdings vom jeweiligen Stand der IT ab. So seien einige Anwender noch dabei, ihr Back-Office zu automatisieren. Andere befassten sich bereits mit Management- und Kundenprozessen. "Allgemeine Lösungen wie ein Komplett-Outsourcing oder Zentralisierung funktionieren nicht mehr. Jeder Anwender hat sein eigenes Geschäftsmodell, von dem sich die IT-Strategie ableitet - sprich: Der CIO muss seine Prioritäten streng darauf ausrichten, wie sein Unternehmen in diesem Jahr Erfolg haben kann."

Die Business-Erwartungen der CIOs

Bei den Business-Zielen hat die Verbesserung der Prozesse - wie in den Jahren zuvor - weltweit, europaweit und in Deutschland oberste Priorität. Allerdings ist diese Definition sehr allgemein gehalten, räumt Aron ein. "Es kommt ja auch darauf an, wie die Prozesse verbessert werden: ob durch mehr Effizienz, mehr Effektivität, mehr Agiliät oder durch eine höhere Integrationsfähigkeit." Am zweitwichtigsten ist es den CIOs - weltweit sowie in Europa - die Unternehmenskosten zu senken, gefolgt von dem Anspruch, die Arbeitsleistung effektiver zu machen (siehe Kasten "Business-Ziele für CIOs 2009")

Business-Ziele für CIOs 2009

  1. Verbesserung der Prozesse

  2. Kostensenkung

  3. Effektivere Arbeitsabläufe

  4. Neukundengewinnung und Kundenbindung

  5. Nutzung von Informations- und Analysetools

  6. Innovation

  7. Zielgerichtete Kundenansprache

  8. Change-Management

  9. Ausbau bestehender Kundenbeziehungen

  10. Gewinnung von neuen Märkten.

Technik-Ziele für 2009

In technischer Hinsicht bleiben die Themen Business Intelligence (BI), Geschäftsanwendungen sowie Server- und Speichertechnologien inklusive Virtualisierung dominant. "Es geht in diesem Jahr nicht um die Einführung bahnbrechender Neuheiten, sondern darum, die bestehende IT besser und gezielter einzusetzen", begründet Aron das Ergebnis. So können BI-Anwendungen helfen, die Transparenz im Unternehmen zu erhöhen, was sich vor allem bei neuen regulatorischen Anforderungen auszahlen dürfte. "In BI setzen die Anwender hohe Erwartungen. Aber bislang haben es nur wenige geschafft, alles herauszuholen, was in den Lösungen steckt", so der Experte. Meist scheiterten sie daran, den damit verbundenen kulturellen Wandel im Unternehmen zu vollziehen.

Technik-Ziele für CIOs 2009

  1. Business Intelligence

  2. Geschäftsanwendungen wie ERP und CRM

  3. Server- und Speichertechniken, Virtualisierung

  4. Modernisierung von Legacy-Anwendungen

  5. Collaboration-Techniken

  6. Netz-, Sprach- und Datenkommunikation

  7. technische Infrastruktur

  8. Security

  9. SOA

  10. Dokumenten-Management.

Ähnliches gilt für den Einsatz von Business-Software wie ERP und CRM, die bei den technischen Zielen den zweiten Platz einnimmt. Auf der CIO-Tagesordnung für 2009 steht hier vor allem die Begrenzung der Softwarelizenzen und Anbieter im Rahmen einer IT-Modernisierung. "Das ist nicht unbedingt ambitioniert", räumt McDonald ein. "Aber in der momentanen Lage ist es verständlich, dass die IT-Verantwortlichen lieber ihre bestehenden Ressourcen nutzen, als neue Software zu kaufen."