Hamburger IT-Strategietage 2020

Anke Sax gibt Tipps für die Strategie-Entwicklung für CIOs

17.02.2020 von Andrea König
Im Jahr 2019 gewann Anke Sax den CIO des Jahres in der Kategorie Mittelstand. Bei den Hamburger IT-Strategietagen teilt die langjährige CIO in der Finanzbranche Erfahrungen und Tipps für die Strategie-Entwicklung.
Anke Sax sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen 2020.
Foto: Foto Vogt

Bei ihrer Keynote auf den Hamburger IT-Strategietagen erklärt Anke Sax ihr Bild von einer guten Strategie am Beispiel einer Café-Eröffnung. Die langjährige CIO in der Finanzbranche und CIO des Jahres 2019 in der Kategorie Mittelstand beginnt mit dem Fokus auf die Zielgruppe. Liegt das Café beispielsweise ganz in der Nähe eines Unternehmens und in der Nähe einer Hochschule, müssen Unternehmer eine Entscheidung treffen. Für wen machen sie das? Für die Büro-Angestellten oder die Studierenden? Daraus leiten sich die nächsten Schritte ab - wie die Einrichtung aussieht, was auf der Karte zu finden ist und welche Musik läuft. Man fragt sich also zu Beginn der Strategie-Entwicklung, wer man ist und wofür man steht.

Positionierung finden

Bei einem Café leuchten diese Schritte ein. Sie gelten jedoch auch für andere Unternehmen, macht Sax dem Publikum deutlich. Dennoch beobachte sie immer wieder, dass Unternehmen ihr Ziel aus den Augen verloren und die Anstrengung verdoppelt haben. Viele Banken beispielsweise hätten sich nicht klargemacht, für was sie stehen und für was sie nicht stehen.

Ein zweites Beispiel stammt aus dem Fußball. Dort setzen wir voraus, dass es eine Strategie gibt, bevor eine Fußballmannschaft auf den Platz geht. Alle Spieler kennen die Strategie und halten sich daran. Anders ist das in der Unternehmenswelt: "Ich sehe im Business häufig, dass es keine Strategie gibt", sagt Sax.

Die Unternehmenskultur ignorieren darf man in diesem Prozess nicht. Sax zitiert den Ausspruch "culture eats strategy for breakfast". Mitarbeiter, die in den vergangenen 30 Jahren auf Cobol programmiert haben, können beispielsweise nicht von einem Tag auf den anderen "agil machen". Bei solchen Veränderungen werde häufig nicht beachtet, wo die Stärken eines Unternehmens liegen. Die sollte man unbedingt bei der Strategie-Entwicklung berücksichtigen.

Strategie-Entwicklung gehört in die Crowd

Wie geht die Strategie-Entwicklung dann weiter? Nicht im Elfenbeinturm, rät Sax. "Strategie gehört in die Crowd", empfiehlt sie. Damit die Pläne erfolgreich etabliert werden können, müssen sie breit im Unternehmen getragen sein. Dabei sollte man immer wieder aufpassen, dass man auf dem richtigen Weg sei. Ihr Tipp: "Fragen Sie!" Und zwar ganz konkret und ganz viele Personen.

Sax rät zu Gesprächen mit Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten. Diese Gesprächspartner sollte man fragen, wofür ihrer Meinung nach das Unternehmen steht und ihnen dann genau zuhören. Damit finde man ziemlich schnell heraus, wofür das eigene Unternehmen steht. Sax nennt ein Beispiel aus der Automobilbranche: Als Daimler die Rückmeldung erhielt, dass die Autos zu teuer sind, kamen Baby-Benz und Smart auf den Markt.

Anke Sax bei der Preisverleihung zum CIO des Jahres 2019.
Foto: Foto Vogt

Sax, die 30 Jahre lang in Banken gearbeitet hat, zeigt mehrere Claims von Banken, beispielsweise "Die Bank an ihrer Seite", "Positiver Beitrag", "Wenn's um Geld geht Sparkasse", "Wir machen den Weg frei" und "Leistung aus Leidenschaft". Ihre Empfehlung: Man muss präziser und trennscharf werden und sich für eine klare strategische Ausrichtung entscheiden.

Perfekt muss die Idee nicht sein. Man sollte nicht Monate oder Jahrzehnte darüber nachdenken, sagt Sax. Dann folgt die Detailarbeit. Die sogenannte Crowd im Unternehmen entwickelt dann die nächsten Schritte und beschäftigt sich unter anderem mit den folgenden Fragen:

Die Umsetzung sei nichts anderes als ein Projekt mit Meilensteinen und KPIs, sagt Sax. Und: "Wenn sie vorne die Hausaufgaben gemacht haben, ist es nach hinten nur noch ein Projekt." Im weiteren Verlauf sollte man wissen, wo man aktuell steht und an welchen Prüfpunkten man die eigene Strategie anpasst. Jedes Jahr sollte man den Kurs nicht ändern, doch "wenn sich in den Rahmenbedingungen etwas ändert, muss nachgeschärft werden", sagt Sax.

3 Tipps für die Strategie-Entwicklung

Weitere Tipps, die Anke Sax dem Publikum der Hamburger IT-Strategietage gibt:

Und: Überstürzen sollte man die Strategie-Entwicklung auch nicht. Sax selbst startete im Januar 2017 bei der Deutschen WertpapierService Bank (dwpbank) als CIO und sollte eine IT-Strategie entwickeln. Damals begann gerade ein großer Veränderungsprozess im gesamten Unternehmen, auch eine Neuausrichtung der IT war gefragt. Sax sollte damit direkt starten und wehrte ab. Sie nahm sich zuerst ganz bewusst Zeit dafür, das Unternehmen zu verstehen. Erst dann begann sie mit dem Strategie-Prozess.

Die Top-CIOs der Banken
Heiko Burdack
Der CIO der Signal Iduna Gruppe, Heiko Burdack, wechselte zum 1. Februar 2023 als Chief Technology Officer zur Commerzbank.
Gerhard Grebler
Seit Januar 2018 ist Grebler bei der Landesbausparkasse (LBS Bayern) für die Bereiche IT, Personal und Revision verantwortlich.
Melanie Kehr
IT-Verantwortliche bei der staatlichen Förderbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) ist seit April 2018 Melanie Kehr. Seit 2014 leitete sie als Bereichsleiterin Group IT den Bereich Informationstechnologie der BayernLB. Zunächst war Kehr Generalbevollmächtige der KfW, seit März 2019 ist sie auch Vorstandsmitglied der Bank.
Tobias Schmitt
Tobias Schmitt ist CIO der NRW.Bank Düsseldorf/Münster. Im Jahr 2010 wählte ihn die Jury vom Wettbewerb "CIO des Jahres 2010" zu einem der besten IT-Verantwortlichen in der Kategorie Mittelstand.
Mike Dargan
Head of Information Technology bei der Schweizer Bank UBS ist seit Mitte September 2016 Mike Dargan. Er arbeitet in Zürich und gehört dem Group COO Executive Committee der Bank an. Dargan war zuletzt CIO des Corporate and Institutional Banking der Standard Chartered Bank und dort für die End-to-End-Technologie und Betriebsprozesse dieser Geschäftsfelder zuständig.
Simone Bock
Der Finanzdienstleister State Street Bank International GmbH hat Simone Bock zum Head of IT ernannt. Seit dem 1. Dezember 2022 leitet Bock von München aus die IT der State Street Bank International GmbH (SSBI). Die erfahrene IT-Managerin kommt von der BNP Paribas Group.
Bernd Leukert
Bernd Leukert wurde am 1. Januar 2020 Vorstand für Technologie, Daten und Innovation der Deutschen Bank. Von 2014 bis 2019 war Leukert Technikvorstand bei SAP, wo er 1994 seine Karriere begann.
Stephan Tillack
Stephan Tillack (49) verantwortet seit 2014 den IT-Bereich der Norddeutschen Landesbank (NORD/LB). Unter seiner Verantwortung wurden in den letzten Jahren diverse Modernisierungs- und Standardisierungsmaßnahmen vorgenommen, u.a. wurde die IT-Plattform für das Wholesale-Kreditgeschäft ausgetauscht, die Integrationsarchitektur für die dispositiven Daten erneuert und eine neue Core-Banking Plattform für die ausländischen Niederlassungen eingeführt. Die komplette Client/Server-Architektur inkl. Bürokommunikation wurde auf Microsoft-Standard überführt, die bestehenden Rechenzentren konsolidiert, das IT Risikomanagement grundlegend modernisiert, ein Innovations- und ein Datenlabor aufgebaut und die gesamte IT der Bremer Landesbank in die NORD/LB integriert. Stephan Tillack ist seit 1999 in diversen Führungsaufgaben bei der NORD/LB tätig.
Hans-Jürgen Plewan
Hans-Jürgen Plewan ist seit 2013 Head of Group IT in der DekaBank. Zuvor führte der promovierte Informatiker die Geschäfte der Finanz Informatik Solutions Plus (FISP), einer Tochter der Finanz Informatik (FI). Die FI ist zentraler IT-Dienstleister der Sparkassen. Die DekaBank ist das Wertpapierhaus der Sparkassen. Im Vorstand vertritt seit Mai 2019 COO Daniel Kapffer die IT.
Aysel Osmanoglu
Aysel Osmanoglu ist seit Januar 2016 IT-Vorstand bei der GLS Bank in Bochum (vormals Ökobank), zuständig für Infrastruktur/IT. Die BaFin muss der Berufung noch zustimmen. Osmanoglu stieg 2006 als Trainee ein und wurde 2013 zur Bereichsleiterin Basisgeschäft Marktfolge ernannt. Sie absolvierte ein Studium der Volks- und Betriebswirtschaftslehre, zugleich ist sie diplomierte Bankbetriebswirtin Management der Akademie Deutscher Genossenschaften.
Rudolf Hoyer
Der Diplom-Informatiker Rudolf Hoyer ist seit September 2012 Leiter des Unternehmensbereiches Informationstechnologie und Organisation bei der Hamburger Sparkasse (Haspa). Seit 2009 leitet Hoyer bei der Haspa den Unternehmensbereich „Produktivität und Prozesse“. Davor war er im Stabsbereich der NRS Norddeutsche Retail-Service AG (ein Unternehmen der HASPA-Gruppe) tätig. Bis 2005 arbeite Hoyer bei der HypoVereinsbank in Hamburg und München, wo er die Integration der Vereins- und Westbank begleitete. Von 2005 bis 2007 verantwortete er in der VR Kreditwerk AG das Kreditprocessing in Norddeutschland.
Dorothée Appel
Seit Oktober 2020 arbeitet Dorothée Appel als Chief Information Officer für Retail Banking, Commercial Banking und Functions (RCBF) in der Abteilung Innovation & Technology der ABN Amro.
Michael Clijdesdale
Seit dem 1. April 2022 ist Michael Clijdesdale Chief Information Officer im Vorstand der ING Deutschland.
Rainer Neske
Rainer Neske, Vorsitzender des Vorstands der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), hat im Januar 2018 die Zentralbereiche Finanzen und Informationstechnologie mitübernommen. Zuvor hatte zuletzt Alexander von Uslar die CIO-Funktion inne.
Volker Stadler
Volker Stadler ist seit September 2017 Geschäftsführer der Volkswagen Bank GmbH und dort verantwortlich für Operations und Informationstechnologie. Stadler war zuvor Abteilungsleiter Steering & Strategy IT der Volkswagen Financial Services AG.
Christian Brauckmann
Nach der Fusion von DZ Bank (Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank) und WGZ Bank (Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank) zum August 2016 ist Christian Brauckmann neuer Vorstand für IT und Organisation. Er war bei der WGZ Bank zuvor zuständig für die Bereiche Financial Markets Operations, Zahlungsverkehr und Organisation und Betrieb.
Christiane Vorspel
Christiane Vorspel wird ab Oktober COO im Vorstand der Commerzbank und verantwortet damit auch die IT. Sie kommt von der LBBW.
Joachim Wuermeling
Der Jurist Joachim Wuermeling ist seit Anfang November 2016 offiziell Mitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank. Der Vorstand der Deutschen Bundesbank hat auch die Ressortzuständigkeiten neu verteilt. Wuermeling übernahm die Verantwortung für die Bereiche Informationstechnologie und Märkte. Wuermeling war von 1999 bis 2005 Europaabgeordneter der CSU und von 2005 bis 2008 beamteter Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Dann wechselte er in die Hauptgeschäftsführung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, danach wurde er Vorsitzender des Verbandes der Sparda-Banken in Frankfurt.
Alexander Neumann
Bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall hat im November 2016 Alexander Neumann die Position des Leiters IT-Steuerung übernommen. Neumann kommt aus dem eigenen Haus: Zuletzt arbeitete er bei der Schwäbisch Hall Kreditservice AG, ein Finanzdienstleister im Kredit-, Bauspar- und Förderkreditgeschäft, als Bereichsleiter IT-Lösungen und Projekte.
Axel Schnuck
Axel Schnuck ist seit Dezember 2016 Head of Information Technology bei der Deutsche Pfandbriefbank AG (pbb) in Unterschleißheim bei München. Schnuck war zuvor 13 Jahre in der zur DZ-Bank gehörenden Schwäbisch Hall Gruppe tätig.
Manuela Bieß
Manuela Bieß (Foto) und Jürgen Wiedmann leiten seit Januar 2018 gemeinsam den Bereich "Informationstechnologie" der Helaba. Der Bereich "Organisation und Informatik" wurde zum 1. Januar 2018 in die zwei eigenständigen Bereiche "Organisation“ und „Informationstechnologie" geteilt.
Wolfgang Ludwig
Wolfgang Ludwig ist seit Juli 2018 neuer Bereichsleiter Group IT/CIO der BayernLB. Der CIO berichtet an den CFO/COO der Bank. Ludwig arbeitet bereits seit 1996 für die BayernLB. Er hat im Zuge seiner Laufbahn verschiedene Fach- und Führungsfunktionen in München inne. Einige Jahre war er auch in der Niederlassung London tätig.
Andreas Fahrni
Als Nachfolger von Urs Monstein übernahm Andreas Fahrni formal ab Juni 2018 die Rolle als Global Head IT der Bank Julius Bär. Nebst der Führung der globalen IT-Organisation der Bank mit Entwicklungs- und Betriebszentren in Zürich, Singapur und Luxembourg, haben für ihn die agile Transformation, die Digitalisierung des Bankkundengeschäfts und die Harmonisierung des globalen Betriebsmodels Priorität. Zuvor war Fahrni seit 2008 in der Bank Julius Bär in verschiedenen Funktionen tätig. Nach dem Master als Dipl. El.-Ing. ETHZ er zudem in verschiedenen Software-Entwicklungsprojekten bei der Firma Accenture in führenden Funktionen tätig.
Ulrich Reidel
Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Ulrich Reidel ist seit Juli 2019 Chief Information Officer der Baader Bank mit Sitz in Unterschleißheim bei München. Zuvor war Reidel als CIO und CDO für die Südleasing und Südfactoring tätig, Töchter der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Reidel hatte seine berufliche Laufbahn bei der Excelsis Business Technology begonnen. Weitere Stationen führten ihn über die Börse Stuttgart (Abteilungsleiter Projekt- und IT-Controlling / Bereichsleiter IT Service Management) und die MBtech Group (Leiter Software Standards and Integration).
Sandra Kagerer
Sandra Kagerer besetzt seit 1. April die neu geschaffene Position des Head of IT der Airbus Bank in München. Sie berichtet an Matthias Jacobs, Head of IT & Operations. Zuvor war Kagerer IT Governance Manager der Kapitalverwaltungsgesellschaft BayernInvest. Bis 2018 war die Finanzmathematikerin bei der Beratungsgesellschaft KPMG Deutschland unter anderem im Risk-Management tätig.
Francine Zimmermann
Francine Zimmermann hat im September 2017 die Leitung Auftragsmanagement bei der Finanz Informatik Technologie Service (FI-TS) mit Sitz in Haar bei München übernommen. Sie war zuvor 4,5 Jahre CIO bei der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK).
David Mathers
Der Brite David Mathers ist seit Anfang Mai 2012 in Personalunion CFO und CIO bei der Credit Suisse. Die Schweizer Großbank hat ihre Bereiche Finance, Operations und IT zusammengelegt. Im Zuge dessen verließ der vormalige CIO Karl Landert die Bank.
Klaus Bremges
Seit Juli 2013 arbeitet Klaus Bremges als CIO der Portigon AG, diese ist die Rechtsnachfolgerin der WestLB. Die Portigon will zudem eine Service-Gesellschaft gründen, um Outsourcing-Dienstleistungen am Markt anbieten zu können. Bremges leitet auch die IT der Portigon Financial Services GmbH.