Angeklagter wegen Schmiergeldern für Ex-Infineon-Manager verurteilt

25.09.2006
Nach der ersten Verurteilung im Schmiergeldskandal bei Infineon gerät Ex-Konzernchef Ulrich Schumacher schwer unter Druck.

Der Sponsoring-Vermittler Udo Schneider wurde am Montag vom Landgericht München wegen der Zahlung von Bestechungsgeldern an Schumacher und andere hochrangige Infineon-Manager zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt. Schneider hatte zuvor in einem umfassenden Geständnis erstmals öffentlich ausgesagt, auch Schumacher hohe Summen gezahlt zu haben. Schumacher bestreitet dies. Im Umfeld des Verfahrens geht man davon aus, dass dennoch eine mögliche Anklage-Erhebung gegen Schumacher näher gerückt ist. Infineon kündigte an, eine Schadenersatzklage werde intensiv geprüft.

Schneider hatte für Infineon das Motorsport-Sponsoring organisiert. "Ich habe alles versucht, damit ich bei Infineon im Geschäft bleiben kann", begründete er die Zahlung der Bestechungsgelder. Richter Wolf-Stefan Wiegand sagte dazu in seiner Urteilsbegründung: "Die Herren mussten gewogen gehalten werden." In dem Verfahren gegen Schneider hatte zuvor bereits der frühere Infineon-Vorstand Andreas von Zitzewitz die Annahme von Schmiergeld gestanden.

Schneider sagte, er habe Schumacher allein im Jahr 2003 insgesamt etwa 300.000 Dollar zugesteckt. Im Jahr zuvor seien es mindestens 50.000 Euro gewesen. Gegen Schumacher laufen seit längerem Ermittlungen. Allerdings hatte Schneider bis vergangene Woche in Sachen Schumacher geschwiegen. Schumacher beteuerte am Montag über einen Sprecher erneut, er habe kein Geld angenommen. Er wolle am Dienstag in einer Vernehmung bei der Staatsanwaltschaft ausführlich zu den Vorwürfen Stellung beziehen.

Schneider saß mehr als ein Jahr in Untersuchungshaft, diese Zeit wird ihm angerechnet. Ihm wurde auch die Veruntreuung von Geldern vorgeworfen, die Infineon zustanden. Er nahm das Urteil an, auch die Staatsanwaltschaft verzichtete auf Rechtsmittel.

Anfangs habe er für die rennsportbegeisterten Schumacher und Zitzewitz die Kosten für die private Teilnahme an Autorennen übernommen, sagte Schneider. Bezahlt habe er die Kosten aus den Einnahmen aus dem Vertrag mit Infineon. Als Schumacher und Zitzewitz die Angelegenheit zu heiß geworden sei, hätten die beiden Manager die Ausgaben für Reifen, Teilnahmegebühren und Reparaturen zunächst selbst getragen. Er habe ihnen dann später das Geld jeweils bei den Treffen in einem Briefumschlag zugesteckt. "Die wussten, dass das nicht rechtens ist, was ich da mache." Schumacher habe sich immer wieder erkundigt, wie er die Ausgaben verbuche, damit nichts auffliege.

Schumacher hatte im Frühjahr 2004 seinen Hut bei Infineon nehmen müssen. Vor Gericht streiten sich das Unternehmen und der Manager derzeit um die zweite Rate seiner Abfindung, die Infineon auf Eis gelegt hat. Begründet wurde dieser Schritt zum einen mit den laufenden Ermittlungen. Zudem gebe es Hinweise, dass Schumacher private und berufliche Interessen verquickt habe. Nun sagte ein Infineon-Sprecher: "Wenn die Anschuldigungen zutreffen, werden wir uns natürlich eine Schadenersatzklage vorbehalten." Derzeit prüft Infineon unter anderem, ob ein solcher Schritt bereits jetzt eingeleitet werden kann oder ob der Ausgang der Ermittlungen gegen Schumacher abgewartet werden muss. (dpa/tc)