Vor allem als Kommunikationsmedium gedacht

Analysten sehen keinen schnellen Markterfolg für PDA-Systeme à la Eo

27.08.1993

MUENCHEN (CW) - Die sogenannten persoenlichen digitalen Assistenten (PDA) kommen langsam, aber gewaltig: Zu diesem Ergebnis gelangen die Untersuchungen sowohl der BIS Strategic Decisions Ltd. als auch der Link Resources Corp./International Data Corp. (IDC).

Die beiden Marktforschungsunternehmen untersuchten die Zukunftschancen von PDAs, wie sie AT&T mit dem "Eo" und Tandy und Casio mit dem Gemeinschaftsprodukt "Zoomer" bieten. Auch Apples auf der Newton-Technologie aufsetzender "Message Pad", den Sharp produziert und auch selbst als "PI-7000" vertreibt, gehoert in diese Kategorie.

Die Marktforscher von Link/IDC befragten 600 Endbenutzer, wobei sie nach mehreren Anwendertypen differenzierten. In ihrer Untersuchung sagen die Analysten voraus, dass sich der Markt fuer PDA-Systeme erst Ende 1994 voll entfalten duerfte. Zwar werde die Nachfrage nach den Kommunikationssystemen kuenftig pro Jahr um 50 Prozent steigen, aber "das wird nicht ueber Nacht passieren", daempft IDC-Analyst Bruce Stephen die Erwartungen der Hersteller.

Man befinde sich heute erst im Embryonalstadium der Marktentwicklung. Einem fruehen Akzeptanzdurchbruch abtraeglich sei zudem, dass momentan noch unterschiedliche, nicht kompatible PDA- Architekturen angeboten wuerden. Beide Studien bemaengeln ferner, es gebe noch zu wenig Hard- und Softwareprodukte fuer die PDAs.

Generell bescheinigen beide Marktforschungsinstitute den digitalen Begleitern aber eine rosige Zukunft: Nach Link/IDC wird der Markt fuer PDAs bis zum Jahr 1996 auf 3,8 Milliarden US-Dollar anwachsen.

Die wesentliche Anwendungsgebiete fuer die PDAs, fanden die Analysten von Link/IDC heraus, werden - nicht ueberraschend - kommunikationsorientiert sein. Sie sind also kein Ersatz fuer die ausgewachsenen Tischsysteme, an denen nach wie vor Taetigkeiten wie Textgenerierung, Tabellenkalkulation etc. zu erledigen sind.

Wie Link/IDC warnt auch die BIS Strategic Decisions Ltd. vor Hoffnungen, in naechster Zukunft einen reifen Markt abernten zu koennen. Fruehestens im vierten Quartal dieses Jahres erwarten die englischen Marktforscher erste Systeme in den Regalen der Wiederverkaeufer. Immerhin rechnen sie aber noch 1993 mit etwa 65 000 verkauften PDAs.

BIS fuehrte eine telefonische Zufallsbefragung unter 1700 Personen durch. Auch die Briten sehen den Kommunikationsaspekt als Topprioritaet fuer PDAs. Erklaert BIS-Analyst Bill Ablondi, Vice- President der BIS-Abteilung Personal Computing Market Advisory Service: "Keiner braucht im Grunde einen PDA, aber jeder muss kommunizieren."

Das Primat auf den Kommunikationsfaehigkeiten ist insofern nicht ganz uninteressant, als Branchenkenner einem der wesentlichen Anbieter von PDAs, Apple, beziehungsweise dessen mit einigen Vorschusslorbeeren versehenem Message Pad gerade in dieser Hinsicht einige Maengel vorrechnen (kein eingebautes Telefon, eingeschraenkte Faxmoeglichkeiten). Die BIS-Analysten erwarten, dass erst ab 1996 oder gar 1997 pro Jahr mehr als eine halbe Million PDAs verkauft werden.