Analysten kritisieren AMDs Gewinnspannen

19.10.2006
Trotz guter Zahlen des Intel-Rivalen zeigte sich die Wallstreet besorgt, weil die Margen aufgrund des Preiskampfs unter Druck geraten sind.

Der weltweit zweitgrößte Hersteller von Computerchips AMD hat seinen Quartalsgewinn überraschend deutlich um 77 Prozent gesteigert und bei Mikroprozessoren für Laptops einen Rekordumsatz erzielt. Das teilte der schärfste Konkurrent von Intel am Mittwochabend mit. Der Gewinnzuwachs im dritten Quartal übertraf zwar die Analystenerwartungen, aber die AMD-Aktie geriet nachbörslich unter Druck. Experten verwiesen auf Sorgen über sinkende Gewinnmargen und niedrigere Preise für Prozessoren für Desktop-Rechner.

AMD erhöhte den Überschuss im dritten Quartal von 76 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum auf 134 Millionen Dollar beziehungsweise 27 Cent je Aktie. Der Umsatz sank derweil im Jahresvergleich von 1,52 auf 1,33 Milliarden Dollar. Allerdings war der Gewinn im Vorjahreszeitraum belastet vom defizitären Geschäft mit Flash-Memory-Speichern. AMD hatte sich von dieser Sparte Ende 2005 getrennt. Ohne diese Sparte hätte der Chipbauer im dritten Quartal 2005 einen Umsatz von 1,01 Milliarden Dollar erzielt. Damit wären die Einnahmen im aktuellen Berichtzeitraum um knapp ein Drittel hochgeschnellt. Von Thomson Financial befragte Analysten hatten im Schnitt erwartet, dass der Konzern 24 Cent je Aktie erzielt und 1,31 Milliarden Dollar umsetzt. AMD hatte seine Zahlen nach US-Börsenschluss veröffentlicht. Die Aktie war bei 24,23 Dollar aus dem Handel gegangen. Nachbörslich sackte der AMD-Titel teilweise um rund 13 Prozent auf 21,15 Dollar ab. Im laufenden Schlussquartal erwartet AMD angesichts des Weihnachtsgeschäfts eine saisonbedingt starke Nachfrage und höhere Umsätze. Eine detaillierte Prognose gaben die Amerikaner nicht ab.

Im dritten Quartal lieferte AMD 18 Prozent mehr Laptop-Prozessoren aus als im Vorquartal. Vor allem die Nachfrage nach dem "Turion 64" sei hoch gewesen. Auch die Auslieferungen von Opteron-Chips für Server hätten eine Rekordmarke erreicht. Dagegen stagnierten die Erlöse mit Desktop-Chips verglichen mit dem zweiten Quartal 2006. AMD lieferte zwar mehr von diesen Mikroprozessoren aus, aber die Verkaufspreise sanken. Die Bruttomarge verschlechterte sich im Berichtsquartal auf 51,4 Prozent gegenüber 55,4 Prozent ein Jahr zuvor.

AMD-Zentrale in Dresden.

AMD hatte in den vergangenen Quartalen den Abstand zu Weltmarktführer Intel verringert. Im Mai konnte AMD mit der Nachricht punkten, dass der Computerhersteller Dell künftig neben Intel-Chips auch auf AMD-Prozessoren (Opteron Dual-Core) für einige Server zurückgreift. Im August hatte Dell angekündigt, AMD-Chips auch in neuen Server- und Desktop-Modellen einzusetzen. Intel hatte auf diese Erfolge seines Rivalen mit Kostensenkungen unter anderem durch Stellenabbau reagiert. Mit 10.500 Arbeitsplätzen will Intel etwa zehn Prozent seiner gesamten Jobs streichen, auch über den Verkauf von nicht ausreichend rentablen Sparten. Intel brachte auch neue Produkte auf den Markt, um nicht weitere Marktanteile an AMD zu verlieren. Im dritten Quartal schlug Intel AMD mit der Einführung des weltweit ersten Prozessors mit vier Rechenkernen (Quad Core). AMD dürfte mit einem ähnlichen Produkt wohl erst Monate später auf den Markt kommen.

Intel hatte am Dienstag seine Quartalsergebnisse veröffentlicht und Analystenerwartungen übertroffen. Aus Sicht von Intel-Finanzchef Andy Bryant hat der Branchenprimus die Talsohle beim Verlust von Marktanteilen und beim Preisdruck durchschritten. Analysten berichteten, dass die beiden Konkurrenten Intel und AMD in den vergangenen Quartalen wichtige strategische Entscheidungen getroffen hätten. "AMD liegt weiter im Plan", sagte Nathan Brookwood von Insight 64. "Aber der Markt bleibt natürlich sehr umkämpft, und Intel hat eine weit bessere Wettbewerbsform als in den vergangenen Jahren." AMD hatte im Juli angekündigt, den Graphikchip-Spezialisten ATI für 5,4 Milliarden Dollar zu übernehmen. Aus Sicht von Analysten machte der Branchenzweite damit einen Hauptvorteil von Intel zunichte. Die Akquisition von ATI soll bis zum 23. Oktober abgeschlossen sein. (dpa/ajf)