Analyst: Microsofts ERP-Lizenzmodell kommt kleinen Firmen zugute

17.07.2006
Der Analyst Nigel Montgomery von AMR Research erwartet, dass vor allem kleine Unternehmen von den neuen Modellen durch geringere Lizenzgebühren profitieren.

Das neue Preismodell für Microsofts ERP-Systeme der "Dynamics"-Familie ist nutzerbasiert. Anwender kaufen nicht mehr Module sondern Benutzerlizenzen. Damit, so AMR-Analyst Montgomery, will sich die Gates-Company besser gegen die Wettbewerber SAP (mit "Business One") und Oracle ("E-Business Suite Special Edition") rüsten (siehe auch Microsoft will seine Lizenzmodelle für Business-Lösungen vereinfachen).

Profitieren vom neuen Microsoft Ansatz, der ab August in Kraft tritt, würden Montgomery zufolge vor allem ERP-Kunden, die keine komplette ERP-Suite benötigen, also kleine Firmen. Zudem erleichtere es die Novellierung der Lizenzverträge dem ERP-Käufer, klein anzufangen und seine Installation sukzessive aufzubauen. Die Neuerung gilt für die Lösung "Dynamics NAV" ("Navision") und "Dynamics AX" (Axapta).

Microsofts kleinstes Lizenzpaket "Business Essentials", die Module für Finanzbuchhaltung und Lieferketten-Management (Supply-Chain-Management, kurz SCM) umfasst, kostet 1500 Euro pro Nutzer. Im Paket "Advanced Management" (2650 Euro pro Nutzer) kommen eine Fertigungssteuerung und ein Customer-Relationship-Management hinzu. Lezteres wird aber nicht etwa von "Microsoft Dynamics CRM" abgedeckt. Vielmehr erwerben Firmen damit das jeweilige CRM-Modul des ERP-Systems.

Bisher, so Montgomery, hätten beispielsweise Kunden in Großbritannien für fünf Anwender der Module für Finanzbuchhaltung und SCM etwa 12 100 Pfund zahlen müssen. Die gleichen Funktionen erhielten sie nun für 5500 Pfund. Zwar würden die Preisnachlässe nicht für alle Konfigurationen gelten, doch speziell kleine Firmen kämen nun viel besser weg.

Montgomery weist jedoch darauf hin, dass Kunden beide Angebote nicht vermischen können. Zudem handle es sich bei den Lizenzgebühren um den empfohlenen Preis des Herstellers an seine Partner.

Auch Bestandskunden könnten dem AMR-Experten zufolge von den neuen Richtlinien profitieren, zum Beispiel beim Erwerb neuer Produkte oder beim Umstieg von Nav auf AX.

Reformiert hat der Hersteller zudem die Wartungsmodalitäten. Nunmehr gilt für alle Neukunden eine jährliche Gebühr von 16 Prozent vom Kaufpreis der Software. Für Bestandskunden, die heute weniger zu zahlen haben, bestehe Montgomery zufolge jedoch kein Anlass zu Besorgnis, dass der Softwarekonzern demnächst anklopft und Nachzahlungen fordert. Vielmehr beabsichtige Microsoft, die Kunden innerhalb von vier Jahren an die neuen Wartungsbestimmungen heranzuführen. (fn)