Großer Ratgeber

Alles über Internet-Suchmaschinen

18.12.2008
Ohne Suchmaschinen könnten wir mit dem weltumspannenden Internet nicht viel anfangen. Umso wichtiger, sich einmal intensiver mit den Produkten, ihren Anbietern und Strategien zu befassen.

Das Internet ohne Suchmaschinen wäre wie ein Straßennetz ohne Stadtplan, Landkarte und Straßenschilder. Dass traditionelle Suchmöglichkeiten mit endlosen Listen von Suchtreffern den Nutzer eher zermürben können, darin sind sich die großen Betreiber von Suchmaschinen einig. Derzeit werden Millionenbeträge investiert, um die Internet-Suche auf eine neue Stufe zu heben. Google, Yahoo! und Microsoft erproben intensiv Konzepte, mit deren Hilfe die Suche im Netz zu einer neuen Erfahrung werden soll.

Inzwischen lassen sich längst nicht mehr nur Texteinträge, sondern auch Videos, grafisch gestaltete Seiten oder Fotos mit modernen Techniken erfassen. Vor rund anderthalb Jahren bereits startete Marktführer Google sein Projekt "Universal Search" als ersten wichtigen Schritt zu einer deutlich verbesserten Lieferung wirklich relevanter Treffer. Ein Nutzer, der etwa nach "Darth Vader" aus "Star Wars" sucht, sei vermutlich kaum an Textseiten interessiert, auf denen lediglich der Name erwähnt wird. Viel mehr dürfte er sich für Filmausschnitte und Bilder sowie Nachrichten zum Regisseur oder den Schauspielern interessieren, sagte Google-Managerin Marissa Mayer.

Universal Search soll über die einfache Suche neben Textseiten auch Bilder, Videos, Bücher und Stadtpläne anzeigen. Die Inhalte aus den verschiedenen Informations-Bereichen werden nach und nach in die normalen Trefferlisten integriert, erläutert Google-Deutschland-Sprecher Kay Oberbeck. "Wir können den Schalter nicht einfach umlegen, das ist ein sukzessiver Prozess."

Yahoo! testet derzeit unter dem Namen "Glue" ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten, die richtigen Antworten auf die Fragen der Nutzer zu finden. So werden zum Beispiel bei der Suche nach "Britney Spears" die Ergebnisse auf der ersten Trefferseite in einer attraktiven Darstellungsform zusammen mit Bildern, Videos, Nachrichten, Konzertinfos, Hintergründen und Musikangeboten arrangiert. Der Dienst wurde zunächst auf der indischen Yahoo! -Homepage getestet. Komplett für das deutschsprachige Portal werde er vermutlich nicht übernommen, sagte Yahoo-Deutschland-Sprecherin Judith Sterl. Von ersten Elementen der neuen Entwicklungen sollen aber auch die Nutzer hierzulande vom ersten Quartal 2009 an profitieren.

Weitere Technologien sollen zudem die präzise Suche vereinfachen. Die bei Nutzern so beliebte Ein-Wort-Suche ergänzt zum Beispiel ein Suchassistent und bietet Vorschläge für die genauere Eingrenzung - und demzufolge passendere Treffer. Relevante Seiten sollen künftig auch besser gefunden werden. Website-Betreiber können über die offene Plattform "SearchMonkey" künftig deutlich mehr Informationen inklusive Bilder hinterlegen und somit besser und präziser gefunden werden.

Begleitet von großem Medienrummel ging im vergangenen Sommer die neue Suchmaschine Cuil (gesprochen wie das englische Wort "cool") an den Start. Die Entwicklung von ehemaligen Google-Mitarbeitern sollte mit 120 Milliarden Web-Seiten nicht nur auf einen noch größeren Index zugreifen als Google, sondern auch die Treffer nach semantischen Bedeutungsfeldern sortieren. Bei der Suche etwa nach dem Wort Paris solle das Ergebnis zum Beispiel Treffer sowohl für die französische Hauptstadt als auch für Paris Hilton unterscheiden können.

"Die Online-Suche steckt noch in den Kinderschuhen, und es gibt eine große Menge an Möglichkeiten, sie weit über die zehn blauen Links hinauszuführen, die man heute kennt", sagt Microsoft-Chef Steve Ballmer. Einen Schwerpunkt setzt der Softwarekonzern derzeit auf die Erforschung, wie man den Nutzern lokal relevante Ergebnisse liefern kann. Wer in München ist und das Suchwort Schuhe eingibt, will vermutlich keinen Wikipedia-Eintrag lesen oder Schuhmärkte in Mainz ausfindig machen.

"Lokal relevante Produkte zu entwicklen und hierbei auf das Know-how lokaler Forschungsteams setzen zu können, ist entscheidend, um uns im Suchmaschinen-Markt nach vorn zu bringen", sagte Dorothee Ritz, Managerin bei Microsoft Deutschland. Erst kürzlich kündigte das Unternehmen ein Forschungszentrum mit Sitz unter anderem in München an. Insgesamt fast zwei Milliarden Dollar an Forschungsgeldern hatte Mirosoft zuletzt allein für den europäischen Suchmarkt investiert.

Google gegen den Rest der Welt: Suchmaschinen auf dem Prüfstand

Suchmaschinen sind die Wegweiser im digitalen Universum. Datenreisende können jedoch kaum einschätzen, ob sie in der richtigen Galaxie unterwegs sind - oder vielleicht woanders ein Stern unentdeckt blinkt. Dirk Lewandowski will bei der Orientierung helfen: Der Professor für Informationswissenschaft an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) prüft Suchmaschinen. Seine Warnung an Cybernauten: Wer nur mit Google in den digitalen Weiten unterwegs ist, könnte einiges verpassen.

Ob "Tokio Hotel", "Barack Obama" oder "Einlagensicherungsfonds" - rund neun von zehn Internet-Suchen in Deutschland bearbeitet Google. Dabei profitiert der Marktführer aus den USA von seinem guten Ruf. "Google war seinen Konkurrenten anfangs haushoch überlegen, die Ergebnisse waren qualitativ besser", sagt Veit Siegenheim, Geschäftsführer bei Accenture und Co-Autor des Buches "Die Google-Ökonomie". Dank vieler Kooperationen sei die Suche zudem bei Partnern wie Dell oder Firefox vorinstalliert gewesen. Schnell, schlicht und treffsicher - so setzte sich das bunte Logo in den Köpfen fest.

Doch die Internet-Suche ist zu wichtig, als dass Dirk Lewandowski sich allein aufs Image verlassen wollte. "Wir nutzen Suchmaschinen jeden Tag, sie beeinflussen massiv unser Bild von der Welt", sagt er. Daher arbeitet er seit 2005 an einem Qualitätsvergleich. Er hat aus zahlreichen Studien einige Kriterien herausgeschält, anhand derer er nun die großen Anbieter prüfen möchte.

Erster Prüfstein ist der Index der durchsuchbaren Seiten - wie groß, vollständig und aktuell ist also der Datenbestand? Legt man die Angaben der Betreiber zugrunde, ist Google die Nummer 1: Im Juli vermeldete der Gigant, eine Billion Websites im Bestand zu haben. Doch der größte Berg Informationen ist nutzlos, wenn die Suche nicht das zu Tage fördert, was den Nutzer interessiert. Daher wird Dirk Lewandowski künftig auch die Qualität der Suchfunktionen testen.

Das Zwischenfazit fällt gemischt aus. Die Beschreibung der Treffer im zweizeiligen Kurztext sei etwa bei Google am besten. Dagegen hat der Marktführer nach Lewandowskis Beobachtungen oft damit Probleme, Ergebnisse nach der Sprache zu sortieren - hier schneidet Yahoo! besser ab. Bei der Auswahl von Dokumenten aus einem bestimmten Zeitraum schleichen sich bei allen Anbietern noch etliche Fehler ein.

Doch es kommt nicht nur auf die Technologie an, sondern auch auf Benutzerfreundlichkeit und -führung an. "Die meisten Nutzer wissen nicht, wie man die Suchmaschine richtig bedient", sagt Lewandowski. Um so wichtiger sei daher, dass beispielsweise bei der Eingabe sinnvolle Vorschläge erscheinen, um die Suche zu präzisieren. Die großen Drei - Google, Yahoo! und Microsofts Live.com - haben bereits so etwas im Angebot oder testen es zumindest.

Bei Datenschützern schneiden die großen Drei gleich schlecht ab: Sie speichern IP-Adresse und Suchanfrage aller Nutzer drei bis neun Monate und werten die Anfragen aus - wenn auch auf anonymer Basis, wie sie betonen. Der Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, empfiehlt daher "ixquick": Die Meta-Suchmaschine löscht benutzerspezifische Daten nach 48 Stunden und hat dafür das europäische Datenschutz-Gütesiegel erhalten.

Auch wenn endgültige Vergleiche noch ausstehen, zieht Such-Experte Lewandowski ein erstes Fazit: "Google und Yahoo! liefern die besten Ergebnisse." Der Unterschied zwischen diesen beiden sei so gering, dass es der Nutzer kaum merke. Microsofts Live.com liege meist etwas hinter dieser Spitzengruppe. Auf jedem Fall sei es lohnenswert, die Anfrage in mehrere Suchmaschinen einzugeben: "Die Überschneidungen in den Ergebnislisten sind erstaunlich gering." Jenseits bekannter Wege könnten Internet-Reisende manchen unbekannten Stern entdecken.

Berliner David WeFind fordert kalifornischen Goliath Google heraus

"Ich weiß, es klingt verwegen, aber wir fordern tatsächlich Google heraus." Helmut Hoffer von Ankershoffen, Initiator und Chef der Berliner WeFind AG, ist sich der Dimension seines Zieles durchaus bewusst. "Google verfügt über einen Investitionsetat, der unseren um Größenordnungen übersteigt. Wir sind klar der Underdog, haben aber auch nichts zu verlieren." WeFind möchte Usern im deutschsprachigen Web eine "intelligente Suche in Spezialgebieten" ermöglichen und dabei die Ergebnisse übersichtlicher darstellen als der Branchen-Goliath aus Kalifornien.

Helmut Hoffer von Ankershoffen ist kein Neuling im Suchmaschinengeschäft. 1997 baute er als Softwarearchitekt die Suchmaschinen Fireball und Paperball mit auf. Ein Jahr später gründete mit Partnern die Neofonie GmbH. Die Technologie, die dort entwickelt wurde, bildet nun das Fundament von WeFind. "Da stecken 120 Entwicklerjahre an Arbeit drin", sagt der Neofonie-Geschäftsführer. Für ein "Verfahren zur Relevanzbewertung bei der Indexierung von Hypertext-Dokumenten mittels Suchmaschine" erhielt Hoffer von Ankershoffen im Jahr 2000 zusammen mit drei Kollegen ein Patent zugesprochen.

Im Gegensatz zu Google baut WeFind keinen riesigen Index möglichst vieler Seiten im Web auf, sondern fokussiert sich beim eigenen Index auf die Themenbereiche Nachrichten, Blogs, Wikipedia und Communities. Im Januar 2009 wird außerdem eine Personensuche eingeführt. Bei Suchen im World Wide Web greift WeFind auf den Web-Index von Yahoo! zurück. Betreffen die Suchanfragen medizinische Themen, nutzt WeFind den Katalog des Spezialportals Docinsider.de, Büchersuchen landen letztlich bei Amazon.

Wenn ein Anwender eine Suchabfrage bei WeFind absetzt, ermittelt das System zunächst automatisch das inhaltliche Thema der Suche und gibt die gefundenen Treffer nach "Spezialgebieten" sortiert aus. Dabei registriert das System auch anhand der Internet-Adresse des Anwenders (IP-Adresse), aus welcher Region die Anfrage stammt. Damit können beispielsweise bei einer Suche nach dem Begriff "Masern" nicht nur Artikel als Ergebnis geliefert werden, in denen die Krankheit erläutert wird. Vielmehr erhalten die User auch eine Liste der Kinderärzte aus der Umgebung, die aus der Datenbank von Docinsinder.de stammt.

Technisch habe man die Herausforderung, eine attraktive Alternative zu Google zu bieten, eigentlich schon gelöst, sagt Hoffer von Ankershoffen. "Das Hauptproblem spielt sich in den Köpfen der Anwender ab." Er ertappe sich selbst häufiger dabei, aus Bequemlichkeit und Gewöhnung bei Google zu suchen. Außerdem sei Google in vielen Browsern und auf unzähligen Websites als Kooperationspartner fest verankert.

Um auf dem deutschen Markt sichtbarer zu werden, will WeFind ein eigenes Kooperationsgeschäft vorantreiben. Möglicher Partner ist beispielsweise die Verlagsgesellschaft Madsack aus Hannover, die zu zehn Prozent an der WeFind AG beteiligt ist. "Die Verlage in Deutschland sollten ein Interesse daran haben, dass eine Alternative zu Google existiert", sagt Geschäftsführer Andreas Arntzen. Vor diesem Hintergrund erwäge Madsack, WeFind auf den eigenen Websites und im mobilen Internet einzusetzen. WeFind bietet unter anderem auch eine Suchanwendung für das iPhone von Apple an.

Beim Geschäftsmodell verfolgt WeFind einen traditionellen Ansatz. Das Gros der Einnahmen soll aus der Werbung stammen, die im Umfeld von WeFind zu sehen sein wird. Die Suchmaschine kann aber auch Provisionen erlösen, wenn beispielsweise eine Suche nach Buchtitel zu einem Einkauf bei Amazon führt. Der Werbepartner steht noch nicht fest. Derzeit liefen Gespräche über den Einstieg weiterer Partner in die WeFind AG, sagt Hoffer von Ankershoffen. "Vermutlich wird über diesen neuen Partner dann die Vermarktung laufen."

Mehr finden im Netz: Tipps zur Bedienung von Suchmaschinen

Neun von zehn Surfern setzen bei der Suche im Internet auf den Marktführer Google. Dabei bringen Konkurrenten zum Teil Ergebnisse zutage, die Google nicht hat oder deutlich weiter hinten anzeigt. Viele Internet-Nutzer beschränken sich zudem auf die ersten fünf Ergebnisse. Einige Tipps helfen, die Suche im Netz zu verfeinern.

Weitere hilfreiche Tipps und Tricks stehen unter anderem hier:

http://www.google.de/intl/de/help/features.html

http://help.yahoo.com/l/de/yahoo/search/

http://msn-seo.rabuser.de/tipps.php

(dpa/tc)