Massenproteste gegen Regierung

Ägypten kappt Internet und Telekommunikation

28.01.2011 von Moritz Jäger
Nachdem Ägypten bereits vor einigen Tagen den Zugang zu Facebook und Co. gesperrt hat, scheint die Regierung noch drastischere Maßnahmen ergriffen zu haben - scheinbar wurde das komplette Land vom Internet getrennt, auch SMS und BlackBerry-Nachrichten kommen nicht mehr an.

Die Proteste in Ägypten zeigen anschaulich, mit welchen drastischen Maßnahmen eine Regierung gegen Kommunikation und das Internet vorgehen kann. Vor einigen Tagen hatte die Zentralregierung bereits den Zugriff auf Dienste wie Facebook und Twitter gesperrt. Allerdings war es, wie uns Kontakte in Ägypten mitteilten, auf die gesperrten Seiten mit Hilfe von Diensten wie TOR zuzugreifen.

Scheinbar hatte dies auch die Regierung in Kairo mitgekriegt. Wie etwa das Blog Bikyamasr mitteilt, wurde am Freitagmorgen gegen 02:00 Uhr nahezu alle Kommunikation in dem arabischen Land gekappt. Egal ob SMS, BlackBerry oder der Zugriff auf das allgemeine Web - Ägypten hat das komplette Internet blockiert. Auch der Zugriff von außen ist kaum mehr möglich, Seiten von Betreibern wie Vodafone oder dem Anbieter Egynet sind nicht mehr erreichbar.

Der Anbieter Renesys hat den Ausfall im Detail dokumentiert: In der Nacht zum Freitag fiel eine Internet-Route nach der anderen aus. Rund 3500 Routen des Border Gateway Protokolls wurden getrennt, wodurch das Land effektiv vom restlichen Web getrennt ist. Eine solche Maßnahme sei laut Renesys bislang niemals durchgeführt worden - die Auswirkungen auf Unternehmen, die Börse oder das öffentliche Leben sind nicht abzusehen.