Dank mehr Digital-Media-Umsatz

Adobe meldet deutlichen Gewinnanstieg

18.09.2015 von Thomas Cloer
Adobe Systems hat gestern nach US-Börsenschluss eine erfreuliche Quartalsbilanz präsentiert.

Die Aktie gab im nachbörslichen Handel dennoch um gut zwei Prozent nacht, unter anderem weil Adobe seine Umsatzerwartung für das gesamte Geschäftsjahr gesenkt hatte. Für das laufende vierte Quartal setzt Adobe Erlöse von 1,28 Milliarden bis 1,33 Milliarden Dollar an, unterm Strich soll ein EPS von 56 bis 62 Cent herauskommen. Der Konsens der Analysten lag mit 1,36 Milliarden Dollar und 64 Cent allerdings höher. Für das im November endende Fiskaljahr würde das auf 4,76 Milliarden bis 4,81 Milliarden Dollar Umsatz hinauslaufen, zuvor hatte das Unternehmen 4,85 Milliarden Dollar angesetzt.

Erfreulich: Der sogenannte Digital Media Annualized Recurring Revenue, mit dem Adobe seine Einnahmen aus Software-Abonnements wie Creative Cloud, Marketing Cloud und Document Cloud abzubilden versucht, soll für das Q4 mit 2,95 Milliarden Dollar höher ausfallen als die zuvor prognostizierten 2,93 Milliarden. Für das abgeschlossene Vierteljahr kamen hier 2,65 Milliarden Dollar zusammen, unter anderem dank 684.000 neuer Abonnenten für die Creative Cloud mit Photoshop, Illustrator, InDesign, Premiere und Acrobat.

Für seine Marketing-Cloud kann Adobe laut "VentureBeat" das vierte Quartal in Folge ein Umsatzplus auf aktuell 368 Millionen Dollar vermelden. Das sind 27 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Gleichzeitig sind die jetzt bals 1,5 Milliarden Dollar jährliche Run Rate für die Lösung in einem noch jungen Markt durchaus eindrucksvoll. "Inhalte und Daten sind heutzutage die Währung des Geschäfts", erklärte Adobe-Chef Shantanu Narayen in einem Statement.

Adobe wurde 1982 gegründet und hat seit 2005 keine Dividende mehr gezahlt. Stattdessen setzt das Unternehmen auf unter anderem Aktienrückkäufe, um seine Aktionäre bei Laune zu halten. Im abgeschlossenen Quartal zog es rund 1,6 Millionen Anteile aus dem Verkehr.

Als Quartalsgewinn wies Adobe für den am 28. August abgeschlossenen Berichtszeitraum 174,5 Millionen Dollar oder 34 Cent pro Aktie aus nach 44,7 Millionen Dollar oder neun Cent je Anteilschein ein Jahr zuvor. Abzüglich Sondereffekten wie Kosten für Aktienvergütungen stieg das Pro-forma-EPS übers Jahr von 28 auf 54 Cent. Der Quartalsumsatz wuchs um 21 Prozent auf 1,22 Milliarden Dollar. Adobe selbst hatte zuvor 45 bis 51 Cent EPS (non-GAAP) und 1,18 Milliarden Dollar Umsatz angepeilt. Die Bruttomarge blieb mit 84,3 Prozent nahezu konstant. Der sogenannte Deferred Revenue steig um fast 15 Prozent auf 1,26 Milliarden Dollar.

Wie sich Adobe zum Cloud-Konzern wandelt
Eine kurze Geschichte von Adobe
Adobe ist im Umbruch: Was einst mit Postscript und Illustrator begann, wird zur großen Plattform, die bei Kreativität, Marketing und digitalen Dokumenten alles bieten und omnipräsent sein möchte.
Postscript
Am Anfang stand die Seitenbeschreibungssprache Postscript, die Grafiken und Texte in von allen Computern und Druckern lesbaren Code übersetzen kann.
John Warnock
Adobe-Mitgründer John Warnock hatte die Vision für das erste Grafikprogramm Illustrator schon lange im Kopf.
Illustrator
Illustrator machte das Gestalten von Grafiken am Computer viel einfacher und schneller möglich als zuvor mit Tusche und Lineal. Mit dem Computer gelangen Änderungen in kürzester Zeit, es wurde einfach, mehrere Versionen einer Idee umzusetzen.
Evangelists
Adobe musste die Revolution an den Mann bringen und Skeptiker überzeugen. Also lud man einflussreiche Publisher aus der Industrie ein und zeigte ihnen Live-Demos von Adobe Illustrator.
Der Durchbruch
Illustrator überzeugte das Time Magazine, das künftig alle Infografiken mit dem Programm umsetzte
Photoshop
Nach Illustrator folgte mit Photoshop gleich die nächste Revolution. Photoshop machte Bildbearbeitung für jedermann auf dem PC möglich. Vorher waren dafür sündhaft teure Spezial-Workstations nötig.
Thomas Knoll
Erfunden hatte Photoshop US-Student Thomas Knoll. Er lenkte sich von seiner Doktorarbeit ab, indem er ein Bildbetrachter Programm für Schwarz-Weiß Monitore schreibt und mit seinem Bruder John zur Bildbearbeitung weiterentwickelt. Das Grafiksoftware-Unternehmen Adobe ist begeistert und lizenziert das Programm.
Geschichte der Werkzeugpaletten
Photoshop feierte kürzlich sein 25-jähriges Jubiläum und ist bis heute der Standard für Bildbearbeitung. Hier die Werkzeugpaletten der Programme bis heute im Überblick.
PDF
Zu Postscript fehlte noch ein Dateiformat, das genauso universell einsetzbar war: PDF machte Dokumente digital über alle Geräte und Plattformen verfügbar.
After Effects
Adobes Programmpalette wuchs, etwa in Richtung Videobearbeitung mit Premiere Pro und After Effects.
CSSedit
Adobe kaufte viele Softwareentwickler auf, darunter auch die in Hamburg ansässigen GoLive Systems, die den gleichnamigen Web-Editor entwickelten. Später folgte mit Macromedia ein Hauptkonkurrent.
InDesign
Adobe hatte immer mehr Programme im Angebot, die dann zur Kreativ-Komplettlösung Creative Suite gebündelt wurden. Hier das Layoutprogramm InDesign CS2.
Creative Cloud
Seit 2011 sattelte Adobe auf das Software-as-a-Service Modell Creative Cloud um. So kann der Hersteller schneller auf Trends wie hier 2013 auf die aufstrebenden Social Networks reagieren.
Mobile Apps
Die Grafikprogramme laufen heute längst nicht mehr nur auf dem Desktop Rechner. Mit einer ganzen Reihe von Apps ist jetzt Profi-Publishing vom Tablet und Smartphone aus möglich.
Comp CC
Mit der App Comp CC können zum Layout-Ideen statt auf dem Zeichenblock auf dem iPad skizziert und in InDesign verfeinert werden.
Marketing Cloud
Zur Creative Cloud gesellte sich die Adobe Marketing Cloud, eine Sammlung von Marketing- und Analyse-Tools.
Acrobat CC
Mit Acrobat DC (für „Document Cloud“) gehen jetzt auch PDFs in die Cloud und werden mobil und über alle Geräte hinweg verfügbar. Das Editieren und Unterschreiben von digitalen Dokumenten ist unterwegs möglich.

Adobe kündigte außerdem an, dass der für Digital Media zuständige Senior Vice President und General Manager David Wadhwani das Unternehmen zum 25. September verlässt und zu einer anderen Firma wechselt (welche wurde nicht verraten - der Topmanager war 2005 mit der Übernahme von Macromedia zu Adobe gekommen. Da würde es nicht verwundern, wenn sein Ex-Kollege Kevin Lynch ihn nun zu Apple holte, warten wir's ab...). Bei Adobe übernimmt Bryan Lamkin, derzeit an der Spitze der Sparte Document Cloud, zusätzlich Wadhwanis Aufgaben.