Fachkräftemangel?

Admin, 50, sucht Job

23.10.2011
Eigentlich gibt es für IT-Profis jede Menge Chancen, doch nicht jeder profitiert vom Fachkräftemangel. Vor allem nicht mit 50 plus.

Unser Leser Dirk K. fühlt sich wie ein "Salatkopf auf dem Markt, wo lediglich der Preis entscheidet." Er sucht schon seit längerem eine neue Stelle als Systemadministrator und kann von dem viel beklagten Fachkräftemangel nicht profitieren. Auf sein in Online-Jobbörsen hinterlegtes Bewerberprofil melden sich seiner Schilderung nach nur Personaldienstleister, die die Kandidaten, besonders ihre Soft Skills, nicht genau anschauen. So finde der Teil seiner Bewerbung, in dem er seine IT-Projekte, seine Fähigkeiten und die Sicht seiner Kollegen auf seine Persönlichkeit beschreibt, zu wenig Beachtung.

"Auch bei angebotenen Gehältern von 1800 bis 2200 Euro im Monat kann ich verstehen, warum Nachwuchskräfte nicht in die IT wollen", sagt der 50-Jährige. Im Online-Karriere-Ratgeber will der Systemadministrator nun wissen, wie er am besten einen neuen Job findet.

Am Ball bleiben

Martin Lehnert, Leiter Personal-Management des Softwarehauses Pentasys AG, antwortet: "Sie scheinen mir einiges richtig zu machen: Sie sind bei Ihrer Jobsuche sehr aktiv, bewegen sich rege in diversen Jobbörsen mit dem Ergebnis, dass sich die führenden Personaldienstleister bei Ihnen melden. Das könnte ja auch als Erfolg gewertet werden. Zumal Sie sich in einem Berufsfeld mit vielen Mitbewerbern bewegen, die wohl gerne über den Preis an neue Jobs kommen. Einfach ist Ihre Jobsuche nicht.

Mein Eindruck ist, Sie möchten, dass sich nicht die Personaldienstleister, sondern eine andere Zielgruppe bei Ihnen meldet. Eine Zielgruppe, die einen guten Salatkopf (außen schön grün, mit kräftigen, ausreichend lang in der Sonne gereiften Blättern, innen wunderbar knackig) einem labbrigen Fastfood-Gewächs von der Heute-billig-Salat-Rampe vorzieht. Auch wenn er ein wenig teurer ist.

Die Gehaltsfrage

Sie sind ausdauernd und bleiben bei der Jobsuche am Ball. Ich habe den Eindruck, dass Sie trotz der einen oder anderen Absage Ihren Ansprüchen an eine berufliche Tätigkeit treu bleiben und auch eine Vorstellung haben, welchen finanziellen Wert Ihre Berufs- und IT-Projekterfahrung hat. Alles wichtige Kompetenzen in der IT-Projektwelt! Leider merken das wohl noch nicht die von Ihnen adressierten Personen.

Nun ergeben sich aus Ihren Angaben auch Änderungsmöglichkeiten. So sehe ich Potenzial bei Ihren Ansprüchen, Gehaltsvorstellungen oder der Gestaltung Ihrer Unterlagen. Sehr hilfreich sind Bewerbungsunterlagen, die es ermöglichen, innerhalb von 15 Sekunden ein Gefühl dafür zu bekommen, was ein Mensch gemacht hat."

Gehaltsverhandlung
Sie reden zu leise
Wie unangenehm vielen Arbeitnehmern die Gehaltsverhandlung ist, merkt man besonders an der leisen Stimme. Die Autorin Friedrichsen rät: "Treten Sie nicht als Mäuschen auf. Formulieren Sie Ihre Argumente klar und deutlich, kurz und prägnant."
Sie hören nur halb zu
Wer nach dem ersten Satz des Gegenübers bereits über seine Antwort nachdenkt, verschenkt wichtige Informationen und produziert nicht selten Missverständnisse.
Sie schauen Ihrem Gegenüber nicht in die Augen
Sie sehen während des Gesprächs zum Fenster oder gucken zu Boden? Das suggeriert mangelndes Selbstbewusstsein - oder gar Desinteresse.
Sie haben keine Agenda
Sie sind schlecht vorbereitet und haben sich kaum Gedanken über das Gespräch gemacht? Dann ist der Ausgang vorprogrammiert: Unstrukturierte Gespräche führen zu vagen Ergebnissen.
Sie haben Ihren Verhandlungspartner vorher nicht genügend informiert
Wenn Ihr Verhandlungspartner nicht weiß, worum es geht, fühlt er sich möglicherweise überrumpelt und macht im Zweifelsfall die Schotten dicht.
Sie lassen dem Gegenüber zuviel Raum
Geben Sie das Ruder nicht aus der Hand. Ergreifen Sie die Initiative, lenken Sie durch gezielte Fragen immer wieder geschickt auf Ihr Verhandlungsziel über. Achtung: Das heißt nicht, dass Sie die ganze Zeit reden sollen. Sie sollen nur die Verhandlung steuern. Das geht sogar oft besser, wenn Sie weniger reden.
Sie geben Ihre besten Argumente schon zu Beginn preis
Verschießen Sie Ihr Pulver nicht auf einmal. Spielen Sie Ihre Trümpfe nach und nach gezielt aus, halten Sie den Joker möglichst lange in der Hand.
Sie ignorieren Einwände
Versuchen Sie nicht, Zweifel zu vertuschen. Nehmen Sie Kritik des anderen besser selbst vorweg ("Sie scheinen an den Ergebnissen zu zweifeln . . . ") oder fragen Sie nach Problemen ("Was spricht gegen mein Argument?").
Sie haben keinerlei Verhandlungsspielraum eingeplant
Sich ein Ziel zu setzen, ist oberstes Gebot jeder Verhandlung. Wer dieses Ziel jedoch stur verfolgt, muss damit rechnen, dass auch der Partner auf stur schaltet. Überlegen Sie sich vorher, auf welche Kompromisse Sie sich einlassen können und wo Ihre Schmerzgrenze liegt.
Sie sprechen "Absolutbotschaften" und "Killerphrasen" aus
Begriffe wie "jeder", "alle", "immer", "ständig", "pausenlos", "nie" und so weiter sind Gesprächskiller. Vermeiden Sie diese!
Sie verlieren die Fassung
Lassen Sie sich nicht zu barschen Äußerungen hinreißen, wenn Sie Ihr Gegenüber auf die Palme bringt. "Bist du wütend, zähl bis vier, hilft das nicht, dann explodier": Wer den Tipp von Wilhelm Busch befolgt, kommt um einen destruktiven Wutausbruch meist herum.
Der Lektüretipp
Wer sich umfassender mit dem Thema Gehaltsverhandlung befassen will, dem empfehlen wir die Lektüre des Buches "Die erfolgreiche Gehaltsverhandlung" von Heike Friedrichsen. Die Autorin gibt umfassende Tipps rund um Gehaltsgespräche für Einsteiger, Aufsteiger und Umsteiger. Das Buch ist in der Reihe "Pocket Business" bei Cornelsen erschienen und kostet 6,95 Euro (ISBN 978-3-589-23471-4).

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