FAQ

ACTA - was Sie wissen müssen

24.02.2012 von Simon Hülsbömer
Unter Politikern, Web-Anwendern und Providern ist ACTA derzeit in aller Munde. Doch was hat es damit auf sich und warum gehen die Meinungen so sehr auseinander? Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten für Sie.

Was ist ACTA?

ACTA steht für "Anti-Counterfeiting-Trade-Agreement" (Handelsabkommen zur Abwehr von Fälschungen). Mit diesem weltweiten Abkommen, das seit 2006 unter anderem von der EU, den USA und Japan ausgearbeitet worden ist, sollen die Interessen von Rechteinhabern besser geschützt und Produktpiraten schneller bestraft werden können. Im Internet bezieht sich das vor allem auf Musik und Filme, aber auch auf alle weiteren digitalen Dokumente, die dem Urheberrecht unterliegen.

Was soll ACTA?

Die Bekämpfung von Produktpiraterie soll einfacher werden. ACTA sei laut EU-Parlament nicht dazu gedacht, Urheber- und Markenrechte neu zu definieren, sondern dazu, die geltenden Rechte besser durchsetzen zu können. Die Verhandlungspartner konkretisieren in einem offiziellen Statement vom November 2010: "Bekämpft werden sollen insbesondere die ausufernde Nachahmung und Piraterie, die den rechtmäßigen Handel und eine nachhaltige Entwicklung der Weltwirtschaft untergraben." Diese sehr weit gefasste Definition stellt in den Augen der ACTA-Gegner eine Gefahr dar, da sie Marken- und Urheberrechtsproblematiken mit Fragen rund um den illegalen Handel von beispielsweise gefälschten Medikamenten vermengt.

Nixdorf, Softlab, Plönzke, sd&m, Debis & Co.:
Die Liste der im Lauf der Jahre verschwundenen IT-Marken ist lang. Die COMPUTERWOCHE hat einige zusammengetragen.
Star Division
Marco Börries gründete 1985 als 16-jähriger Schüler in Lüneburg die Firma „Star Division". Mit seinem Office-Paket „StarOffice" konkurrierte er mit dem (fast) Monopolisten Microsoft um Marktanteile. Weltweit verkaufte Börries das Softwarepaket 25 Millionen Mal, seit 1998 war StarOffice für Privatpersonen kostenlos verfügbar. Sein Unternehmen mit Firmensitz in Hamburg verkaufte Börries am 5. August 1999 an Sun Microsystems.
Sun Microsystems
Das Soft- und Hardwareunternehmen zahlte Börries für Star Division einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in US-Dollar. Das Entwicklerteam arbeitete weiterhin in Hamburg an der Software. Sun Microsystems überließ die Software später auch kommerziellen Nutzern kostenlos und benannte das Office-Produkt in „Open Office" um. Heute nutzen weltweit schätzungsweise 100 Millionen Anwender diese immer noch kostenlose Alternative zu Microsofts Office-Paket. Doch auch Sun Microsystems wurde ein Übernahmekandidat.
Oracle Corporation
Anfang 2010 schluckte Oracle Sun Microsystems komplett. Der Name des 1982 von dem Deutschen Andreas von Bechtolsheim und den Amerikanern Bill Joy, Vinod Khosla und Scott McNealy gegründeten Unternehmens verschwand damit. Der Firmenname Sun leitet sich von „Stanford University Network" ab, einem Projekt, das die Bibliotheksrechner an der Stanford University miteinander vernetzte.
Open Office
Mit dem Open-Office-Projekt konnte sich Oracle nie so richtig anfreunden. Anfangs arbeiteten die Entwickler weiter am Produkt, später trennte sich das Unternehmen von dem Softwarepaket. Im Juni 2011 teilte Oracle mit, seine Rechte an das in „Apache OpenOffice" umbenannte Produkt an die Apache Software Foundation (ASF) übertragen zu wollen. Das alternative Office-Paket ist immer noch sehr beliebt und wird als Open-Source-Projekt weiterentwickelt.
Qimonda
Infineon Technologies AG hatte im Mai 2004 eine Tochtergesellschaft unter dem Namen Invot AG gegründet, im April 2006 in Qimonda AG umbenannt und seine Speicherchipsparte in diese Gesellschaft transferiert. Doch der Preisverfall machte dem Unternehmen zu schaffen. Ein im Oktober 2008 initiiertes Sparprogramm konnte den Chiphersteller mit Firmensitz München und Produktionsstandort Dresden nicht mehr retten. Anfang 2009 folgte die Insolvenz, die Produktion wurde eingestellt.
Steria Mummert Consulting
Im Jahr 2005 übernahm der 1969 gegründete französische IT-Dienstleister Steria das Hamburger IT-Beratungsunternehmen Mummert Consulting und firmiert seither in Deutschland unter Steria Mummert Consulting. Hauptsitz der deutschen Ländergesellschaft ist weiterhin Hamburg und das Unternehmen beschäftigt rund 1650 Mitarbeiter.
Anderson Consulting
International klang der Name Anderson Consulting allemal. Die 1989 gegründete Unternehmensberatung war ursprünglich ein Schwesterunternehmen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen. Seit sich das Unternehmen 2000 vollständig löste und die Rechte am Namen Andersen verloren hatte, firmiert das Beratungshaus unter der Bezeichnung Accenture. Accenture ist ein Kunstwort aus den englischen Begriffen „Accent on the future".
Jobpilot
Der promovierte Mathematiker Roland Metzger gründete 1995 eine der ersten Online-Stellenbörsen in Deutschland. Jobpilot war Teil der New Economy und erlebte einen rasanten Aufstieg. Beim Börsengang im Jahr 2000 betrug der Ausgabepreis je Aktie 23 Euro. Doch bei den weltweiten Expansionsplänen hatte sich der Mathematiker und Firmengründer verrechnet. So wurde aus dem in Bad Homburg angesiedelten Unternehmen und Börsenstar schließlich ein Übernahmekandidat für Adecco.
Adecco
Der Schweizer Personaldienstleister Adecco SA erhielt 2002 den Zuschlag für Jobpilot. Von der Fusion versprach man sich seitens Jobpilot eine gute Ausgangsposition für die weltweite Expansion. Adecco als einer der führenden Personaldienstleister hoffte, mit dem Deal den Einstieg in die Online-Stellenvermittlung zu schaffen. Roland Metzger blieb zunächst an der Unternehmensspitze, schied aber Ende 2002 aus dem Unternehmen aus.
Monster
Doch so richtig gelang die Integration der Online-Stellenbörse in den Adecco-Konzern nicht. Bereits zwei Jahre später verkaufte Adecco das immer noch unter „Jobpilot" firmierende Online-Vermittlungsportal an den US-amerikanischen Konkurrenten Monster. Zwar hatte der damalige Monster-Chef Jeff Taylor großspurig angekündigt, dass Jobpilot als eigene Marke verschwinden und man beide Plattformen zu „Monster" zusammenlegen wolle, doch er hatte nicht mit dem Widerstand der Kunden und Nutzer gerechnet.
Brokat AG
In Böblingen gründeten fünf Partner 1994 die Brokat Technologies AG und zählten mit ihrem auf E-Business-Lösungen spezialisierten Unternehmen zwischen 1996 und 2000 zu den bekanntesten Repräsentanten der New Economy. Mit dem Börsengang 1999 stiegen sie zu Stars des Neuen Marktes auf. Im Jahr 2000 zählte das Unternehmen zu den führenden internationalen Anbietern von Internet-Banking-Lösungen. Noch im Mai 2001 beschäftigte das Unternehmen rund 1450 Mitarbeiter, von denen im November des gleichen Jahres nur noch 150 übrig geblieben waren. Ende November 2001 meldete Brokat Insolvenz an.
Reutax
Im vergangenen Jahr zitterten viele IT-Freiberufler, ob sie wegen der drohenden Insolvenz der Heidelberger Personalvermittlung Reutax noch ihre Honorare erhalten würden. Inzwischen wurde unter gleichem Namen, allerdings mit neuer Rechtsform und neuem Management. die Reutax AG in Heidelberg gegründet. Das neue Management gibt sich bescheidener und wagte den Neuanfang.
Nixdorf:
Heinz Nixdorf gründete 1968 die Nixdorf Computer AG, die in den Siebziger Jahren zum Marktführer avancierte. Der Manager machte Nixdorf zum bedeutendsten deutschen Computerpionier. Heinz Nixdorfs Tod war so spektakulär wie sein Leben: Er starb 1986 auf der CeBIT an einem Herzinfarkt.
Siemens Nixdorf:
Mit dem Tod des Firmengründers zeichnet sich auch das Ende der Selbständigkeit der Nixdorf AG ab. Ende 1990 übernahm Siemens das Paderborner Unternehmen und führte es mit den eigenen IT-Aktivitäten unter einem Dach zusammen. 1999 wurden sämtliche Bankenlösungen unter dem Namen Wincor Nixdorf ausgegliedert, hier lebt der Name Nixdorf bis heute weiter.
Siemens Business Services (SBS):
1995 gegründet und aus den IT-Services-Aktivitäten von Siemens und Siemens Nixdorf hervorgegangen, strebte SBS in den ersten Jahren nach dem Start eine Spitzenposition im europäischen und globalen IT-Markt an. Es folgten große Pannenprojekte, die regelmäßig die Bilanzen von SBS verhagelten. SBS wurde zum dauerhaften Problemfall im Siemens-Konzern.
Siemens IT Services and Solutions (SIS):
Nach zwölf Jahren, im Jahr 2007, wurde SBS mit einigen IT-Auslandstöchtern von Siemens unter dem Namen SIS zusammengeführt. Nachhaltige Besserung stellte sich nicht ein. Später wurde SIS als eigenständige Gesellschaft aus dem Siemens-Verbund herausgelöst.
Atos:
Im Dezember 2010 verkauft Siemens seine kränkelnde Tochter an Atos Origin. Im Zuge der Fusion entstand der neue Firmenname Atos, eine Wortkreation aus den Firmennamen "Atos Origin" to "Siemens".
Debis Systemhaus:
Im Debis Systemhaus (Daimler Benz IT Services) bündelte der Daimler-Konzern ab 1990 seine internen IT-Aktivitäten. Mit verschiedenen Zukäufen stieg das Debis Systemhaus in den externen Markt ein und entwickelte sich zu einem bedeutenden Anbieter in Deutschland. Zuletzt erzielte es deutlich über 70 Prozent des Umsatzes mit externen Kunden.
T-Systems:
Im Jahr 2000 verkaufte der Autokonzern 50,1 Prozent der Anteile an die Telekom. Aus dem Zusammenschluss des Debis Systemhaus und der Telekom-eigenen IT-Aktivitäten ging der IT-Dienstleister T-Systems hervor. 2002 erwarb die T-Systems auch die restlichen Debis-Anteile vom damaligen Daimler-Chrysler-Konzern.
Plönzke:
Klaus Plönzke verabschiedete sich 1969 von seinem Angestellendasein bei IBM und gründete das "EDV-Studio Plönzke", das in den darauf folgenden Jahren zu einem der bedeutendsten Beratungshäuser in der Republik wurde. Später wurde das Unternehmen in die Ploenzke AG umbenannt.
CSC:
Beim Verkauf im Jahr 1995 an CSC standen bei Ploenzke rund 4000 Mitarbeiter in Lohn und Brot. Fünf Jahre später stieg der Gründer Plönzke ganz aus. CSC führte die Marke Ploenzke noch eine Weile im Namen. Heute erinnert unter dem CSC-Dach kaum noch etwas an das frühere Beratungshaus. Klaus Plönzke gründete 1999 die Plönzke Holding und später das Plönzke Netzwerk, ein virtuelles Dach für Startups und kleine IT-Firmen.
Softlab:
In der Historie von Softlab spielt BMW eine besondere Rolle. 1971 wurde die Firma als Softwareentwicklungshaus gegründet (Software + Labor) und 1992 komplett von BMW übernommen. Ähnlich wie Mercedes mit dem Debis Systemhaus wollte der Münchner Autokonzern im aufstrebenden EDV-Markt Flagge zeigen.
Cirquent:
Seit 2008 firmierte Softlab unter dem Namen Cirquent (Kunstwort aus Circle und konsequent), um die beständige Arbeit im IT-Servicezyklus zu unterstreichen und übernommene Firmen unter einem Dach zu vereinen.
NTT Data:
Noch im gleichen Jahr verkaufte BMW 74,9 Prozent seiner Anteile an NTT Data. Im Jahr 2012 soll der Name Cirquent abgelöst werden.
Gedas:
In die Liste der übernommenen IT-Töchter deutscher Autokonzerne reiht sich auch Gedas ein. Die Volkswagen-Tochter mit Sitz in Berlin nahm in ihrem letzten Jahr unter VW-Dach mit rund 5500 Mitarbeitern mehr als 600 Millionen Euro ein, davon 37 Prozent außerhalb des Mutterkonzerns.
T-Systems:
Im Jahr 2006 wurde Gedas für knapp 450 Millionen Euro von T-Systems übernommen. Als Mitgift gab der VW-Konzern der Telekom-Tochter einen Outsourcing-Vertrag mit einer Laufzeit von sieben Jahren und einem Gesamtwert von 2,5 Milliarden Euro auf den Weg.
sd&m:
Ernst Denert und Ulfried Maiborn gründeten 1982 die Firma sd&m (Software Design und Management), die sich im deutschen Markt schnell einen Namen als Entwicklungshaus für Individualsoftware machen konnte.
Capgemini:
Im Jahr 2001 übernahm das französische Beratungsunternehmen Capgemini die deutsche Softwareschmiede und ließ sie lange Zeit unberührt. 2010 wurde sd&m dann doch integriert und der Name aufgegeben.
Tenovis:
Der Name Tenovis hat keine lange Geschichte, das dahinter stehende Unternehmen dagegen schon. Bereits 1899 wurde mit der Deutschen Privat Telephon Gesellschaft die Keimzelle gegründet, während der Nazizeit in Telefonbau und Normalzeit Lehner & Co. (T&N) und 1980 schließlich in Telenorma umbenannt. Lange Zeit war AEG größter Anteilseigner, später wurde das Unternehmen von Bosch übernommen. Im Jahr 2000 verkauft Bosch das Unternehmen an eine Beteiligungsgesellschaft, die dem Neuerwerb den Namen Tenovis gab.
Avaya:
2002 beschäftigte Tenovis rund 6000 Mitarbeiter. Unter der Führung der Beteiligungsgesellschaft wurde die Belegschaft erheblich verkleinert. Im Jahr 2004 wurde Tenovis mit rund 5400 Mitarbeitern an Avaya weiter verkauft.
SoftM:
Das bekannteste Produkt von SoftM war Semiramis, eine ERP-Lösung für mittelständische Anwender. Gegründet wurde SoftM 1973 in München, zunächst unter anderem Namen. Seit 1986 firmierte das Unternehmen unter dem bekannten Namen.
Comarch:
Ende 2008 erwarb der im polnischen Krakau ansässige ERP-Spezialist Comarch die Mehrheit an SoftM. Im Jahr 2009 wurde der Firmenname SoftM abgelöst. Den Produktnamen Semiramis gibt es nach wie vor.
Arcor:
Die Deregulierung des TK-Festnetzmarktes bereitete Arcor den Boden. Das Unternehmen wurde 1997 unter dem Namen Mannesmann Arcor gegründet und stieg zum größten Wettbewerber der Telekom auf. Im Jahr 2001 kam es zur Übernahmeschlacht zwischen Mannesmann und Vodafone, an deren Ende sich der britische Konzern die Mehrheit an dem deutschen TK-Anbieter sichern konnte.
Vodafone:
Im Jahr 2008 übernahm der britische Carrier sämtliche Anteile an Arcor. Mitte 2009 kündigte das Unternehmen an, dass die Marke Arcor am 1. August 2009 durch Vodafone ersetzt werde.
Mobilcom
Die Mobilcom AG war ein börsennotiertes deutsches Unternehmen im Telekommunikationssektor mit Sitz in Büdelsdorf, das 1991 von Gerhard Schmid gegründet wurde. Mobilcom war als Mobilfunk-Provider sowie zwischen 1998 und 2003 auch als Verbindungsnetzbetreiber aktiv. Im März 2007 fusionierte Mobilcom mit der Freenet.de AG fusioniert und firmiert nun unter dem Namen freenet AG.
Triaton:
Thyssen-Krupps IT-Tochter Triaton galt als ein Vorzeigeunternehmen im Markt der IT-Ausgründungen, weil sie mehr als 60 Prozent des Umsatzes in Höhe von zuletzt 370 Millionen Euro mit externen Kunden einnahm. Das Unternehmen wurde 1999 als Spinoff des Essener Stahl- und Maschinenbau-Konzerns gegründet und übernahm im Jahr 2000 die IT-Tochter des Pharmariesen Aventis.
Alando:
Das deutsche Internet-Aktionshaus Alando war die ersten Firmengründung der umtriebigen Samwer-Brüder (im Bild Oliver Samwer im Jahr 2007). Der deutsche eBay-Konkurrent ging 1999 an den Start.
eBay:
Bereits sechs Monate nach Start war für Alando schon wieder Schluss. eBay übernahmen das Startup für 43 Millionen Euro und integrierte es in das eigene Angebot. Die Marke Alando verschwand genauso schnell, wie sie zuvor im Internet aufgetaucht war.
Jamba!:
Mit dem Geldsegen von eBay starteten die Brüder Oliver, Marc und Alexander Samwer (v.l.n.r.) ihr nächstes Projekt. Zusammen mit Firmenpartnern gründeten sie bereits im August 2000 die Download-Plattform für Klingeltöne und mobile Anwendungen Jamba!.
Verisign:
Im Frühjahr 2004 verkauften die Gründer die Plattform an den US-amerikanischen Internet- und Telekom-Provider Verisign. Er zahlte 273 Millionen Dollar in bar und Anteilsscheinen.
Utimaco:
Die Utimaco Safeware AG hatte sich mit der Produktmarke "SafeGuard" einen Namen als Verschlüsselungsspezialist erworben. Das Portfolio des Anbieters umfasste Sicherheitsprodukte sowohl für ruhende als auch in Bewegung und Bearbeitung befindliche Daten.
Sophos:
Mitte 2008 wechselte Utimaco für 217 Millionen Euro unter das Dach von Sophos und wurde zunächst als neue Geschäftseinheit mit Fokus auf Datensicherheit weitergeführt. Ziel von Sophos war die Integration von Endpoint-Protection, Netzzugriffskontrolle (NAC) und Verschlüsselung.
Astaro:
Der deutsche Security-Anbieter Astaro bezeichnete sich selbst als viertgrößter Anbieter für UTM-Lösungen (Unified Threat Management). Das Unternehmen nahm zuletzt weltweit 56 Millionen US-Dollar ein und verzeichnete im Jahr 2010 eine Wachstumsrate von 30 Prozent. Die Karlsruher Firewall-Spezialisten konnten auf über 56.000 Installationen in über 60 Ländern verweisen.
Sophos:
Im Mai 2011 wurde auch Astaro von Sophos geschluckt. Die neue Muttergesellschaft, die sich bis dato primär auf Endpoint-Security fokussiert hatte, kündigte im Zuge der Akquisition Komplettlösungen für die IT-Sicherheit an.
Welches Unternehmen gehört in die Liste?
Gibt es relevante deutschen IT-Unternehmen und IT-Marken, die wir vergessen haben? Senden Sie uns Ihre Vorschläge, wir aktualisieren die Liste gerne.
Escom
Das als Schmitt Computersysteme GmbH gegründete Unternehmen begann 1983 mit Handel, Herstellung und Vertrieb von Computern und Computerzubehör. 1991 änderte Firmengründer Manfred Schmitt den Namen in „ESCOM Computer GmbH”. Im Jahre 1993 übernahm das Heppenheimer Unternehmen die insolvente, jedoch an der Börse notierte HAKO Foto AG aus Bochum. Das Geschäft wuchs rasant, das Netz an Verkaufsläden erstreckte sich über zehn europäische Länder. Doch die knappen Margen und strategische Fehlentscheidungen führten 1995 zur Insolvenz.
Utimaco
Seit dem erfolgreichen Buy-Out 2013 verzeichnet Utimaco mit Hauptsitz in Aachen ein starkes Wachstum: Der weltweit führende Hersteller für Hardware-Sicherheitsmodul (HSM)-Technologie konnte seinen Umsatz in den letzten beiden Geschäftsjahren verdoppeln und die Mitarbeiterzahl um knapp 30 Prozent erhöhen. Zur US-Niederlassung im Silicon Valley kamen 2015 auch Niederlassungen in Großbritannien, Italien und Singapur hinzu.

Wer hat mitverhandelt?

Die Verhandlungen über ACTA begannen 2006 am Rande des EU-Gipfels im russischen Sankt Petersburg und fanden seit 2007 auf Ministerebene statt - unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Institutionen wie die Welthandelsorganisation WTO und die Weltorganisation für geistiges Eigentum WIPO wurden nicht mit einbezogen. Die finale Fassung von ACTA liegt seit Ende Mai 2011 vor, Staaten wie die USA und Japan zeichneten sie bereits im September ab. Der Rat der Europäischen Union tat es ihnen Mitte Januar nach - in einer Sitzung des Fischereiausschusses. 22 der 26 EU-Staaten unterschrieben das Abkommen Ende Januar.

Die verbliebenen vier - Polen, Tschechien, Österreich und Deutschland - waren bei der Unterzeichnung nicht zugegen und versprachen, eine Unterschrift zügig nachzureichen. Nach Massendemonstrationen - unter anderem in Berlin und München - sind sie derzeit von der Ratifizierung aber wieder abgerückt. Auch die Slowakei, Lettland und Bulgarien haben ihre Umsetzungspläne nach Bürgerprotesten mittlerweile ausgesetzt. Unter diesen Eindrücken kommt die ACTA-Debatte in Deutschland derzeit richtig in Gang: So kritisiert unter anderem Bundesverbraucherministerin Ise Aigner, dass die Umgehung der Bürgerbeteiligung während der Verhandlung ein schweres Versäumnis seitens der EU-Kommission darstelle. Auf der anderen Seite drängt die Deutsche Content Allianz, ein Bündnis verschiedener Musik-, Film- und Fernsehunternehmen, dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels sowie der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ARD und ZDF, die Bundesregierung zur raschen Unterzeichnung.

Warum ist der Protest gegen ACTA so massiv?

Besonders die Web-Gemeinde fühlt sich übergangen - die Verhandlungen fanden über viele Jahre im "stillen Kämmerlein" statt. Erst nachdem einige Informationen gegen den Willen der Verhandlungspartner "geleakt" worden waren, gab es offizielle Informationen. Eine weitere Gefahr sind die vagen Formulierungen in dem Abkommen, die viel Platz für Interpretationen lassen. Während die ACTA-Befürworter meinen, es werde nur noch einmal schriftlich fixiert, was sowieso bereits Gesetz sei, fürchten die Kritiker massive Einschnitte in die Freiheit des Internets. So könnten Provider beispielsweise dafür haftbar gemacht werden, wenn ihre Kunden Urheberrechtsverstöße begingen. Das brächte mehr Überwachung der Anwender mit sich, um den illegalen Download von Musik und Filmen zu unterbinden. Ohne Zutun einer Behörde könnte im Zweifelsfall sogar der Internetzugang gesperrt werden. Darüber hinaus soll laut ACTA bereits die Beihilfe zu Urheberrechtsverletzungen unter Strafe gestellt werden - Videoportale wie Youtube gerieten ins Schussfeld, weil jeder hochgeladene Clip vor Veröffentlichung kontrolliert werden müsste. Das liefe dem ursprünglichen Zweck dieser Angebote entgegen und könnte ihr Aus bedeuten.

ACTA-Befürworter halten dagegen, dass es keine expliziten Verpflichtungen zur Nutzerüberwachung seitens der Provider gebe und die Sperrung von Zugängen ebenfalls nicht vorgesehen sei.

Am Ende wird es zunächst Auslegungssache in jedem Einzelfall sein. Die ACTA-Gegner wollen gar nicht erst die Möglichkeit schaffen, neue Zensur- und Sperrinfrastrukturen per Gesetz zu installieren. Gerade auch, weil auf EU-Ebene bereits die "Intellectual Property Rights Enforcement Directive" (IPRED) als Richtlinie in Planung ist, die alle oben genannten, von den Kritikern befürchteten Punkte gesetzlich festzurren soll. Ist ACTA erst einmal Gesetz, wird es IPRED leicht haben.

Welche Pro- und Contra-Meinungen gibt es?

Die ACTA-Befürworter stammen vor allem aus der Unterhaltungsindustrie, die mit der Digitalisierung von urheberrechtlich geschützten Inhalten und deren vereinfachtem Bezug auf kostenlosen respektive illegalen Wegen ihre Umsätze einbrechen sieht. Interessant ist, dass es in erster Linie die Rechteverwerter sind, die sich massiv für das Abkommen einsetzen und weniger die Urheber selbst.

Stellvertretend für die Content-Lobby das offizielle Statement von MarkMonitor, das die Markenrechtsansprüche von Unternehmen weltweit durchsetzt: "Wir glauben, dass Markenrechtsinhaber, Konsumenten und diejenigen, die digitale Inhalte erstellen, einen Schutz vor Cyberkriminellen und Piraten verdienen. Wir glauben auch, dass die Legislative den Schutz des Rechts am geistigem Eigentum und die Sicherheit der Konsumenten maximieren muss - gleichzeitig aber muss der Interessenskonflikt mit den Vorzügen eines offenen und freien Internets minimiert werden."

Stellvertretend für die Urheber die Meinung des Netzaktivisten und ACTA-Gegners Jacob Appelbaum, die er im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE im Rahmen einer Vortragsveranstaltung der TU München kundtat: "Die Verbände verfolgen Interessen, die denen der Künstler entgegen stehen. Fast alle Kreativen, mit denen ich mich ausgetauscht habe, können die ACTA-Bestrebungen nicht nachvollziehen. Ich arbeite selbst gelegentlich als Fotograf und fühle mich nicht richtig vertreten. Die Lobbyverbände machen die Inhalte nicht, sie halten nur die Rechte an diesen Inhalten - aus welchen Gründen auch immer. Sie behandeln Ideen und kreative Erzeugnisse wie Öl oder Kohle. Sie machen sie zu Geld, haben aber sonst keine weiteren Interessen an dem, was sie verkaufen."

Wie geht es jetzt mit ACTA weiter?

Durch den Widerstand in einigen Staaten ist auch das EU-Parlament hellhörig geworden - so fordern die Grünen in Straßburg beispielsweise, die ACTA-Bemühungen einzustellen. Es gibt eine Online-Petition von Bürgerrechtlern, um in Brüssel Einspruch gegen die Ratifizierung durch das EU-Parlament zu erheben. Der Verein "Digitale Gesellschaft" ruft dazu auf, die EU-Parlamentarier direkt mit den Schattenseiten von ACTA zu konfrontieren. Die EU-Kommission kündigte ob des allgemeinen Drucks in dieser Woche an, das Abkommen dem Europäischen Gerichtshof zur juristischen Prüfung vorzulegen. Ergo: Ob und wenn ja, wann und wie ACTA tatsächlich Recht und Gesetz in Europa wird, ist derzeit offen wie nie zuvor.