Chrome, Rockmelt, Dolphin

Acht alternative Browser fürs iPad

01.01.2012 von Moritz Jäger
Das iPad eignet sich ideal für Ausflüge ins Web. Der mitgelieferte Browser lässt allerdings durchaus Funktionen vermissen. Wir zeigen acht Alternativen, die Safari aufs Altenteil schicken.

Seitdem das iPad auf dem Markt ist, hat Apple nur wenig am Safari-Browser vorgenommen. Dabei gibt es durchaus Kritikpunkte. So lassen sich maximal neun Seiten zugleich öffnen, die aber wenigstens in der aktuellen iOS-Version im Hintergrund laden können. Die Passwort-Verwaltung ist ebenfalls nicht gerade optimal, auch können Profis weder den Nutzer-Agenten ändern noch in einem anonymen Modus surfen.

Anfangs gab es für diese fehlenden Funktionen kaum Abhilfe. Seit einiger Zeit sperrt sich Apple aber glücklicherweise nicht mehr gegen Browser, die Drittentwickler in den App-Markt einstellen. So kommt es, dass sich mittlerweile zahlreiche Alternativen finden, wenn man nach dem Schlagwort "Browser" sucht.

Die Installation der neuen Browser ist einfach: Wie bei jeder anderen App erfolgt sie komplett über iTunes. Die meisten Browser sind kostenlos oder bieten zumindest eine kostenlose Lite-Version. Mit Ausnahme von Rockmelt dürften die Browser auf allen Versionen des iPads arbeiten.

Alternative Browser fürs iPad
Google Chrome
Der Chrome-Browser synchronisiert geöffnete Tabs, Lesezeichen und Passwörter zwischen dem Desktop und mobilen Geräten. Außerdem wartet er mit zahlreichen Funktionen und Extras wie Inkognito-Modus, Sprachsuche, Desktop-Darstellung oder Übersetzungsfunktion auf.
Firefox
Wer Firefox auf dem Desktop nutzt, kann alle Daten zwischen Smartphone/Tablet und PC synchronisieren. Außerdem bietet Firefox unter anderem einen Nachtmodus (Darkmode) ...
iPad Firefox
... sowie einen erweiterten Tracking-Schutz mit zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten.
Firefox Klar
Die auf Sicherheit fokussierte Firefox-Variante löscht nach dem Surfen alle Spuren und bietet sich als sicherer Zweit-Browser an.
Onion Browser
Der Onion Browser ist der offizielle Open Source Browser, um sich mit dem TOR-Netzwerk (TOR = The Onion Router) zu verbinden.
Onion Browser
Der Onion Browser bietet drei verschiedene Sicherheitsniveaus (sicher, moderat, unsicher), wobei manche Websites in der höchsten Sicherheitsstufe nicht mehr nutzbar sind.
Safari Split View
Eine Besonderheit von Safari ist, parallel zwei Instanzen des Browsers öffnen zu können.

Neu: Rockmelt

Rockmelt zeigt Seiten als Stream an und kann zum Lesen hineinzoomen.
Foto: Rockmelt

Die Macher von Rockmelt nennen ihn auch den "Social Browser". Die iPad-Variante wurde von Grund auf neu entwickelt und hat mit dem Desktop-Browser nur wenig gemein. Wie die Entwickler in diesem Blog schreiben, sollte der Browser vor allem schnell sein und das iPad samt seinen Funktionen direkt unterstützen. Zudem soll Nutzern das komplette Web offenstehen, nicht nur ein kleiner Teil.

Rockmelt integriert sich auf Wunsch direkt in den Twitter- oder Facebook-Account des Nutzers, lässt sich aber auch in einem Gastmodus verwenden. Direkt nach dem Start zeigt Rockmelt einen "Stream" an neuen Nachrichten, die der Browser angenehm ansehnlich aufbereitet. Damit eignet er sich perfekt zum gemütlichen Websurfen. Wer konkrete Informationen sucht, kann ihn zwar auch verwenden, andere Browser schneiden hier aber besser ab.

Die App ist kostenlos, allerdings setzt Rockmelt iOS in Version 6.0 voraus. Ältere Apple-Geräte können den Browser also nicht mehr nutzen.

Neu: Dolphin for iPad

Der Dolphin-Browser lässt sich auch per Gesten steuern.

Der Dolphin-Browser soll den mitgelieferten Safari-Browser nach Wunsch der Entwickler komplett ersetzen. Das zeigt sich bereits beim Start: Dolphin zeigt eine Auswahl von Webseiten, die für den Nutzer interessant sein können, direkt im Speed-Dial an. Ein Klick auf das entsprechende Icon startet sofort die zugehörige Webseite. Darunter findet sich das sogenannte Webzine. Hier zeigt die Applikation aktuelle Meldungen verschiedener Web-Quellen an, leider sind diese nur englischsprachig.

Auch die Browsing-Funktionen des Dolphin-Browsers können überzeugen: Die App unterstützt Tabbed-Browsing, die Adressleiste fungiert zeitgleich als Eingabefeld für Suchen. Besonders clever ist dabei die Gesten-Funktion. Damit lässt sich der Browser über einzelne, aufgemalte Gesten steuern. Das klappt auch für Lesezeichen: Ein gemaltes G öffnet etwa die Webseite von Google.

Die Applikation ist kostenlos im App Store erhältlich.

Neu: Chrome

Chrome für iPad kann sich mit anderen Installationen des Browsers abgleichen, wenn man sich an einem Google-Konto anmeldet.

Chrome von Google ist auf dem Desktop einer der beliebtesten Browser, teilweise überholt er sogar den Internet Explorer. Der Browser ist nun nicht mehr auf Desktop-Systeme beschränkt, sondern lässt sich auch auf dem iPad verwenden. Chrome für iPhone und iPad benötigt iOS in Version 4.3 oder höher und lässt sich bequem über den App Store herunterladen und installieren.

Die große Adresszeile dient nicht nur der Eingabe von URLs, Nutzer können sie auch zur Suche nach Begriffen nutzen. Eingaben, die keine vollständigen Adressen darstellen, werden automatisch an Google übergeben, Chrome zeigt dann die jeweiligen Ergebnisse an.

Besonders interessant ist der Browser in Kombination mit einer Desktop-Installation von Chrome. Dann kann man sich am eigenen Google-Konto anmelden und geöffnete Tabs, Lesezeichen und Passwörter zwischen dem Desktop-Browser und dem mobilen Gerät synchronisieren. Der Browser ist angenehm schnell, auch wenn nicht ganz mit der Desktop-Variante mithalten kann. Zudem unterstützt er leider keine Erweiterungen oder Plugins. Dafür ist die App kostenlos, ein Versuch schadet also nicht.

LastPass

LastPass bringt eine ausgefeilte Passwortverwaltung aufs iPad.

LastPass ist ein Dienst, der die Verwaltung von Passwörtern einfach machen will. Alle Passwörter des Nutzers sind verschlüsselt auf den Servern von Lastpass gespeichert. Auf dem Desktop gibt es für zahlreiche Browser Plugins, über die man Passwörter aus der zentralen Datenbank laden und sie in die jeweilige Webseite einpflegen kann.

Da auf dem iPad keine Browser-Plugins möglich sind, haben die Macher einen kompletten Browser entwickelt. Mit diesem kann man dann nicht nur auf die Passwörter zugreifen, sondern erhält noch andere Zusatzfunktionen, die Safari fehlen.

Dazu gehören beispielsweise die Tabs, über die man mehrere Webseiten bequem gleichzeitig öffnen kann. Auf Wunsch werden Links zu anderen Domänen direkt ein einem neuen Tab geöffnet. So kann man beispielsweise den Nutzeragenten ändern, so dass sich der Browser wahlweise als iPad Safari, Firefox, Chrome oder IE6 ausgibt. Ebenfalls praktisch: Der Browser kann über die Einstellungen alle Bilder blockieren. Das ist etwa bei langsamen Internetverbindungen ein deutlicher Vorteil.

Der LastPass-Browser ist kostenlos, zudem benötigt man kein Premium-Konto, um vom iPad aus auf die eigenen Passwörter zugreifen zu können.

Skyfire

Flash auf dem iPad? Geht nicht, zumindest laut Steven Jobs. Geht sehr wohl, so die Macher des Browsers Skyfire. Dieser ist an sich nicht neu, es gibt ihn bereits länger für Systeme wie Symbian. Der Trick der Entwickler: Alle Flash-Inhalte werden über zwischengeschaltete Server geleitet. Dort werden die jeweiligen Flash-Videos analysiert und in das Videoformat von HTML5 umgewandelt. Diese Daten werden anschließend an das iPad weitergereicht.

Skyfire zeigt Flash-Videos, wenn die Seite unterstützt wird.

In der Praxis klappt das überraschend gut. Allerdings werden nicht alle Videos auf allen Webseiten unterstützt. Die Macher haben eine Webseite online gestellt, auf der man überprüfen kann, ob die Videos der eigenen Lieblingsseiten bereits umgewandelt werden können. Da die App mit 3,99 Euro relativ teuer ist, sollte man diesen Check in jedem Fall vorher durchführen.

Skyfire kann aber noch mehr, als nur Flash in HTML5 verwandeln. Der Browser bietet einen integrierten Client für Twitter und Facebook, so dass man interessante Seiten direkt mit seinen Freunden und Kontakten teilen kann. Praktisch ist auch der Fireplace Reader, eine Funktion, die alle Links anzeigt, welche von Facebook-Kontakten online gestellt werden.

Mercury Web Browser

Wer eine komplette Alternative zu Safari sucht, der findet diese im Mercury Web Browser. Zu den Funktionen gehören unter anderem eine Unterstützung für Themes, den populären Dienst Dropbox oder Multi-Touch-Gesten. Webseiten lassen sich in Tabs öffnen, es ist ein Dateimanager integriert sowie eine Druckfunktion (ab iOS 4.2). Formulare werden auf Wunsch automatisch mit zuvor gespeicherten Informationen ausgefüllt, Webseiten lassen sich zudem auf spezielle Stichwörter durchsuchen oder komplett mit allen Bildern abspeichern.

Mercury ist durchaus ein Ersatz für Safari.

Clever ist auch der Download-Manager. Drückt man länger auf ein Bild oder einen Link, wird die jeweilige Datei auf das Gerät geladen. Das klappt auch mit mehreren parallelen Downloads, die sich sogar unterbrechen und wiederaufnehmen lassen.

Die Macher bieten zwei verschiedene Versionen von Mercury an: Die Pro-Version kostet 0,79 Euro und bietet uneingeschränkten Zugriff auf alle Funktionen. Die Lite-Version dagegen ist kostenlos, dafür fehlen aber auch einzelne Funktionen. Seit der aktuellen Version ist Mercury komplett auf Deutsch übersetzt.

Flipboard

Flipboard ist nicht wirklich ein Browser, zumindest nicht im herkömmlichen Sinn. Stattdessen kann die App sich mit den Nutzerkonten von Twitter, Facebook und Google Reader verbinden. Anschließend werden alle Informationen der jeweiligen Konten ähnlich einem Magazin aufbereitet. Links werden dabei aufgelöst, die jeweils verlinkten Artikel werden kurz angerissen und lassen sich bei Interesse direkt in Flipboard anzeigen.

Kaum ein Browser bereitet Twitter so schön und übersichtlich auf wie Flipboard.

Leider lassen sich Webseiten nicht direkt zu Flipboard hinzufügen. Als Alternative bieten die Macher zahlreiche Kategorien an, in der sich hauptsächlich englische Inhalte finden. Zudem kann man sich über Twitter verschiedene Stichwörter zusammenstellen und so spezialisierte Themengebiete basteln.

Interessante Artikel lassen sich mit einem Stern versehen und so abspeichern. Außerdem können alle Artikel per Twitter weiterempfohlen werden.

Flipboard ist eine kostenlose App, die vor allem News-Junkies und Twitter-Süchtigen einen deutlich besseren Überblick über ihre Feeds und Tweets liefert.

Incognito

Nicht immer möchte man, dass andere Nutzer nachvollziehen können, wohin man gesurft ist. Desktop-Browser bieten dafür meist einen sogenannten Private-Modus, der keine Daten und Cookies abspeichert. Auf dem iPad fehlt normalerweise diese Funktion, sie kann aber mit Hilfe des Browsers Incognito relativ einfach nachgerüstet werden.

Incognito bietet ein simples Interface und speichert keine Daten beim Surfen.

Das Interface von Incognito ist einfach: Ein Adressfeld und auf der Startseite ein Google-Suchfenster, mehr braucht es nicht. Sobald man mit dem Surfen fertig ist, kann reicht es, den Browser durch einen Druck auf die Home-Taste zu schließen. Anschließend werden alle Surf-Spuren gelöscht, bei einem Neustart erhält man wieder die Standardansicht.

Mit seinem minimalistischen Interface ist Incognito ein perfektes Beispiel, wie man ein spezielles Problem lösen kann. Die App ist zwar kein kompletter Ersatz für Safari, lässt sich aber wunderbar parallel betreiben.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.