Predictive Analytics

Accenture und SAS vereinbaren BI-Pakt

19.02.2010 von Martin Bayer
Serviceanbieter Accenture und BI-Spezialist SAS wollen gemeinsam branchenspezifische Lösungen für "Predictive Analytics" entwickeln und vermarkten.

Die Verantwortlichen von Accenture und SAS haben einen weit reichenden Ausbau ihrer Kooperation beschlossen. Im Rahmen der neu gegründeten "Accenture SAS Analytics Group" wollen beide Anbieter gemeinsam brachenspezifische Softwarelösungen für Analyse und Prognose entwickeln, implementieren und betreiben. Die ersten Branchen, die mit den neuen Lösungen adressiert werden sollen, sind einer Mitteilung zufolge der Finanzsektor, das Gesundheitswesen sowie die öffentliche Verwaltung. Darüber hinaus seien branchenübergreifende Lösungen für das Kunden-Management sowie die Unternehmenssteuerung geplant. Die Analyseleistungen sollen auch als Managed Services angeboten werden.

Lesen Sie mehr zum Thema Pedictive Analytics und BI:

Aberdeen 3
Von den Klassenbesten haben 56 Prozent ihre BI-Anwendungen mit den eingesetzten Geschäftsapplikationen verknüpft, bei den Nachzüglern sind es nur 24 Prozent.
Aberdeen 2
Mehr als die Hälfte der von Aberdeen befragten Manager klagt darüber, dass die für Auswertungen benötigten Daten aus den Geschäftsanwendungen nicht im BI-System verfügbar sind. 40 Prozent gaben an, dass BI-Reports falsche Daten liefern. 27 Prozent hadern mit den BI-Tools. Diese seien zu wenig benutzerfreundlich.
Aberdeen 1
Oberste Priorität für Geschäftsverantwortliche hat die Beschleunigung des Zugriffs auf geschäftskritische Daten.

Mit dieser Kooperation erweitern beide IT-Anbieter ihre bereits seit etwa zehn Jahren bestehende Partnerschaft. Bis dato haben Accenture und SAS allerdings vorwiegend im Rahmen von einzelnen Kundenprojekten zusammengearbeitet. In die Accenture SAS Analytics Group soll der Serviceanbieter sein Branchen- und Prozess-Knowhow und SAS seine Technik-Expertise im Bereich Business Intelligence (BI) einbringen. Die künftigen Angebote zielen in erster Linie auf Predictive Analytics ab. Entsprechende Lösungen bauen auf herkömmlichen Analysewerkzeugen auf, erweitern diese aber darüber hinaus um Optimierungsmethoden, statistische Modelle sowie Prognoseverfahren. Damit soll es den Nutzern möglich sein, den Einfluss verschiedener Faktoren auf die künftige Geschäftsentwicklung vorherzusagen.

Das Spektrum der BI-Techniken laut TDWI.

Nach Einschätzung von Experten ruhen viele Hoffnungen der Anbieter im weltweiten BI-Geschäft auf dem Segment Predictive Analytics. Gerade in schwierigen Zeiten sei es für die Lenker in den Unternehmen essenziell, Unterstützung bei strategischen und operativen Entscheidungen zu bekommen. Dafür reiche es den Verantwortlichen heutzutage nicht mehr aus, mit einem mehr oder weniger großen Zeitverzug Auswertungen von historischen Geschäftsdaten zu bekommen. Vielmehr seien heute Echtzeit-Analysen und Simulationsmodelle gefragt, um möglichst genaue Prognosen für den weiteren Geschäftsverlauf zu erhalten.

Anbieter versprechen bessere Geschäfte mit Predictive Analytics

SAS-CEO Jim Goodnight: "Noch nie zuvor haben sich Unternehmen so schnell entschieden, Analysetechnologien in allen Bereichen des Geschäfts einzusetzen."
Foto: SAS Institute

Von diesem Trend wollen die BI-Anbieter profitieren und versprechen ihren Kunden eine bessere Unterstützung bei ihren Entscheidungen. "Unternehmen, die Predictive Analytics einsetzen, um handlungsrelevante Erkenntnisse aus ihren Daten zu gewinnen und dieses Wissen einsetzen, um geschäftskritische Entscheidungen zu treffen, können ihre Ergebnisse deutlich verbessern und langfristig einen erheblichen Vorsprung vor den Mitbewerbern erreichen", sagt William Green, Vorstandsvorsitzender von Accenture. Die Anwender erhielten damit eine effektive Unterstützung für komplexe Fragen und Entscheidungen, stellt SAS-CEO Jim Goodnight den Kunden in Aussicht.

Trotz der Möglichkeiten, die Predictive Analytics bietet, ist die Technik Experten zufolge längst noch nicht in allen Unternehmensbereichen angekommen. Das liege an der Komplexität des Themas, den fehlenden Experten, sowie an den Kosten der Implementierung. Darüber hinaus gebe es vielerorts Probleme der Interoperabilität und der Datenqualität. Außerdem müssten in manchen Bereichen zum Beispiel bei Banken und Versicherungen Aspekte wie der Datenschutz beachtet werden. Kritisch sei zum Beispiel, wenn Krankenkassen Predictive Analytics einsetzten, um Patientenkarrieren oder die Wahrscheinlichkeit eines Krankenhausaufenthaltes vorherzusagen. Zwar lasse sich dieses Wissen dazu verwenden, um die Versorgung zu optimieren, doch genauso gut eigne es sich dazu, Versicherte zu klassifizieren.

Accenture und SAS seien vor diesem Hintergrund gut aufgestellt, meint IDC-Analyst Henry Morris. Die Kooperation bediene einen dringenden Bedarf im Markt. Derzeit herrsche ein erheblicher Mangel an Experten, die zum einen mit den analytischen Techniken vertraut sind, und zum anderen auch wissen, wie diese im branchenspezifischen Umfeld am besten eingesetzt werden. Laut einer IDC-Studie erzielten die Unternehmen, die Predictive Analytics einsetzten, einen deutlichen besseren RoI als Firmen, die darauf verzichteten.

Allerdings haben diesen Trend auch andere BI-Anbieter erkannt und arbeiten darauf hin, ihr Portfolio entsprechend auszubauen. Beispielsweise hat IBM im vergangenen Jahr den Statistikspezialisten SPSS für rund 1,2 Milliarden Dollar übernommen, um die Prognosefunktionen seines BI-Angebots auszubauen. Dazu kommt, dass der Konzern durch seinen starken Service- und Beratungsarm auf ein breites Branchen-Knowhow zurückgreifen kann.