Tipps und Tricks

9 Android-Bedienhilfen für mehr Produktivität

19.01.2023 von JR Raphael und Manfred Bremmer
Unter den Bedienhilfen von Android sind einige leistungsstarke Produktivitäts-Tools versteckt, die jedes Smartphone-Setup aufwerten können.
Einige Bedienungshilfen von Android helfen auch allgemein dabei, die Nutzung deutlich zu verbessern.
Foto: ViDI Studio - shutterstock.com

Wenn es um die Barrierefreiheit von Smartphones und Tablets geht, leisten Apple, Google und ihre Ökosysteme Beachtliches. Sie haben das Potenzial, das Leben von Menschen mit eingeschränktem Hör- oder Sehvermögen geradezu verändern - und sind damit im Großen und Ganzen insgesamt viel wichtiger als jede beliebige Smartphone-Funktion, mit der wir unser Leben organisieren oder uns hier und da ein paar Sekunden sparen.

Diese beiden Bereiche müssen sich jedoch nicht gegenseitig ausschließen. Einige der interessantesten Zugänglichkeitsoptionen von Android sind so konzipiert, dass sie sowohl der Barrierefreiheit dienen als auch für weitaus banalere Produktivitätssteigerungen genutzt werden können. Hier ein paar Beispiele:

* In dem Artikel werden die Begriffe und Menüpfade für die Funktionen verwendet, wie sie bei einem Google Pixel 7 mit Android 13 zu finden sind. Auf Android-Geräten von anderen Herstellern wie beispielsweise Samsung werden die Funktionen teilweise anders bezeichnet und müssen anders angesteuert werden.

Feature Nummer 1: Erweiterte Sprachsteuerung

Android Voice Access ist mächtiger als man annimmt.
Foto: Google

Android verfügt schon seit langem über leistungsstarke Systeme zur Steuerung des Smartphone per Sprache. Ein barrierefreier Dienst geht noch weiter und ermöglicht es Ihnen, nahezu alles auf Ihrem Gerät über Sprachbefehle zu steuern. Es handelt sich dabei um die Funktion Voice Access, die bei neueren Android-Versionen direkt im Betriebssystem integriert ist. Bei einem älteren Device müssen Sie die entsprechende App möglicherweise erst aus dem Google Play Store herunterladen und öffnen.

In jedem Fall sollten Sie die Voice Access-Einstellungen aufrufen können, indem Sie in den Systemeinstellungen Ihres Telefons nach dem Begriff Voice Access suchen.

Wenn Sie die App zum ersten Mal starten, führt Sie das System durch einige kurze Einrichtungsschritte. Sie erteilen die erforderlichen Berechtigungen, aktivieren einige Einstellungen, um sicherzustellen, dass alles so funktioniert, wie es sollte, und so weiter.

Es empfiehlt sich dabei, die Option "Mithörtaste" deaktiviert zu lassen und sich entweder auf die ständige Benachrichtigung zu verlassen oder - noch besser - einfach "Hey Google, starte Voice Access" zu sagen, um die Funktion zu starten.

Ist Voice Access einmal aktiviert, können Sie damit fast jede Aktion auf dem Smartphone per Sprachbefehl starten, also etwa

Die Liste der Möglichkeiten ist endlos, eine Übersicht von Google finden Sie hier.

Feature Nummer 2: Futuristische Gesichtsgesten

Das nächste Android-Feature zur Barrierefreiheit ist fast schon unheimlich futuristisch. Es handelt sich um eine Option, mit der Sie Ihr Handy buchstäblich mit Ihrem Gesicht steuern können. So kann beispielsweise ein Blick nach links die typische Zurück-Geste auf Systemebene ersetzen. Ein Blick nach oben öffnet Ihre Benachrichtigungen . Und ein zaghaftes Heben der Augenbrauen könnte Sie zurück zum Startbildschirm bringen.

Aber es geht noch mehr: Sie können Ihrem Android-Smartphone sogar beibringen, die Schnelleinstellungen zu öffnen, wenn Sie den Mund öffnen, oder mit einem Grinsen auf die Übersichtsseite zurückkehren. Das Ganze funktioniert erstaunlich gut, vorausgesetzt, Sie haben ein Smartphone mit Android 12 oder höher.

Zur Einrichtung der Funktion suchen Sie in den Systemeinstellungen nach dem - im Deutschen etwas sperrigen Begriff "Schalterzugriff". Dort schalten Sie den Kippschalter neben "Switch Access" ein und folgen der Aufforderung, dem System "die vollständige Kontrolle über das Gerät zu geben". Keine Angst - es handelt sich um einen von Google entwickelten Dienst auf Systemebene, so dass Sie tatsächlich keinem Dritten Zugriff gewähren. Außerdem ist die Abfrage nur eine Formalität, die immer dann erscheint, wenn diese Art von Zugriff benötigt wird.

Als Nächstes tippen Sie auf "Einstellungen" und wählen dann als Schaltertyp den "Kameraschalter" aus.

Schauen Sie sich nun alle verfügbaren Optionen für Gesichtsgesten an und tippen Sie auf jede einzelne, um zu sehen, wie sie funktioniert und was Sie damit machene können. Das Setup ist etwas kompliziert. Am einfachsten ist es, einige der Gesten so einzustellen, dass sie die grundlegende Systemnavigation steuern - also Befehle, wie einen Schritt zurückgehen, zum Startbildschirm zurückkehren, die Systemübersicht öffnen und vielleicht auch die Benachrichtigungen und/oder den Bereich für Schnelleinstellungen öffnen.

Es gibt etliche verfügbaren Optionen für Gesichtsgesten.

Praktisch ist es auch, auf der Hauptseite der Einstellungen für den Schalterzugriff die Option Starten per Kurzbefehl auszuwählen. Damit können Sie das System so einstellen, dass es aktiv wird und auf Ihre Befehle wartet, wenn Sie beide Lautstärketasten gleichzeitig gedrückt halten, und dass es sich ausschaltet, wenn Sie die Tasten das nächste Mal drücken.

Feature Nummer 3: Untertitel auf Abruf

Sicher ist es Ihnen schon einmal passiert, dass Sie in der Öffentlichkeit ein Video auf dem Smartphone ansehen oder eine Podcast-Episode anhören wollten - aber Ihre Kopfhörer nicht dabei hatten.

Falls Sie ein Smartphone mit Android 10 oder höher besitzen, hält Ihnen Google hier den Rücken frei. Eine andere brillante Android-Funktion namens Automatische Untertitel (Live Caption) ermöglicht es Ihnen, eine Echtzeit-Transkription von allem, was in einem beliebigen Audiostream auf Ihrem Handy gesagt wird, zu sehen, ohne dass Sie die Lautstärke aufgedrehen müssen.

Die Aktivierung ist ganz einfach: Wenn Sie auf eine der Lautstärketasten drücken, erscheint am unteren Rand des Lautstärkereglers ein Kästchen mit einem durchgestrichenen Symbol. Auf manchen Geräten müssen Sie möglicherweise auf ein Menüsymbol mit drei Punkten innerhalb des Lautstärkeregels tippen, bevor Sie es sehen. Tippen Sie auf das Kästchen, und schon erhalten Sie die Untertitel für das abgespielte Audiomaterial auf Abruf.

Feature Nummer 4: Intelligente akustische Benachrichtigungen

Wenn wir schon dabei sind, Audio in Text umzuwandeln, sollten wir auch einen Blick auf das relativ neue System der Geräuschbenachrichtigungen werfen. Nutzer können sich mit ihrem Android-Smartphone über wichtige Geräusche in ihrem Zuhause benachrichtigen lassen, etwa wenn ein Rauchmelder piept oder ein Baby weint.

Die aktuelle Liste der Optionen umfasst:

Der Vorteil der Barrierefreiheit liegt hier auf der Hand, und zwar für jeden, der schwerhörig ist. Aber auch sonst kann diese zusätzliche Fähigkeit hilfreich sein, etwa, wenn Sie Kopfhörer tragen oder anderweitig von der Außenwelt abgeschirmt sind.

Wenn Sie ein Google Pixel Smartphone nutzen, suchen Sie einfach in den Systemeinstellungen nach "Geräuschbenachrichtigungen" (Sound Notifications), um loszulegen. Auf allen anderen Android-Geräten müssen Sie die von Google entwickelte App Automatische Transkription (Live Transcribe & Notification) herunterladen, um die gleiche Funktion nutzen zu können. In den Einstellungen können Sie festlegen, wie Sie benachrichtigt werden wollen: durch Vibrieren, Blinken oder eine Benachrichtigung auf einer verbundenen Smartwatch.

Feature Nummer 5: Intelligente Tonverstärkung

Wer kennt das nicht: Man sitzt in einem lauten Raum mit vielen Hintergrundgeräuschen und möchte etwas in der Ferne deutlicher hören - eine wichtige Rede, das Flüstern am Nebentisch oder vielleicht das leise Zwitschern eines Vogels. Hier kommt der großartige und oft übersehene Audioverstärker (Sound Amplifier) von Android ins Spiel. Mit dieser Funktion kann man Hintergrundgeräusche gezielt ausblenden und gleichzeitig den gewünschten Klang verstärken - und das alles mit einem ganz normalen Smartphone und Kopfhörern.

Wie so oft, ist auch der Audioverstärker auf neueren Pixel-Geräten bereits vorinstalliert und verfügbar. In diesem Fall suchen Sie einfach in den Systemeinstellungen nach Audioverstärker, um die Funktion zu finden und zu aktivieren.

Auf allen anderen Geräten können Sie die gleichen Funktionen mit der offiziellen Google Sound Amplifier-App nutzen - vorausgesetzt, auf Ihrem Smartphone läuft Android 8.1 oder höher.

Feature Nummer 6: Ein persönliches Pop-up-Menü

Ein Smartphone mit einer Hand zu bedienen, ist manchmal leichter gesagt als getan - vor allem, wenn es sich um ein größeres Gerät handelt. Aber halt! Es könnte einen besseren Weg geben: Android verfügt über eine versteckte Option, mit der Sie ein zusätzliches Menü am unteren Bildschirmrand erstellen können, das häufig verwendete Befehle an einer bequemeren Stelle anzeigt.

Einmal eingerichtet, kann das Android Pop-up-Menü überall durch eine einfache Zwei-Finger-Geste geöffnet werden.

Um es zu aktivieren, gehen Sie in den Bereich "Eingabehilfen" Ihrer Systemeinstellungen und tippen Sie auf die Zeile "Menü für Bedienungshilfen". Aktivieren Sie auf dem nächsten Bildschirm, der sich öffnet, die Umschaltfunktion. Anschließend können Sie Ihr neues On-Demand-Menü durch eine Zwei-Finger-Geste öffnen. Zu den Optionen des Menüs gehören das Aufrufen des Einschaltmenüs Ihres Telefons, das Aufnehmen eines Screenshots mit einem schnellen Tippen und sogar das Sperren Ihres Geräts im Handumdrehen.

Feature Nummer 7: Schnellers Auflegen

Haben Sie schon einmal einen Anruf beendet, während Sie spazieren gingen oder anderweitig beschäftigt waren? Falls Sie sich eine einfachere Möglichkeit wünschen, die Verbindung zu beenden, ohne auf dem Bildschirm herumfummeln zu müssen, könnte diese Android-Barrierefreiheitsfunktion genau das Richtige für Sie sein.

Öffnen Sie dazu Ihre Systemeinstellungen und suchen Sie nach "Systemsteuerelemente". Tippen Sie auf die Zeile "Ein/Aus-Taste beendet Anruf", aktivieren Sie sie über den Schalter und fertig:

Sie können jetzt jederzeit die physische Einschalttaste Ihres Telefons drücken, um einen laufenden Anruf zu beenden. Einfacher geht's nicht mehr.

Feature Nummer 8: Größerer Text für müde Augen

Android verfügt über einige integrierte Optionen, um Ihren Augen eine Pause zu gönnen, die alle im Abschnitt "Bedienungshilfen" Ihrer Systemeinstellungen versteckt sind - angefangen vom Untermenü "Anzeigegröße und Text":

Die Schriftgröße passt den Haupttext auf Ihrem Bildschirm (in Apps und sogar auf der Android-Benutzeroberfläche) an, um ihn größer zu machen - oder auch kleiner, wenn Sie das aus irgendeinem Grund wünschen.

Mit der Anzeigegröße wird die tatsächliche Skalierung Ihres Handys geändert, um alles größer zu machen.

Die Funktion fette Schriftart macht genau das, was man erwarten würde, nämlich den gesamten Text auf dem Smartphone zu fetten und damit besser lesbar zu machen.

Unabhängig davon enthält die Android-Suite für Barrierefreiheit eine Vergrößerungsoption, mit der Sie bei Bedarf bestimmte Bereiche Ihres Bildschirms vergrößern können - so als würden Sie durch eine Lupe schauen. Wenn Sie die Optionen für diese Einstellung genauer anschauen, finden Sie die Möglichkeit, die Lupe durhc dreimaliges Tippen auf den Bildschirm ein- und auszuschalten, was wirklich der einfachste und effektivste Weg ist, dies zu tun.

Feature Nummer 9: Der Turbo

Geschwindigkeitsfanatiker aufgepasst: Sie können jedes Android-Gerät in den Turbo-Modus versetzen, indem Sie in den Bedienhilfen die Funktion "Animationen entfernen" aktivieren. Der Name sagt eigentlich schon alles - die Funktion deaktiviert alle Animationen auf der gesamten Android-Benutzeroberfläche und das, ohne dass man sich durch die Android-Entwicklereinstellungen durchhangeln muss.

Das Ganze klingt etwas seltsam, aber probieren Sie es aus: Ohne all diese Übergänge - das Gleiten von einem Bildschirm zum anderen, das Überblenden von einem Element zum nächsten und so weiter - hat man das Gefühl, mit Lichtgeschwindigkeit durch das Smartphone zu fliegen.

Man verzichtet damit zwar ein wenig auf das ausgefeilte und kohärente Erscheinungsbild, das mit den Animationen einhergeht, aber die schnelle Bedienung, die man dafür erhält, ist diesen Kompromiss vielleicht wert - zumindest manchmal.

Und das Beste daran? Wenn Sie irgendwann feststellen, dass Ihnen die Funktion nicht zusagt, können Sie sie mit einem Knopfdruck wieder ausschalten und alles ist wieder so, wie es vorher war.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der US-Schwesterpublikation Computerworld.