Tipps von Deloitte

5 Sicherheitsschwachstellen in SAP-Systemen

17.05.2013 von Michael Kallus
In SAP-Systemen setzen sich Web-Technologien durch, die Zugriff über Portale und mobile Endgeräte ermöglichen. Das erfordert eine exakte Konfiguration.
Die zunehmende Webaffinität von SAP erzeugt neue Einfallstore für Gefahren.
Foto: Petya Petrova, Fotolia.de

Das SAP-System ist die digitale Schatzkammer vieler Unternehmen. Hier liegen sämtliche Daten und Angaben zu Unternehmensstruktur und Prozessen. Angriffe können nicht nur finanziellen Schaden, sondern auch enorme Einbußen an Reputation und Vertrauen aufseiten der Kunden und Anteilseigner zur Folge haben.

Ein typisches Sicherheitsrisiko im SAP-Umfeld ist der Zugriff auf das ERP-System von außerhalb des Firmennetzwerks über Remote-Function-Call-Verbindungen (RFC). Die RFC-Schnittstelle ermöglicht Funktionsaufrufe zwischen zwei SAP-Systemen oder zwischen einem SAP- und einem externen System. Hier weist Deloitte auf fünf Versäumnisse hin, die einen unerwünschten Zugriff über RFC-Verbindungen begünstigen.

1. Benutzerkonten unzureichend geschützt

Softwareanbieter liefern alle Installationen mit den sogenannten Standardbenutzern wie SAP oder DDIC aus. Alle Benutzer-IDs und die zugehörigen voreingestellten Passwörter sind bei jeder Auslieferung zunächst gleich und diese Angaben sind über Internetportale allgemein zugänglich. Die Kenntnis von Teilen von Benutzername und Passwort erleichtert unbefugte Zugriffe sehr, so Deloitte.

2. RFC-Schnittstelle schlecht konfiguriert

Mit den gerade genannten Kenntnissen können Mitarbeiter mithilfe einer frei im Web erhältlichen Software uneingeschränkt auf kritische Unternehmensdaten auf Tabellenebene zugreifen, wenn die RFC-Schnittstellen unzureichend geschützt sind. Das gilt auch, wenn sie nicht über die dafür notwendigen Transaktionsberechtigungen innerhalb des SAP-Systems verfügen.

3. Firmennetzwerk unzureichend gesichert

Das Risiko eines unerlaubten Zugriffs erhöhen auch unzureichende Sicherheitsmaßnahmen für das Firmennetzwerk. Hier nennt Deloitte insbesondere Lücken in der Firewall-Konfiguration (offene Ports) und eine mangelhafte Auswertung der Zugriffsprotokolle.

4. Zu geringe Komplexität der Passworteinstellungen

In der Systemkonfiguration bietet SAP die Möglichkeit, Eigenschaften und Umgang mit Passwörtern vorzugeben. Verlangen die Systemeinstellungen keine sonderlich komplexen Passwörter oder wird das Nutzerkonto nicht gesperrt, wenn das Passwort mehrfach falsch eingegeben wurde, können Passwörter mit geringem Aufwand geknackt werden.

5. Unsichere Konfiguration der RFC-Verbindungen

Ebenfalls in der Systemkonfiguration werden Parametereinstellungen für ein- und ausgehende RFC-Verbindungen festgelegt. Entsprechende Objekte innerhalb von Zugriffsberechtigungen ermöglichen es zugeordneten Benutzern dann, RFC-Verbindungen aufzubauen. Damit erlangt der Nutzer laut Deloitte nicht nur Zugriff auf Daten, sondern kann diese sogar aus dem System heraus übertragen.

Maßnahmen zur Verbesserung der Cyber Security in SAP-Systemen

Ausgefeilte SAP-Berechtigungskonzepte kontrollieren Zugriffe und trennen Funktionen.
Foto: Deloitte

Um das Risiko unerlaubter Zugriffe zu senken, sind vier Bereiche im Auge zu behalten. Alle Maßnahmen aus diesen Bereichen müssen durch Sicherheitsrichtlinien etabliert werden. Diese Richtlinien umfassen verbindliche Vorgaben für die Bewertung von Nutzeranfragen und sie definieren exakt, wie Berechtigungsänderungen umzusetzen und kritische Zugriffsrechte zu überwachen sind.

1. SAP-Systemsicherheit optimieren

Hier gilt es, die Einstellung der Parameter für Passwörter, Anmeldeversuche, RFC-Verbindungen und Berechtigungsprüfungen zu optimieren. Zudem empfiehlt Deloitte, Schutzebenen für Standardbenutzer und Berechtigungen zu implementieren.

2. Rollenkonzept verfeinern

In diesem Bereich ist ein transparentes und aufgabenbezogenes Rollenkonzept wichtig. Die Rollen sollten nach dem Prinzip der minimalen Berechtigung ausgestaltet und Funktionen in der Basis-Administration nach Anforderungen getrennt werden. Besonders zu beachten ist die korrekte Ausprägung relevanter Berechtigungsobjekte innerhalb von Rollen und Profilen.

4. Notfallbenutzer-Konzept auswerten

Notfallkonzepte sollten ohne SAP-Standardberechtigungen auskommen. Nach der Verwendung von Notfall-Usern empfiehlt Deloitte in jedem Fall, die Protokollierung hinsichtlich kritischer Zugriffe auszuwerten. Liegen Abweichungen vor, sollten Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.Sch

SAP-Netzwerk-Verbindungen sichern

4. Prozesse überwachen

Überwachungsprozesse minimieren das Risiko, indem Schwachstellen entweder präventiv vermieden oder schnell identifiziert werden, um Gegenmaßnahmen einzuleiten. Speziell die Überwachung der Maßnahmen zu den vorangegangenen Punkten schafft ein stabiles Fundament und unterstützt ein etabliertes Risikoniveau nachhaltig.

Als weitere Maßnahmen können SAP-Netzwerkverbindungen über den SAP-Router gezielt und abgesichert aus dem eigenen Netzwerk in ein anderes weitergeleitet werden. Der SAP-Router arbeitet mit SNC (Secure Network Communications). Dabei werden die zu übermittelnden Daten zuverlässig authentifiziert und verschlüsselt und so sichere Netzwerkverbindungen hergestellt. Um Schwachstellen zu vermeiden, empfiehlt Deloitte ferner, auch für die Infrastruktur- und Middleware-Komponenten der SAP-Landschaft geeignete Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation CIO. (ph)