Alles auf einen Blick

5 Regeln für die Erstellung von Dashboards

10.04.2015 von Stefan Müller
Richtig und sinnvoll mit Informationen umzugehen, ist nicht leicht. Der folgende Beitrag gibt Tipps, was bei der Erstellung von Dashboards zu beachten ist.
  • Dashboards stellen eine Möglichkeit dar, Unternehmensinformationen aufzubereiten und zu visualisieren.
  • Den Inhalt eines Dashboards sollte man auf einen Blick verstehen. Wichtig ist daher die richtige Darstellungsform - meist ist weniger mehr.

Richtig und sinnvoll mit Informationen umzugehen, ist nicht leicht. Gemeinhin herrscht in vielen Firmen der Glaube, dass ein mehr an Daten auch mehr Informationsgehalt bedeute. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Wer seine Unternehmensinformationen richtig nutzen möchte, muss sie so einfach wie möglich darstellen. Eine gute Möglichkeit dafür sind Dashboards.

Ob ein Dashboard nur einen Verlauf anzeigt, oder ob dieser mit weiteren Informationen angereichert werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Adressaten.
Foto: bloomua - Fotolia.com

Hinter einem Dashboard steht normalerweise ein Business-Intelligence-System. Es fasst die Daten, die dargestellt werden sollen, zusammen und stellt sie für die weitere Bearbeitung zur Verfügung. Außerdem verteilen BI-Systeme die Daten auf eine möglichst effektive und effiziente Weise. Die Anforderungen an die Aufbereitung und Darstellung der Informationen können sehr unterschiedlich sein und hängen meistens von den jeweiligen Adressaten ab. Die Geschäftsführung oder der Vorstand brauchen Informationen anders aufbereitet als Mitarbeiter aus der Fachabteilung. Die Anforderungen an die Datenaufbereitung betreffen daher die Flexibilität oder Interaktivität der Daten, ihren Detaillierungsgrad sowie ihre Visualisierung oder Mobilität.

Dashboards bieten einen zentralen Blick auf wichtige Informationen

Dashboards stellen eine Möglichkeit dar, Unternehmensinformationen aufzubereiten und zu visualisieren. Sie führen Daten aus verschiedenen Datenquellen zusammen und visualisieren sie durch grafische Mittel. Dashboards sollten intuitiv bedienbar sein, um den Konsum der Informationen einfach zu gestalten. Im Normalfall erstellt man Dashboards nur für Mitglieder der Geschäftsführung, um ihnen dabei zu helfen, sich auf die wirklich wichtigen Themen zu konzentrieren und richtungsweisende Entscheidungen schneller zu treffen.

8 Tools für die Datenvisualisierung
Piktochart
Vorlagen helfen beim Gestalten von topmodernen Infografiken. Die Pro-Sektion hält Vorlagen für typische Geschäftsthemen bereit.
Simpel, aber effektiv
Der Editor von Piktochart funktioniert wie ein stark abgespecktes Grafikprogramm. Mit simplen Werkzeugen können die Vorlagen editiert und angepasst werden.
Google Charts
Google Charts bietet eine Galerie mit allen erdenklichen verschiedenen Diagramm-Typen.
Eher etwas für Entwickler
Das Tool ist extrem flexibel, aber eindeutig ein Fall für Entwickler.
iCharts
Die nüchterne Oberfläche von iCharts ist im Windows-Stil gestaltet.
Datenfutter
Die Stärke von iCharts ist nicht gerade die Oberfläche oder Optik der damit generierten Diagramme, dafür gelingt es leicht, den Dienst mit Daten zu füttern.
Easel.ly
In den Tausenden Vorlagen bei Easel.ly findet sich fast für jeden Zweck ein schon vorgestaltetes Diagramm.
Oberfläche
Mit der komfortablen Oberfläche gelingen in kurzer Zeit top gestaltete Infografiken und Charts.
Galerie
Die Galerie von Easel.ly bietet über eine Million öffentliche Infografiken. Jede davon kann in den Editor Modus geladen werden.
Infogr.am
Die Oberfläche von Infogr.am ist sofort verinnerlicht und extrem übersichtlich.
Große Auswahl
Bei den Charttypen lässt Infogr.am keine Wünsche offen.
Datenupload
Infogram kann mit hochgeladenen Daten gefüttert werden und erzeugt daraus schicke, editierbare Charts.
ChartsBin
ChartsBin wandelt eingegebene Datensätze ins gewünschte Kartenformat um.
Teilen und kommentieren
Die fertigen Karten können leicht geteilt und kommentiert werden.
Venngage
Venngage beherrscht alle gängigen Diagramm-Typen. Bei ausgefallenen wird jedoch das Premium-Upgrade Pflicht.
Rechteverwaltung
Das Veröffentlichen (wahlweise public oder private) der Grafiken oder Teilen auf sozialen Netzen klappt mit einem Klick aus dem Editor heraus.

Achtung: falscher Diagrammtyp

Ein wesentlicher Bestandteil von Dashboards sind Diagramme. Diagramme sind sehr nützliche Werkzeuge, um Daten zu visualisieren, werden aber häufig falsch verwendet. Dadurch können sie Fehlinterpretationen fördern. Der jeweilige Diagrammtyp kann große Auswirkungen auf die Aussagekraft der dargestellten Informationen haben - so liest man einen nach links zeigenden Diagrammbalken anderes als einen, der nach rechts zeigt. Neben dem richtigen Diagrammtyp gibt es noch weitere Dinge, die man bei der Erstellung eines Dashboards beachten sollte. Sie sind im Folgenden in fünf Regeln zusammengefasst. Das in den Beispielen verwendete BI-System ist Pentaho, die eingesetzte Technik zur Erstellung des Dashboard basiert auf Ctools, einer Sammlung von Open Source-basierten Werkzeugen für die Aufbereitung von Daten.

Regel 1: Diagramme sind der Hauptbestandteil des Dashboards

"2013 betrug unser Umsatz 4.987.739 Euro, im Vorjahr verzeichneten wir 3.677.384 Euro". Nur ein Rechenkünstler kann hier auf Anhieb erkennen, wie stark der Umsatz gestiegen ist - die zentrale Aussage des Satzes. Derartige Formulierungen gehören daher nicht in ein Dashboard.
Den Inhalt eines Dashboards sollte man auf einen Blick verstehen. Komplizierte Tabellen und lange Texte verwirren den Leser und sollten daher in Diagrammen visualisiert werden. Diagramme zeigen den Inhalt wesentlich schneller und effizienter an, weil der Betrachter rasch die wichtigen Informationen erfassen kann. Daneben helfen sie, Platz im Dashboard zu sparen. Vorsicht aber bei der Auswahl des Diagrammtyps: wenn ein Diagramm zu viel Platz braucht, um seine Daten zu visualisieren, besser ein anderes wählen.

Diagramme sind der Hauptbestandteil des Dashboards.
Foto: Pentaho

Regel 2: Ein Dashboard besitzt eine hohe Informationsdichte

Um ausreichend Platz für die wichtigsten Daten zu haben, soll ein Dashboard immer den gesamten Bildschirm ausfüllen. Auf Bilder wie zum Beispiel Hintergrundgrafiken oder Fotos sollte man ganz verzichten, weil sie nur vom Wesentlichen ablenken. Sobald alle wichtigen Daten im Dashboard platziert sind, ist es besser, keine weiteren Informationen hinzuzufügen, auch wenn noch Platz frei ist. Kuchendiagramme, die so genannten "Pie charts" sind zu vermeiden, weil sie entgegen der allgemeinen Meinung nicht besser lesbar sind als Balkendiagramme, aber fast doppelt so viel Platz brauchen.

Sorgen Sie für eine hohe Informationsdichte im Dashboard.
Foto: Pentaho

Regel 3: Einfache Darstellung von Inhalten

3D-Diagramme sehen zwar beeindruckend aus, sind aber schlecht zu lesen. Man sollte daher auf ihren Einsatz verzichten, um seine Daten in einer einfach lesbaren Form darzustellen. Bei einem Dashboard geht es darum, Inhalte verständlich darzustellen, und nicht, den ersten Preis für die ausgefallenste Datenvisualisierung zu gewinnen. Wenn sie keine Aussage besitzen, sollte man daher generell auf Gestaltungselemente verzichten. Animationen gehören genauso wenig in ein Dashboard wie viele bunte Farben.

Auch, wenn es langweilig klingt, sind Graphen am besten lesbar, wenn sie in unterschiedlichen Grautönen dargestellt werden. Vermeiden Sie helle Farben, sie heben Daten nur unnötig hervor und verfälschen das Interpretationsergebnis. Setzen Sie Signalfarben sparsam ein und nur dann, wenn der Inhalt explizit hervorgehoben werden soll.

Verschiedene Arten von Datenvisualisierungen werden unterschiedlich gelesen. Man weiß inzwischen, dass die Anordnung und Darstellung der Daten großen Einfluss darauf hat, wie sie interpretiert werden. Außerdem gibt es bestimmte Verhaltensmuster beim Lesen von Diagrammen. Zeiteinheiten werden normalerweise von links nach rechts erfasst. Deshalb sollte man die zeitliche Entwicklung (Tage, Monate, Jahre) immer auf der X-Achse ansiedeln. Strukturen wie beispielsweise Produkte gehören dagegen auf die Y-Achse.

Inhalte einfach darstellen
Foto: Pentaho

Regel 4: Vergleichsdaten erheben und darstellen

Diagramme sind dazu da, Vergleiche zu zeigen. So logisch das klingt, so schwierig scheint manchmal die Umsetzung. Diagramme, die viele Vergleiche enthalten, sind verständlicher und aussagekräftiger als welche, die wenige Vergleiche darstellen. Ein Diagramm, für dessen Verständnis erst der dahinterliegende Bericht konsultiert werden muss, ist fehlkonzipiert. Man sollte daher mindestens drei der folgenden exemplarischen Werte verwenden: Zielwerte, Vorjahreswerte, Zeitserien (die letzten Wochen, Monate oder Jahre), Werte von Konkurrenten etc. Bei Balkendiagrammen sollten die Balken immer sortiert sein, weil sie leichter zu lesen sind.

Vergleichsdaten erheben und darstellen
Foto: Pentaho

Regel 5: Ein Dashboard besitzt ein einheitliches Design

Dashboards sollten ein einheitliches Aussehen besitzen. Dazu gehört, alle Elemente möglichst standardisiert darzustellen. Verwenden Sie beispielsweise das gleiche Symbol für alle Zielwerte. Gleiches betrifft die Farbwahl. Vor der Erstellung eines Dashboards sollte man über ein Farb- und Schriftenkonzept verfügen. Dadurch bekommt es ein aufgeräumtes und ruhiges Aussehen.

Übersichtlich, strukturiert und farblich zurückhaltend. So sieht ein gutes Dashboard aus.
Foto: Pentaho


Betrachter reagieren verwirrt darauf, wenn gleiche Inhalte mit verschiedenen Diagrammen dargestellt werden. Sie sollten daher darauf verzichten. Auch bei der Wahl der Dimensionen eines Diagramms ist Zurückhaltung geboten. Empfehlenswert ist es, in einem Diagramm maximal sechs Dimensionen zu verwenden, zum Beispiel Zeit, Kategorisierung (gut, mittel, schlecht), Ist-Wert, Zielwert, Produkt. (bw)

Informationen und Daten visualisieren - Beispiele
OECD Better Life Index
Der OECD Better Life Index visualisiert die gefühlte Lebensqualität verschiedener Länder anhand von elf Themenfeldern.
Cholera Map
Der Londoner Arzt Dr. John Snow kartografierte schon 1854 den Wohnort von Cholera-Erkrankten und verzichtete bei seiner Darstellung sinnvollerweise auf jegliche topografische Details.
Wind Map 1
Bei "Wind Map" erzeugen viele animierte Punkte ein dynamisches Muster...
Wind Map 2
... durch das auf spielerische Art eine Strömungssimulation erzeugt wird.
Global Forest Change
Das größte Problem, das "Global Forest Change" innewohnt, ist die unglückliche Farbwahl - zugewonnene Waldflächen werden blau auf schwarz dargestellt und sind kaum erkennbar. Die Verluste, die in rot gehalten sind, fallen viel stärker ins Gewicht und verzerren die Wahrnehmung des Betrachters.
Dencity
"Dencity" veranschaulicht die weltweite Bevölkerungsdichte: Je kleiner und dichter die Ansammlung an Kreisen, desto dichter besiedelt ist ein bestimmter Fleck der Erde.
Nike City Runs
New York City für Läufer: An welche Straßenabschnitten sollte stärker auf Fußgänger und Jogger hingewiesen werden? Wo werden neue Fußgängerbrücken oder Zebrastreifen benötigt?
A Saturday on Strava
Wer ist am 20. Juli 2013 mit dem "Strava GPS Tracker" wo und wie viel gelaufen? Diese interaktive Karte gibt Antworten.
2013 Year in NikeFuel 1
Auch das Projekt "2013 Year in NikeFuel" gibt den Nutzern des Nike-Fitness-Trackers die Möglichkeit, sich genau über die jeweils gemessenen Werte zu informieren.
2013 Year in NikeFuel 2
So sind beispielsweise individuelle Fitnesspläne genau kontrollierbar.
Dissecting a Trailer - Beasts of the Southern Wild
Filmtrailer sollen den Zuschauern Appetit auf den nächsten Kinohit machen. Häufig halten die Filme dann aber nicht das, was die Trailer versprechen. Die New York Times nimmt aktuelle Trailer genauer unter die Lupe. Unter anderem "Beasts of the Southern Wild"...
Dissecting a Trailer - Silver Linings Playbook
... und "Silver Lignings Playbook".
The Refugee Project 1
Wie haben sich die Flüchtlingsströme der Erde in den vergangenen Jahren entwickelt? Das zeigt das "Refugee Project" auf.
The Refugee Project 2
Zum einen lassen sich die besonders betroffenen Regionen anschaulich machen...
The Refugee Project 3
... zum anderen aber auch einzelne Staaten ganz besonders unter die Lupe nehmen.