Excel-Wirrwarr bremst BI aus

5 krasse Reporting-Fehler

17.04.2012 von Andreas Schaffry
Falsche Kalkulationen, Zahlendreher, Fehler in der Statistik. Durch fehlende Datenkonsistenz aufgrund von Excel-Wildwuchs leidet die Qualität der BI-Analysen und des Reportings. Fünf Beispiele aus der Praxis.
Unternehmen und Behörden haben noch kaum einheitliche BI-Strategien. Nach wie vor dominiert Excel als Analyse-Tool - was zu gravierenden Fehlern beim Reporting führt.
Foto: S.John - Fotolia.com

Folgende Situation ist in vielen Unternehmen und Behörden immer noch Realität. Während Abteilung A mit einer Business-Intelligence-Lösung (BI) arbeitet, werten andere Abteilungen ihre Daten mit selbstgestrickten Excel-Lösungen aus.

Insbesondere das Gewirr individuell erstellter sowie manuell verwalteter Excel-Lösungen und -Tabellen mit zahlreichen Versionen ist nahezu undurchdringlich. Die Folgen sind ein inkonsistenter Datenbestand und Fehler beim Reporting an der Tagesordnung.

Welche Risiken das Nebeneinander verschiedener Auswertungstools sowie Excel-basierte Geschäftsanalysen bergen, zeigt der BI-Anbieter Actuate in einer Liste der fünf kuriosesten Pannen.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation CIO. (ph)

1. Worms: 200 Millionen Schulden statt 200.000

Verlässliche Auswertungen und Zahlen existieren oft nur als Wunschvorstellungen des Managements. Zahlendreher und Fehler bei der Auswertung sind die Regel.
Foto: kentoh - Fotolia.com

In der Schuldenstatistik des Bundes für das Jahr 2009 nimmt Worms einen unrühmlichen Platz als bundesweit höchstverschuldete Kommune ein. Die Stadt steht mit angeblich 200 Millionen Euro in der Kreide.

So weit, so schlecht. Dumm nur, dass die Übertragung der jährlichen Haushalts- und Finanzdaten inklusive der Investitionsdarlehen aller zur Stadt gehörenden Eigenbetriebe und Gesellschaften an das Statistische Landesamt falsch war.

Die außergewöhnliche Fehlleistung kam zustande, weil der städtische Gebäudebewirtschaftungsbetrieb irrtümlich drei Nullen zu viel übermittelt hatte. Dadurch schwoll die Summe der Verbindlichkeiten auf 200 Millionen Euro an. Tatsächlich wären es lediglich 200.000 Euro gewesen.

2. Hilfe, ich habe den Rhein geschrumpft

Generationen von Schülern haben im Geographie-Unterricht offenbar die falsche Rheinlänge gepaukt. Doch der Fluss ist statt 1.320 "nur" 1230 Kilometer lang. Den Zahlendreher, der aus den 60er Jahren des 20 Jahrhunderts stammt und laufend fortgeschrieben wurde, entdeckte zufällig ein Biologe der Universität Köln. Das niederländische Ministerium für Verkehr und Wasserbau hat nun nachgerechnet - und kam auf exakt 1232 Kilometer Länge.

3. 183.000 Euro mehr Baukosten

Viele Städte und Gemeinden finanzieren mit den Mitteln aus dem Konjunkturprogramm des Bundes diverse Baumaßnahmen. So auch die Stadt Langen in Hessen. Doch diese hat mit Mehrkosten von 183.000 Euro bei drei von vier Bauvorhaben zu rechnen.

Ursache dafür ist ein Zahlendreher im sogenannten Leistungsverzeichnis, das Grundlage für die Auftragsvergabe ist. Der Fehler war dem von der Stadt beauftragten Architekturbüro unterlaufen. Und den Kommunalen Betrieben, die mit Projektsteuerung und Bauüberwachung betraut sind, ist er einfach so "durchgerutscht".

4. Hartz IV: Statistikfehler wegen Excel

Die Bundesregierung musste 2010 einräumen, dass im Jahr 2008 "nur vereinzelt" Sanktionen gegen Hartz-IV-Empfänger ausgesprochen wurden, die sich weigerten, eine Eingliederungsvereinbarung zu unterschreiben. Es gab fehlerhafte Zuordnungen bei der Erfassung von Gründen für Sanktionen bei Hartz-IV-Empfängern zu falschen Zahlen, denn: Bei der Übertragung von Werten aus einer Excel-Tabelle in ein Word-Dokument habe es "Zahlendreher" gegeben.

5. Pleite aus heiterem Himmel

Wenn der Insolvenzverwalter an die Tür klopft, dann wissen Mitarbeiter, dass ihr Unternehmen pleite ist. Schlimm ist es, wenn die Geschäftsleitung ihre Beschäftigten vorab nicht über die Pleite informiert hat, sondern diese davon erst aus der Zeitung erfahren. Noch schlimmer ist es, wenn es sich bei einer solchen Meldung um eine "Ente" handelt, diese also schlicht falsch ist.

So erging es den 17 Mitarbeitern der EDV-Firma "Integrated Systems GmbH" aus Jenfeld im Jahr 2000. Zu der angeblichen Pleite ihrer Firma gab es eine Handelsregistermeldung. Darin hieß es fälschlich, das Insolvenzverfahren sei eröffnet worden. Das für Insolvenzfälle zuständige Amtsgericht hatte jedoch Zahlen vertauscht, sodass der Betrieb mit einem anderen verwechselt wurde. (CIO/ph)