Mehr Server, weniger Raum

4 Trends fürs Rechenzentrum der Zukunft

21.11.2011 von Andreas Schaffry
Marktforscher Gartner erwartet schon bald große Veränderungen - in Aufbau wie auch Energie-Standards. Rechenzentren sind zu groß und werden ineffektiv genutzt.
Foto: Fotolia / Spectral Design

In der IT führt jede neue Entwicklung zu einem Kaskadeneffekt, der auch die Planung und den Betrieb von Rechenzentren direkt beeinflusst - in punkto Kosten, Größe und Lebensdauer. David Cappuccio, Analyst beim Marktforschungsinstitut Gartner, hat sich deshalb in dem Marktbericht "Shrinking Data Centers: Your Next Data Center Will Be Smaller Than You Think" Gedanken gemacht über das Rechenzentrum der Zukunft.

Platzsparend gestaltet muss sein und kosteneffizient betrieben werden, außerdem Business-Anforderungen besser erfüllen. Hierbei gibt es noch erheblichen Nachholbedarf: So werden zum Beispiel derzeit 40 Prozent des in Rechenzentren vorhandenen Rack-Volumens nur unzureichend oder gar nicht genutzt. Zudem stellen Firmen für den Rechenzentrums-Betrieb 60 Prozent mehr an Energie bereit als diese tatsächlich benötigen. Cappuccio sieht vor diesem Hintergrund vierTrends, die die Data-Center-Entwicklung in den nächsten fünf Jahren bestimmen werden.

Die 10 Schritte bei der RZ-Konsolidierung
Schritt 1: Bau und Ertüchtigungsplanung
Sollen ein beziehungsweise mehrere Rechenzentren migriert werden, gilt es zunächst, die richtige Örtlichkeit zu finden und eine nachhaltige Planung aufzusetzen.
Schritt 2: Inventarisierung der Hardware
Häufig unterschätzt wird bei einer RZ-Konsolidierung die Inventarisierung der Hardware.
Schritt 3: Applikationsanalyse und -abhängigkeiten
Aufwändiger noch als die Bestandsaufnahme der Hardware gestaltet sich in den meisten Fällen die Analyse der Applikationen. Die Frage lautet: Wo läuft was und wie gestalten sich die Verbindungen?
Schritt 4: Endkundenanalyse und -kommunikation
Rund die Hälfte der Aufgaben, die bei einer Konsolidierung mit gekoppeltem Umzug anfallen, betrifft die Kommunikation. Vor einer Migration gilt zu erfassen, welche Abteilungen welche Applikationen nutzen und die jeweiligen Ansprechpartner mit ins Boot zu holen.
Schritt 5: Changemanagement
Ein Konsolidierungsprozess läuft in den meisten Fällen nicht strikt nach Plan. Umso wichtiger ist ein kontinuierliches Changemanagement.
Schritt 6: Besiedelungsplanung
Sind die vorbereitenden Maßnahmen auf den Weg gebracht, muss die Besiedelung der RZ-Räumlichkeiten mit IT-Komponenten konzipiert und umgesetzt werden. Die Frage lautet: Wo werden welche Komponenten am sinnvollsten aufgebaut?
Schritt 7: Kopplung von Rechenzentren
Werden mehrere Rechenzentren verschiedener Standorte zusammengelegt, gilt es bestehende Kopplungsleitungen zu überprüfen, gegebenenfalls neue Leitungen zu beantragen, diese zeitlich zu terminieren und ihre Qualität sicherzustellen.
Schritt 8: Risikomanagement
Risikomanagement ist neben dem Changemanagement einer der permanent laufenden Prozesse im Zuge einer RZ-Konsolidierung.
Schritt 9: Migrationsplanung
Wenn Inventarisierung, Analyse und Konzeption stehen, heißt es, konkrete Migrationsgruppen zusammenzufassen und den phasenweisen Umzug zu planen.
Schritt 10: Qualitätssicherung
Durch eine laufende Qualitätssicherung und Kontrolle muss während des gesamten Prozesses sichergestellt werden, dass der Übergang gefahrlos abläuft und die jeweiligen Services zum vereinbaren Zeitpunkt wieder zur Verfügung stehen.

Trend 1: Schlaueres Design

Ein HP-Rechenzentrum in einem Container.

Ursprünglich stammen die Design-Methoden für Rechenzentren aus der Mainframe-Ära. Aufgrund der hohen Kosten waren viele Mainframes nur auf eine durchschnittliche Performance im mittleren 90-Prozent-Bereich ausgelegt. Im Ergebnis führte das zu geringen Schwankungen bei der Betriebstemperatur und im Energieverbrauch.

Heute ist das anders: Die Anforderungen an Rechenzentren sind wesentlich komplexer, die Auslastung verändert sich ständig und schwankt stärker. Auch Alter und Funktion der eingesetzten Server und Storage-Produkte sind von Bedeutung. Laut Gartner wird es in Rechenzentren künftig verschiedene High-Density-Zonen für unterschiedliche Workload-Anforderungen geben müssen.

Für die einzelnen Zonen lasse sich die benötigte Energie jeweils individuell bereitstellen. Zum Beispiel könnten Server und Betriebssysteme, auf denen besonders viel Arbeitslast liegt und die unterbrechungsfrei laufen müssen, zielgerichtet mit Kühlluft versorgt oder direkt mit einer In-Rack-Kühlung ausgestattet werden.

Trend 2: Green-IT

Die wenigsten Data-Center-Manager haben sich bislang intensiv um das Thema "Green IT" gekümmert, obwohl das Top-Management in diese Richtung bereits Druck gemacht hat. Doch inzwischen hat hier ein Umdenken eingesetzt. Leiter von Rechenzentren achten verstärkt auf geringeren Energieverbrauch bei der Planung und beim Aufbau neuer Data Center sowie auf Kennzahlen, die auf der Power Usage Efficiency (PUE) basieren. Dabei handelt es sich um einen Quasi-Standard zur Messung der Energieeffizienz in Rechenzentren. Der Gesamtenergiebedarf eines Rechenzentrums wird durch die Energie geteilt, die für die IT zur Verfügung steht.

Trend 3: Mit High Density die Server verdichten

Bislang nutzen Unternehmen den Platz in ihren Rechenzentren schlecht aus. Pro Quadratmeter beträgt die Serverdichte nur 60 Prozent.
Foto: STRATO AG

Unternehmen müssen immer mehr Daten verarbeiten und verwalten. Dafür benötigen sie immer mehr und immer leistungsfähigere Server. Doch in den meisten Rechenzentren wird unnötig Platz verschwendet, obwohl die physikalische Fläche oft beschränkt ist. Zum Beispiel werden die Räume zwischen den Server-Racks, den Server-Schränken, zu wenig genutzt. Im Schnitt liegt die Dichte bei rund 60 Prozent pro Quadratmeter.

Bei der Neuplanung von Rechenzentren geht auch bei den Server-Racks die Tendenz in Richtung einer stärkeren Verdichtung. Im Schnitt liegt bei Neuentwicklungen die Dichte zwischen 85 und 90 Prozent. Private-Cloud-Umgebungen sowie die Zusammenlegung von Rechner-Ressourcen eröffnen zudem die Möglichkeit, vorhandene Hardware-Kapazitäten im Sinne eines "Vertical Scaling" besser auszulasten und die Produktivität per verbrauchten Kilowatt zu verbessern.

Trend 4: Cloud Computing

Immer mehr Rechenzentrums-Verantwortliche ziehen auch die Möglichkeit in Betracht, nicht geschäftskritische Workloads an einen Cloud-Provider auszulagern. Dadurch wird im Rechenzentrum zum einen dringend benötigter Platz frei, zum andern senkt es den Verbrauch von Strom und Kühlmitteln. Laut Gartner wird sich deshalb bis zum Jahr 2018 der in Rechenzentren benötigte Platz im Vergleich zu heute um rund 40 Prozent verringern. Zugleich sinkt die Anzahl der in Rechenzentren eingesetzten Server und Storage-Produkte. Durch die Verlagerung von Rechnerleistung und Storage-Kapazitäten in eine Public Cloud können sich Data-Center-Verantwortliche zudem verstärkt auf eine bessere Verteilung geschäftskritischer Workloads konzentrieren sowie auf IT-Services für das Kerngeschäft.

So finden Sie den richtigen Cloud-Anbieter
So finden Sie den richtigen Cloud-Anbieter
Sicherheit und Kontrolle in der Cloud? Das muss sich nicht widersprechen, wenn der Anwender bei der Auswahl seines Cloud-Anbieters auf einige Kriterien achtet. Fünf Aspekte, die Sie bei der Wahl des Providers berücksichtigen sollten.
1. Datenspeicherung in der EU
Der Cloud-Anbieter muss preisgeben, an welchen Orten er Daten und Anwendungen speichert und verarbeitet. Es sollten ausschließlich Standorte in der EU, besser noch in Deutschland, akzeptiert werden. Wenn weitere Subunternehmer beteiligt sind, müssen diese benannt werden.
2. Sicherheitsarchitektur
Der Provider sollte die Konzeption seiner Sicherheitsarchitektur darlegen können. Dies schließt einzelne Systemkomponenten ebenso wie infrastrukturelle und technische Aspekte ein. Insbesondere sollte dabei klar werden, wie bei mandantenfähigen Systemen - so genannten Multi-Tenant-Systemen - eine verlässliche Trennung der Kunden gewährleistet wird. Angaben zur Sicherheitsarchitektur umfassen zum Beispiel Informationen zum Rechenzentrum, zur Netzsicherheit und zur Verschlüsselung.
3. Rechte-Management
Der Anbieter sollte erklären können, wie er Nutzer sicher identifiziert. Dazu gehört etwa eine Erläuterung seines ID-Managements und wie er damit sicherstellt, dass der "normale" Anwender etwa im Unterschied zum Administrator nur Zugriff auf Daten hat, die für ihn vorgesehen sind.
4. Datenschutz
Speichert oder verarbeitet der Cloud-Anbieter personenbezogene Angaben, dann ist ein Datenschutz nach deutschem Recht zu gewährleisten. Dar- über hinaus sollte der Anwender prüfen, inwieweit Datenschutzrichtlinien und -gesetze, denen er selber unter- liegt, vom Cloud-Anbieter eingehalten werden können.
5. Datenimport und -export
Grundsätzlich sollte klargestellt werden, dass die Daten im Besitz des Kunden bleiben. Der Nutzer muss deshalb auch die Möglichkeit haben, seine Daten jederzeit wieder exportieren zu können. Das ist nur möglich, wenn relevante Daten in einem anbieterunabhängigen Format gespeichert oder aber in ein solches umgewandelt werden können.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.