Standardisierung zurück

4 Folgen von iPad, BYOD & Co. für die IT

01.06.2012 von Werner Kurzlechner
Nach der Gerätevielfalt erwarten die Analysten von Saugatuck die Rückkehr zu Standards. Zentrale Management-Ansätze und Geräte-Normen setzten sich wieder durch.

Revolutionen wohnt stets die Möglichkeit einer Konterrevolution inne, auf Umbrüche folgen zumeist Konsolidierungsphasen – wenn nicht sogar ein echter konservativer Rollback. In der Unternehmens-IT wird sich bald ähnliches abspielen, glaubt man den Analysten von Saugatuck. Sie lassen keinen Zweifel daran, dass die Konsumerisierung der IT gewohnte Abläufe auf vielen Ebenen umkrempeln wird. Konzepte wie Bring-Your-Own-Device (BYOD) ließen sich aber nicht endlos weit treiben, weshalb das Comeback derzeit aus der Mode gekommener Ansätze wie Zentralisierung, Standardisierung und Governance bevorstehe.

Wohin führt der Weg? Laut Saugatuck von der Consumer-Ausrichtung der IT wieder zur Standardisierung.
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Saugatuck-Analyst Bruce Guptill hat eine technologische Verbrauchermesse – die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas – zum Anlass genommen, nach den Auswirkungen der dort präsentierten Entwicklungen auf die IT in Firmen zu fragen. Vier Trends klopft er auf diese Weise ab.

Apple-Dominanz bei Tablets mindestens bis 2012

1. „i-Domination“ im Tablet-Markt: Der Angriff auf den Tablet-Marktführer Apple ist nach Saugatucks Lesart erst einmal vollends gescheitert. Kein Herausforderer habe es bisher vermocht, Apples Gestaltungsmacht auf diesem Markt anzukratzen, seine Entwickler zu verstören oder seinen Kunden andere Produkte als das iPad schmackhaft zu machen. Dieser Zustand hält laut Guptill wohl bis Ende 2013 an. Mit einer Ausweitung der Business-Funktionalitäten wie iCloud sei deshalb zu rechnen, auch wenn Apple nach eigenem Selbstverständnis nicht in die Enterprise-IT strebe.

Für die Unternehmen bedeutet das: Mehr Tablets bei den Mitarbeitern heißt mehr iPads im Unternehmen. Dieser Umstand erleichtere es, auf Basis einer iPad-Standardisierung die User-Governance zu vereinfachen und zu verschlanken – vor allen Dingen in BYOD-Umwelten. Zugleich werde Apple den Wünschen auch der Business-Kunden entsprechen wollen, was eine komplexe Herausforderung für Entwickler, unabhängige Software-Anbieter und Service-Provider bedeute. Gute Absatzchancen ergeben sich daraus laut Saugatuck für Middleware.

2. Klappgeräte überleben: Traditionelle aufklappbare PC-Formate wie Notebooks oder die von Intel vertriebenen „Ultrabooks“ bleiben der Unternehmens-IT laut Saugatuck noch einige Jahre erhalten. Ganz einfach deshalb, weil Geräte zum Auf- und Zuklappen praktisch sind und Nutzern, IT-Abteilungen und Anbietern vertraut.

Governance-Bedarf steigt

Guptill erwartet hier eine neue Geräte-Generation, die mehr Verlässlichkeit aufweist als bisher. Das senke die Service- und Support-Anforderungen aus Sicht der IT-Abteilungen und ebne den Weg für mehr Apps und Storage-Kapazitäten auf Cloud-Basis. So entpuppe sich das traditionelle PC-Format letztlich als Treiber für neue Wege jenseits der klassischen On-Premise-Lösungen.

3. Rein in die Touch-Ära: Input auf Basis von Berührung oder Bewegungssensoren gewinnt nach Einschätzung von Saugatuck an Gewicht und verändert Betriebssysteme und deren Umgebung signifikant. Apple und Microsoft haben hier zwar einen Anfang gemacht. Analyst Guptill geht aber davon aus, dass in den kommenden Jahren noch eine Menge erledigt werden muss. Die Distanz zwischen Nutzern und Geräten werde sich allerdings verringern, Touch und Gesture machten Keyboards und Mäuse bald überflüssig.

Bis 2014 werde den Entwicklern von Betriebssystemen und Benutzerschnittstellen ein Durchbruch in diese Richtung gelungen sein, so Saugatuck. Betriebssysteme und ihre Entwicklung gerieten deshalb immer komplexer, weshalb die Provider die langfristige Zusammenarbeit mit unabhängigen Softwarehäusern suchten. Für die IT-Abteilungen bedeutet das steigenden Governance-Bedarf. Wachsamkeit sei geboten – vor allen in Firmen, die den BYOD-Ansatz umsetzen.

4. IT-Ubiquität: Mobile IT ist in aller Munde. Nach Ansicht von Saugatuck geht es im Kern aber weniger um Mobilität als um Ubiquität. Unabhängig von Ort und Nutzer sollen gleiche Technologien, Services und Funktionen überall und stets verfügbar sein. Derzeit führe das zu Fragmentierung und einem Auseinanderdriften von IT auf der einen, Business und Business-Nutzern auf der anderen Seite.

In diesem Zusammenhang rechnet Saugatuck bereits im kommenden Jahr mit der Rückkehr traditioneller, zentral ausgerichteter Management-Praktiken. Das beinhalte vermutlich verbessertes IT-Asset-Management und konsolidiertes IT-Provider-Management.

BYOD führt in Komplexitätsspirale

Rein kostenorientierte und taktische Praktiken wie BYOD, App-Verantwortlichkeit für Fachabteilungen sowie User-zentriertes Netzwerken und Messaging steigerten schnell und erkennbar die Komplexität strategischen IT-Managements. Die Unternehmen werden laut Prognose von Saugatuck spüren, dass das auch die Kosten in die Höhe treibt.

„Wir müssen den herausragenden Einfluss und die sich beschleunigende Veränderung verstehen, die die Konsumerisierung der IT im Unternehmen entfaltet“, so Guptill. „Und wir dürfen sie nicht unterschätzen.“

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.