Chefvergütung 2009

2,9 Prozent mehr Gehalt

25.02.2009 von Hans Königes und Bettina Dobe
In den Anwenderunternehmen stagnieren die Gehälter der IT-Manager, in den Beratungs- und Softwarehäusern steigen sie dagegen. Vor allem der variable Anteil wächst überdurchschnittlich.

Vor einem Jahr noch war Tim Böger weit optimistischer, was den Anstieg der Gehälter für IT-Führungskräfte angeht. Der Geschäftsführer der Vergütungsberatung Personalmarkt aus Hamburg, die im Auftrag der COMPUTERWOCHE die Gehälter der IT-Fach- und Führungskräfte eruiert, äußerte damals: "Angesichts des knappen IT-Personals werden die Gehälter auch in den nächsten Jahren stetig steigen." Böger ist in guter Gesellschaft, denn vor einem Jahr hing der Wirtschaftshimmel voller Geigen, und Anzeichen einer Krise waren eigentlich nicht sichtbar.

Wer verdient wieviel?
Wer verdient wieviel?
Das Gehalt hängt von vielen Faktoren ab: Ausbildung und Berufserfahrung spielen eine wichtige Rolle ebenso wie die Region und die Branche, in der die Firma tätig ist. Wir haben aus der Gehaltsstudie von COMPUTERWOCHE und Personalmarkt fünf Beispielsdatensätze herausgenommen, um zu zeigen, was einzelne IT-Fach- und Führungskräfte verdienen.
Der Softwareentwickler
Alter: 31 Jahre<br /> Ausbildung: Diplomingenieur (FH)<br /> Branche: Finanzdienstleister<br /> Region: Norddeutschland<br /> Prämie: 3.400 Euro<br /> Jahresgehalt: 58.000 Euro
Die SAP-Beraterin (leitend)
Alter: 37 Jahre<br /> Ausbildung: Diplominformatikerin (Uni)<br /> Branche: Systemhaus<br /> Region: Frankfurt am Main<br /> Prämie: 14.000 Euro<br /> Jahresgehalt: 108.000 Euro
Der IT-Abteilungsleiter
Alter: 51 Jahre<br /> Ausbildung: Diplomingenieur (FH)<br /> Branche: Fahrzeugbau<br /> Region: Bayern<br /> Prämie: keine<br /> Jahresgehalt: 76.000 Euro
Der Projektleiter
Alter: 45 Jahre<br /> Ausbildung: Diplominformatiker (Uni)<br /> Branche: IT-Systemhaus<br /> Region: Baden-Württemberg<br /> Prämie: 23.000 Euro<br /> Jahresgehalt: 128.000 Euro
Der IT-Leiter
Alter: 42 Jahre<br /> Ausbildung: Diplominformatiker (Uni)<br /> Branche: Maschinenbau<br /> Region: München<br /> Prämie: 21.000 Euro<br /> Jahresgehalt: 160.000 Euro

Heute ist Böger vorsichtig optimistisch. Das Gehaltsniveau bleibe hoch, aber: "Für die nähere Zukunft ist nicht unbedingt mit einem weiteren starken Ausbau der variablen Bestandsteile zu rechnen." Seine Begründung: Vergütungsmodelle mit leistungsabhängigen Komponenten sind bereits weit verbreitet. Laut Personalmarkt-Statistiken arbeiten über 70 Prozent der Firmen mit variablen Einkommenselementen. Dieser hohe Prozentsatz werde nicht mehr groß wachsen. Was allerdings weiter ein ständiges Thema bleibe, sei die Individualisierung der Vergütung: "Einzelne Leistungen werden stärker belohnt." Ebenfalls nicht von der Tagesordnung verschwinden werde die Diskussion bezüglich der Transparenz. "Mitarbeiter wollen wissen, warum und wofür mehr gezahlt wird", berichtet Böger.

Vor allem in Software- und Beratungshäusern wird besser bezahlt als im vergangenen Jahr. Foto: KENCKOPphotography / Fotolia.com
Foto: KENCKOphotography/Fotolia.com

Pauschale Erhöhungen bilden die Ausnahme. Die aktuelle Untersuchung zeigt deutlich, dass die hohen Grundgehälter stagnieren oder sogar zurückgehen - das Gleiche gilt zum Teil auch für den variablen Teil. Bestes Beispiel dafür sind die Bereichsleiter in großen Anwenderunternehmen. So verdient ein IT-Bereichsleiter in der Bankenwelt im Durchschnitt 168.000 Euro als Grundgehalt (Vorjahr 165.000 Euro), allerdings reduziert sich sein Bonus, der dazu addiert wird, im Vergleich zum Vorjahr um 10.000 Euro auf 49.000 Euro im Jahr. Und angesichts der aktuellen Misere in der Finanzwelt ist wohl damit zu rechnen, dass dieser Wert nochmal zurückgeht. Nicht besser ergeht es den Kollegen aus der Autobranche. Auch hier hat Personalmarkt einen Rückgang der Boni um durchschnittlich 10.000 Euro auf 39.000 Euro errechnet. Abwärts entwickelt sich auch das Grundgehalt der IT-Bereichsleiter, das um drei Prozent auf 129.000 Euro gesunken ist.

Mittelstand nähert sich Konzernen an

Zu beobachten ist, dass die Unternehmensgröße das Gehalt stark beeinflusst. In den meist mittelständisch organisierten Softwarehäusern verdienen die Topmanager weniger als in Großunternehmen. Allerdings wird diese diese Schere seit Jahren kleiner, und angesichts der aktuellen Kalamitäten in der Old Economy ist damit zu rechnen, dass sich die Gehälter weiter annähern werden. Das Schlusslicht bilden die Bereichsfürsten in System- und Softwarehäusern mit 121.000 Euro beziehungsweise 116.000 Euro Grundgehalt - immerhin ist dies eine Steigerung um rund zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weit stärker ist der variable Anteil gewachsen, im Systemhaus um 12.000 auf 31.000 Euro und im Softwarehaus sogar um 16.000 auf 34.000 Euro im Jahr.

Abteilungsleiter verdienen im Durchschnitt deutlich weniger als IT-Bereichsleiter. Besonders krass ist der Unterschied in der Bankenwelt, wo der Abteilungsleiter ein Zielgehalt von 103.000 Euro hat (Bereichsleiter 217.950 Euro). Personalmarkt hat als variablen Anteil bei den Abteilungsleitern durchschnittliche 15 Prozent errechnet. Kleiner sind die Unterschiede in der Automobilindustrie, wo der IT-Abteilungschef rund 80.000 Euro weniger, also 94.000 Euro, nach Hause nimmt. Damit liegt er auf dem Niveau seines Kollegen im Systemhaus und über 2000 Euro über dem aus dem Beratungshaus. Der Gehaltszuwachs bewegt sich in dieser Hierarchiestufe bei drei bis fünf Prozent.

Der Gruppenleiter, eine Hierarchiestufe unterhalb des Abteilungsleiters, bewegt sich mit seinem Jahreszielgehalt (Grundgehalt und Prämien) im Durchschnitt zwischen 74.000 Euro (Konsumgüterindustrie), 70.000 Euro (Banken) sowie 57.000 und 55.500 Euro (System- und Beratungshäuser). Auf dieser Hierarchiestufe fallen die variablen Anteile kleiner aus, Gruppenleiter werden nur zu etwa zehn Prozent variabel vergütet.

Banken zahlen am besten

Eine Klasse für sich bilden die Projektleiter, die sich in der Regel hierarchisch zwischen Abteilungs- und Gruppenleiter bewegen. Angesichts der Zunahme von Projekten in allen Größen und Schwierigkeitsstufen darf sich gelegentlich auch schon ein eingearbeiteter Anfänger als Projektleiter bezeichnen genauso wie ein erstklassiger SAP-Experte, der sich dann gehaltlich schon mal in Geschäftsführer- oder Bereichsleitersphären bewegt. Nachdem die Projektleiter zu den Siegern der vorigen Gehaltsrunde zählten - sie durften 2008 im Durchschnitt neun Prozent mehr Salär nach Hause nehmen als im Vorjahr -, sind sie jetzt wieder in Reih und Glied mit den anderen IT-Kollegen. Ihre Zuwächse liegen je nach Branche zwischen zwei und vier Prozent. Spitzenreiter ist der Projektleiter im Bankenwesen mit 83.600 Euro (Vorjahr 80.750 Euro), und das Schlusslicht kommt aus dem Softwarehaus, wo 61.800 Euro (Vorjahr 59.750 Euro) zu verdienen sind.

Mit etwas weniger Geld als im Vorjahr müssen sich die Verkäufer zufriedengeben. So erreicht ein Vertriebsleiter in der IT-Industrie ein Zielgehalt, also die Summe aus festem und variablem Anteil, von 122.000 Euro (Vorjahr 124.000 Euro), wobei der variable Anteil etwa 40 Prozent ausmacht. Anzumerken ist in diesem Jahr, dass sich die Vergütung für die Verkäufer in kleinen Unternehmen verbessert hat. Sie stieg nämlich im Durchschnitt um acht Prozent auf 101.650 Euro. Weniger glücklich dürften die Verkäufer in größeren Softwarehäusern sein, hier ging der Verdienst im Durchschnitt um fünf Prozent auf 162.000 Euro zurück, liegt aber noch immer weit über dem der Kollegen im Mittelstand. Damit bestätigt sich nochmals, dass in Konzernen zum Teil weit besser bezahlt wird als in kleinen Firmen.

In einer Sonderauswertung hat Böger herausgefunden, dass der IT-Manager - und damit hat der Vergütungsexperte alle IT-Führungsfunktionen in einen Topf geworfen - in einem Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern 75.500 Euro im Jahr im Durchschnitt verdient, in einem Konzern mit über 20.000 Mitarbeitern dagegen 104.650 Euro erreicht. Interessant ist auch eine weitere Sonderauswertung, die zeigt, wie das Gehalt eines IT-Managers im Laufe seiner Karriere wächst. Schafft er mit 30 Jahren 70.000 Euro im Jahr, geht es zunächst rasant nach oben auf 80.000 Euro mit 35 Jahren und 91.000 Euro mit 40 Jahren. Dann verlangsamt sich der Zuwachs, zehn Jahre beträgt das Gehalt immerhin 103.000 Euro, aber mit 55 Jahren muss sich der Chef mit 106 500 Euro zufriedengeben.

Untersucht wurde auch, in welcher Stadt die höchsten Gehälter gezahlt werden. Hier führt Frankfurt am Main (16 Prozent über dem Durchschnitt) vor München (15,1 Prozent), Stuttgart (12 Prozent), Düsseldorf (11,9), Köln (107,3 Prozent) und Hamburg (106,7). Vier Prozent unter dem Durchschnitt liegt die Hauptstadt und ganze 15 Prozent Dresden.

Die Studie

An der Studie haben sich 63 Unternehmen aus der Informationstechnologie beteiligt, die Gehaltsdaten zu 545 Positionen lieferten. Weitere 15.694 Datensätze stammen aus Direktbefragungen von Fach- und Führungskräften. Insgesamt sind so 16.293 Datensätze in die Studie geflossen. Ein Drittel der Daten, nämlich 34 Prozent, stammt von Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern. Weitere 34 Prozent der Daten kommen von Unternehmen mit über 1.000 Mitarbeitern. Alle anderen Daten (32 Prozent) wurden von Unternehmen mit 101 bis 1000 Mitarbeitern gemeldet. Ausgewertet wurden Höhe und Struktur der Gehälter von insgesamt 26 Stellen ausgewertet, die teilweise mehrere Tätigkeiten umfassen und, über eine Differenzierung nach Anspruchsstufen, getrennt ausgewertet wurden.

Die Vergütungsstudie „Führungskräfte und Spezialisten in der IT-Wirtschaft 2008/2009“ kann zum Preis von 539 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer und Versandkostenpauschale) per Email: bestellung@personalmarkt.de, telefonisch 0 40/41 34 54 30 oder online bestellt werden.

Die Studie richtet sich an Geschäftsführer, Personalleiter und Personalverantwortliche aus der IT-Wirtschaft sowie an Personal- und Unternehmensberater.

Kostenloser Gehaltscheck:
Mitarbeiter in der IT-Wirtschaft erhalten einen kostenlosen Schnellcheck unter www.computerwoche.de/job_karriere/gehaelter