Gartner konstatiert

1.000.000.000.000 Dollar müssen warten

05.10.2010
Der Nachholbedarf, die eigenen Applikationslandschaften zu modernisieren wächst. Gartner schätzt, dass sich der IT-Investitionsstau bis 2015 auf eine Billion Dollar belaufen werden. IT-Manager unterschätzen die Konsequenzen für derzeit laufende Anwendungen, so die Analysten.

Nach einem Jahrzehnt mit knapp bemessenen IT-Budgets sei in vielen Unternehmen ein Nachholbedarf in Sachen Softwarewartung entstanden, haben die Experten von Gartner festgestellt. Diese IT-Verbindlichkeiten hätten sich mittlerweile vielerorts zu einem gravierenden Systemrisiko entwickelt. Gartner definiert IT-Verbindlichkeiten als die Kosten, die für das Aufholen des Nachholbedarfs bei der Instandsetzung aufgebracht werden müssen, um das Anwendungsportfolio in einem Unternehmen auf einen aktuellen Release-Status mit vollem Support zu bringen. Aktuell schätzt Gartner das Volumen der weltweit aufgelaufenen IT-Verbindlichkeiten auf rund 500 Milliarden Dollar. Bis 2015 könnte sich dieser Posten auf etwa eine Billion Dollar verdoppeln.

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"Die IT-Management-Teams kennen das tatsächliche Ausmaß des Problems nicht", warnt Andy Kyte, Vice President von Gartner. Problematisch sei nicht nur, dass sich die Wartung der Anwendungssysteme verzögert, sondern auch die Tatsache, dass vorhandene Anwendungen nur unstrukturiert überprüft würden. "Dieses nicht sofort sichtbare Problem wird jedes Jahr größer und es wird jedes Jahr schwieriger, damit umzugehen."

Wachsende Komplexität verschärft das Problem

Viele IT-Verantwortliche hätten sich in den vergangenen Jahren angesichts knapp bemessener IT-Budgets zu wenig um die Wartung ihrer Applikationslandschaften gekümmert, mahnen die Experten. Ein Rückstand von ein oder zwei Jahren sei in der Regel aufzuholen. Allerdings hätten viele Unternehmen mittlerweile einen erheblich größeren Rückstand. Das Problem verschärft sich aus Gartner-Sicht dadurch, dass immer mehr zusätzliche Funktionen eingeführt würden, die die Komplexität des Gesamtsystems erhöhten. Diese Entwicklung mache die Wartung zusätzlich aufwendiger.

Die Verantwortlichen in den Unternehmen müssten sich um dieses Problem kümmern, erinnert Kyte. Schließlich seien sie mehr oder weniger von einer Reihe geschäftskritischer Anwendungen abhängig. Der Gartner-Analyst rät den betroffenen Firmen, sich regelmäßig einen Überblick über die eigene Applikationslandschaft zu verschaffen. In jährlichen Berichten sollte der Status des Anwendungsportfolios, wie beispielsweise Anzahl und Release-Stand der eingesetzten Business-Applikationen erfasst werden. Auf dieser Basis könnten die IT-Verantwortlichen die Verteilung ihrer Budgets besser steuern und einen Plan entwickeln, wie sich die IT-Verbindlichkeiten langfristig abbauen ließen.