In Zukunft nur mehr Software:

Amiga stampft Pläne für Hardware ein

15.10.1999
MÜNCHEN (CW) - Schlechte Nachrichten für die Amiga-Gemeinde: Es wird in absehbarer Zeit keine neue Hardware für die beliebte Plattform geben - und wenn doch, dann nicht von Amiga.

Große Hoffnungen weckte der Amiga-CEO Jim Collas, als er vor ein paar Wochen die Marschrichtung für zukünftige Produkte vorgab: neue Entwicklungsumgebung noch in diesem Jahr, erste Geräte (Set-top-Boxen, Handhelds, Consumer-PCs) Anfang 2000.

Mittlerweile ist Collas zurückgetreten, aus persönlichen Gründen, wie es hieß. Mit ihm gingen die hochfliegenden Pläne. Thomas Schmidt, President und CEO von Amiga, veröffentlicht auf der hauseigenen Homepage derzeit offene Briefe an die "Amiga Gemeinde", die er mit "Long live Amiga" unterschreibt. Danach wird die Company keine neue Hardware herstellen, entsprechende frühere Konzepte seien unrealistisch gewesen. Statt dessen wolle man sich Partner suchen, die Lizenzen für die Amiga-Technik erwerben und Geräte fertigen wollen. Diesen Firmen - mögliche Kandidaten sind QNX, DCE oder Phase V - könne man die Produktspezifikationen für die ursprünglich von Amiga geplanten "Multimedia Convergence Computer" (MCC) zur Verfügung stellen. Der eigentliche Besitzer von Amiga, PC-Direktvertreiber Gateway, hat allem Anschein nach keine Pläne für den Bau von Amiga-kompatiblen Geräten.

Der Hersteller selbst wolle sich, so Schmidt, auf die Entwicklung von Software, dem "Amiga Operating Environment", konzentrieren. Statt sich wie früher auf Multimedia auszurichten, denkt der Präsident nun darüber nach, "Amiga auf jedem nur denkbaren Gerät und für jedes Betriebssystem am Markt" zu offerieren. Wie diese Umgebung aussehen kann, dazu gibt es keine neuen Informationen. Ex-CEO Collas hatte einen abgespeckten Linux-Kernel im Visier, der mit Elementen von Suns Java und Jini sowie dem Heim-Audio-Video-Interoperabilitätsstandard von Philips angereichert ist.

Petro Tyschtschenko, Vertriebschef für Amiga, zeigte sich ebenfalls enttäuscht darüber, daß keine neue Hardware in Sicht ist. Derzeit liefert er die Restbestände der aus den beiden Konkursen übriggebliebenen Maschinen: "Bei Monitoren bin ich ausverkauft, aber A1200 kann ich noch liefern." Ab Mitte des Monats kann er zumindest mit neuer Software aufwarten: Das Betriebssystem OS 3.5 kommt und soll als Upgrade für weniger als 100 Mark zu haben sein. Tyschtschenko hat 5000 Pakete bestellt.