Zwei Drittel der bilanzierenden Firmen erfüllen die Erwartungen

Amerikanische IT-Anbieter erhöhen Umsätze

23.04.2004
MÜNCHEN (CW) - Die erste Woche der Berichtssaison in den USA hat überwiegend gute Resultate gebracht. Zwar gab es einige Ausreißer nach unten - viele IT-Lieferanten haben aber nicht nur die Kosten im Griff, sondern konnten auch ihre Umsätze verbessern.

Keinen Grund zur Schwarzmalerei, aber auch keinen Anlass für Euphorie boten die Quartalsergebnisse der vornehmlich US-amerikanischen IT-Unternehmen, die in der vorigen Woche mit den akuellen Zahlen an die Öffentlichkeit getreten sind. Ein segmentübergreifender Trend ließ sich nicht ableiten, denn in jedem IT-Bereich fanden sich Ausnahmen von der Regel. Diese gründeten zumeist auf individuellen Problemen einzelner Unternehmen: Nokia verlor Anteile in einem wachsenden Handy-Markt, Intel erfüllte trotz guter Zahlen die hohen Erwartungen nicht, McData warnte vor einer schwachen Umsatzentwicklung. Nach Informationen der Investmentbank Merrill Lynch konnten alles in allem rund zwei Drittel der aktuell berichtenden Unternehmen die Erwartungen der Analysten erfüllen.

Apple im Aufwind

Zu den Lichtblicken der jungen Bilanzsaison zählte Apple, das erstmals mehr "iPod"-Musikabspielgeräte (807000, plus 909 Prozent) als Rechner (749000, plus fünf Prozent) verkaufen konnte. Im zweiten Fiskalquartal belief sich der Umsatz auf 1,91 Milliarden Dollar, 29 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Allerdings stammen noch immer knapp zwei Drittel der Einnahmen aus dem traditionellen Geschäft, während die iPods 14 Prozent zu den Gesamtumsätzen beigetragen haben. Der Nettogewinn kletterte von 14 Millionen auf 49 Millionen Dollar. Die kurzfristig verfügbaren Mittel summierten sich auf 4,6 Milliarden Dollar, Verbindlichkeiten gibt es keine. Zudem fiel die Prognose von Apple gut aus.

AMDs kleine Serie

Aufgehellt hat sich auch die Situation rund um den ewigen Intel-Konkurrenten AMD, der den Umsatz um 500 Millionen auf 1,24 Milliarden Dollar steigern konnte. Die Einnahmen mit Flash-Speichern wurden gegenüber dem Vorjahreswert fast verdreifacht. Nach einem Nettoverlust von 146 Millionen Dollar erwirtschaftete AMD nun einen Profit von 45 Millionen Dollar - der zweite Quartalsgewinn in Folge. Zuvor waren neun Berichtszeiträume mit roten Zahlen abgeschlossen worden. Die Wallstreet-Erwartungen wurden deutlich übertroffen.

Intel in dünner Luft

Der Chipkonzern Intel musste trotz stabiler Zahlen Kritik der Investoren einstecken, denen die Umsatzprognose für den laufenden Zeitraum zu gering ausfiel. Hier plant Intel Einnahmen von 7,6 bis 8,2 Milliarden Dollar, Analysten hatten durchschnittlich auf 8,1 Milliarden Dollar spekuliert. Die Zahlen des ersten Quartals konnten sich mit einem Anstieg der Profite um 89 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar sehen lassen, der Umsatz wuchs von 6,75 Milliarden auf 8,1 Milliarden Dollar. In beiden Fällen wurden die Prognosen der Wallstreet indes verfehlt, wenn auch denkbar knapp.

Transmeta bleibt sich treu

Bei Transmeta müssen die Investoren noch immer auf Gewinne warten - Quartalsumsätzen von 5,2 Millionen Dollar stand zuletzt ein Nettoverlust von 23,4 Millionen Dollar gegenüber. Das Minus liegt indes im Rahmen der vergangenen sechs Berichtszeiträume und war keine Überraschung. Transmeta plant eigenen Angaben zufolge, das laufende Quartal mit Barreserven von 85 Millionen Dollar abzuschließen. Der Umsatz soll stagnieren beziehungsweise bis zu 25 Prozent wachsen - konkreter wurde das Unternehmen nicht.

EMC legt mit Software zu

Bei EMC zahlen sich die Zukäufe des vergangenen Jahres aus: Mit VMware, Documentum und Legato hatte der Speicherkonzern gleich dreimal zugeschlagen. Der Umsatz stieg um 35 Prozent auf 1,87 Milliarden Dollar, davon knapp 500 Millionen Dollar mit Software. Der Nettogewinn vervierfachte sich auf 140 Millionen Dollar. Die positive Entwicklung soll auch im aktuellen Quartal andauern, für das EMC Einnahmen von knapp zwei Milliarden Dollar sowie leicht steigende Profite ankündigte. Da die mittelfristige Prognose schwammig ausfiel, büßte das EMC-Papier leicht an Wert ein.

Infosys und Wipro

Zu den Gewinnern der vergangenen Monate zählten fraglos die indischen Outsourcing- und Softwarespezialisten Wipro sowie Infosys. Beide Konzerne schlossen ihr Fiskaljahr 2004 ab, und beide verzeichneten darin einen Umsatzanstieg zwischen 40 und 50 Prozent, der sie jeweils die Milliarden-Dollar-Schwelle überspringen ließ. Wipro steigerte den Nettogewinn auf 230 Millionen Dollar, Infosys auf 270 Millionen Dollar. Für indische Verhältnisse fielen die Prognosen zurückhaltend aus (plus 30 Prozent Umsatzwachstum bei Infosys im laufenden Geschäftsjahr), verglichen mit europäischen Konkurrenten waren sie immer noch sehr gut.

Siebel zweigeteilt

CRM-Experte Siebel hielt derweil die Softwarefahne hoch: Zwar schrumpfte der Umsatz leicht auf 329 Millionen Dollar, dafür kletterte der Profit von 4,6 Millionen auf 31,7 Millionen Dollar. Analysten bemängelten jedoch die Prognose: Einerseits werden sich die Lizenzeinnahmen leicht verbessern, die Wartungsumsätze hingegen sollen stagnieren. Dies deutet auf einen anhaltenden Preisdruck auf das Unternehmen hin, weshalb sich die Aktie von Siebel verbilligte.

Börsen unter Druck

Siebel war indes in guter Gesellschaft, denn auf die internationalen Finanzmärkte hatten die Zahlen in der vergangenen Woche insgesamt keinen positiven Einfluss - Nokias schlechte Entwicklung sowie Ängste vor einer anstehenden Erhöhung der Leitzinsen drückten die Technologiebörse Nasdaq von rund 2060 auf etwa 2000 Punkte. Demgegenüber konnte sich der Dow-Index besser halten. Die Nokia-Aktie büßte innerhalb eines Monats zwischen der Umsatzwarnung und der schwachen Prognose rund ein Drittel ihres Wertes ein und war somit der erste Verlierer der Berichtssaison. (ajf)

Unternehmensresultate im Überblick

Firmenname / Anlass / Berichszeitraum / Umsatz / Veränderung zum Vorjahr / Nettoergebnis / Nettoergebnis im Vorjahr / Prognose (up, =, down)

AMD / Geschäftszahlen / Q 1 / 1,24 Mrd. $ / +73 % / 45 Mio. $ / -146 Mio. $ / =

Apple / Geschäftszahlen / Q 2 / 1,91 Mrd. $ / +29 % / 46 Mio. $ / 14 Mio. $ / up

EMC / Geschäftszahlen / Q 1 / 1,87 Mrd. $ / +35 % / 140 Mio. $ / 35 Mio. $ / up

IBM / Geschäftszahlen / Q 1 / 22,2 Mrd. $ / +11 % / 1,6 Mrd. $ / 1,38 Mrd. $ / =

Infosys / Geschäftszahlen / Fiskaljahr 2004 / 1,06 Mrd. $ / +41 % / 270 Mio. $ / 195 Mio. $ / =

Intel / Geschäftszahlen / Q 1 / 8,1 Mrd. $ / +20 % / 1,7 Mrd. $ / 915 Mio. $ / =

Iona / Geschäftszahlen / Q 1 / 16,9 Mio. $ / -1 % / 0,2 Mio. $ / -11,9 Mio. $ / =

Logitech / Geschäftszahlen / Fiskaljahr 2004 / 1,27 Mrd. $ / +15 % / 132,2 Mio. $ / 98,9 Mio. $ / =

McData / Umsatz- und Gewinnwarnung / Q 1 / 94 - 104 Mio. $ / - / - 1 bis +2 Cent je Aktie statt 0 bis 2 Cent je Aktie / 5 Cent je Aktie / down

Nokia / Geschäftszahlen / Q 1 / 6,6 Mrd. _ / -2 % / 816 Mio. _ / 977 Mio. _ / down

Sage / Vorläufige Zahlen / Erstes Halbjahr / 497 Mio. _ / +23 % / 130 Mio. _ vor Steuern / 111 Mio. _ v. St.

Samsung / Geschäftszahlen / Q 1 / 10,4 Mrd. _ / +50 % / 2,26 Mrd. _ / 810 Mio. _ / =

Sandisk / Geschäftszahlen / Q 1 / 387 Mio. $ / +122 % / 63,6 Mio. $ / 24,9 Mio. $ / =

Siebel / Geschäftszahlen / Q 1 / 329 Mio. $ / -1 % / 31,7 Mio. $ / 4,6 Mio. $ / =

Sun / Geschäftszahlen / Q 3 / 2,65 Mrd. $ / -5 % / -760 Mio. $ / -4 Mio. $ / down

Texas Instruments / Geschäftszahlen / Q 1 / 2,94 Mrd. $ / +34 % / 367 Mio. $ / 117 Mio. $ / up

Transmeta / Geschäftszahlen / Q 1 / 5,2 Mio. $ / -13 % / - 23,4 Mio. $ / -20,1 Mio. $ / =

Unisys / Geschäftszahlen / Q 1 / 1,46 Mrd. $ / +5 % / 28,9 Mio. $ / 38,5 Mio. $ / =

Wipro / Geschäftszahlen / Fiskaljahr 2004 / 1,35 Mrd. $ / +49 % / 230 Mio. $ / 170 Mio. $ / =