Amerikanische Anbieter dominieren das Softwaregeschäft

03.12.2008
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Europäische Unternehmen spielen im internationalen Softwaremarkt nur die zweite Geige, ergab die Studie "EuroSoftware 100" von PAC.

Amerikanische Softwareanbieter dominieren den Markt - global und auch in Europa. Unter den 20 umsatzstärksten Herstellern weltweit finden sich 14 US-Firmen, die allein mehr als 37 Prozent des weltweiten Softwaregeschäfts für sich verbuchen. Das Siegerpodest teilen sich Microsoft, IBM und Oracle. Insgesamt taxiert Pierre Audoin Consultants (PAC) den globalen Softwaremarkt für 2007 auf rund 180 Milliarden Euro. Davon haben sich die US-Firmen 49 Prozent gesichert, europäische Anbieter etwa 31 Prozent.

Amerika - Europa 17:3

Die Europäer spielen im weltweiten Softwarekonzert nur die zweite Geige. Lediglich drei Softwarefirmen aus der Alten Welt konnten sich PAC zufolge unter den Top 20 platzieren - SAP auf dem vierten, Sage auf dem 15. und Dassault Systemes auf dem 16. Platz des globalen Rankings. Diese drei Anbieter kommen zusammen auf einen Anteil von rund fünf Prozent am gesamten Softwaremarkt.

Den europäischen Softwaremarkt schätzen die Analysten im laufenden Jahr auf rund 56 Milliarden Euro. Das entspreche einem Anteil von 30 Prozent am weltweiten Geschäft. Auch in Europa haben die US-Firmen die Nase vorn. Auf ihren Konten landen mehr als die Hälfte der Softwareumsätze der Alten Welt.

Allein die drei Softwareelefanten Microsoft, IBM und Oracle, die in Europa und global alle drei Plätze auf dem Treppchen besetzen, werden den Analysten zufolge in diesem Jahr weltweit insgesamt rund 55 Milliarden Euro mit Software einnehmen. Damit übertreffen sie den gemeinsamen Umsatz der drei größten europäischen Anbieter SAP, Sage und Dassault um das Fünffache.

Zukaufen und herrschen

Die dominierende Rolle der US-Hersteller habe sich in den vergangenen Jahren verstärkt, berichten die PAC-Analysten. Der Grund: eine deutlich aggressivere Akquisitionspolitik. Oracle (28,2 Milliarden Euro), IBM (14,3 Milliarden Euro) und Microsoft (7,9 Milliarden Euro) haben zwischen 2003 und 2008 zusammen über 50 Milliarden Euro in Zukäufe investiert, sechsmal mehr als die drei größten europäischen Anbieter. SAP (6,4 Milliarden Euro), Sage (1,3 Milliarden Euro) und Dassault (870 Millionen Euro) haben sich Zukäufe in den vergangenen fünf Jahren zusammengenommen etwa 8,5 Milliarden Euro kosten lassen.

Mehr Geld für Software

Im laufenden Jahr werden die Ausgaben für Softwareprodukte rund elf Prozent der gesamteuropäischen IT-Investitionen ausmachen. Dieser Anteil wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen, denn die Aufwendungen für Software werden laut den PAC-Analysten stärker zulegen als das Wachstum im gesamten IT-Bereich.

  • Für 2008 rechnen die Analysten mit einem Plus von 4,9 Prozent für Softwareinvestitionen in Europa.

  • Die Wachstumsrate in Sachen Softwareinvestitionen wird 2009 auf 4,3 Prozent zurückgehen, um sich im darauf folgenden Jahr bei 4,4 Prozent wieder zu stabilisieren.

  • Das Wachstum der Gesamtausgaben für IT schätzt PAC für 2008 auf 3,0 Prozent.

  • Die Zuwachsraten für die beiden kommenden Jahre sollen bei 2,4 beziehungsweise 2,5 Prozent liegen.

Ausnahme Deutschland

Unter den drei großen europäischen Märkten Deutschland, Großbritannien und Frankreich nimmt Deutschland eine besondere Position ein. SAP beherrscht den hiesigen Markt mit einem Anteil von 76 Prozent. Die Anbieter auf Platz zwei bis zehn kommen zusammen auf elf Prozent, die Hersteller von Rang elf bis 50 vereinen neun Prozent auf sich. In Großbritannien und Frankreich sind die Marktverhältnisse wesentlich ausgeglichener: Sage als Nummer eins auf der Insel gelangt in Großbritannien auf einen Marktanteil von 21 Prozent, Dassault verbucht 30 Prozent des französischen Softwaregeschäfts für sich.

Laut den PAC-Analysten hat die Softwarebranche ihre Sturm-und-Drang-Phase längst hinter sich. Zeichen des Erwachsenwerdens seien der zunehmende Druck auf die Margen, die Konsolidierung unter den Marktteilnehmern sowie die immer schwierigere Suche nach neuen Geschäftsmodellen und Wachstum. Letzteres sei meist nicht mehr organisch getrieben, sondern durch Akquisitionen. (ba)