Amerikaner starten Im- und Export von Seminaren in Großserie

16.11.1979

CW sprach mit Professor Jack Mansfield von der George-Washington-Universität

- Herr Mansfield, Sie wollen mit Beginn kommenden Jahres eine Reihe von Seminarveranstaltungen im Internationalen Congress Centrum (ICC), Berlin, durchführen, die von der George Washington University (GWU) organisiert sind. Was haben Sie geplant?

Für 1980 sind 15 Seminare von drei bis fünftägiger Dauer aus solchen Gebieten geplant, in denen die USA eine klare Führerschaft hat, also Elektronik, Datenverarbeitung und Kommunikation. Beispiele für Veranstaltungsprogramme sind Computer-Kryptographie und Glasfasertechnologie. Für 1984 sind 200 Veranstaltungen vorgesehen. Mit unserer Tätigkeit in Berlin wollen wir nicht nur den Technologietransfer von der angewandten Forschung in die Praxis verkürzen, sondern auch den Transfer von Wissen aus den USA nach Europa und umgekehrt intensivieren. Präsident Carter wies erst kürzlich darauf hin, daß die USA sich auf dem Innovationssektor zu sehr abkapseln und dringend auf die Ideen aus dem Ausland angewiesen sind.

- An wen wenden Sie sich mit Ihrem Seminarprogramm?

Gerichtet sind die Kurse an Ingenieure, Techniker, Wissenschaftler und das Management. Die Teilnehmer müssen ein Universitätsstudium oder fundierte Praxiserfahrung mitbringen, schon allein deshalb, weil die Kurse auf englisch gehalten werden. Sie liegen deshalb unserer Meinung nach über dem Niveau dessen, was der VDI anbietet.

- In Ihrer Presseinformation sprachen Sie von "einer einzigartigen Methode, die Fachleute auf den neuesten Stand der technischen Anwendung zu bringen". Wen engagieren Sie als Lehrkräfte, wie sieht die von der GWU eingeführte und auch für Berlin propagierte Form, der Erwachsenenbildung aus?

Als Lehrkräfte holen wir uns je nach Kursinhalt im allgemeinen zwei Fachleute pro Veranstaltung aus der Praxis. In einem persönlichen Gespräch lernen wir sie kennen und überprüfen ihre pädagogischen Fähigkeiten. Nach Abschluß eines jeden Seminares geben die Teilnehmer auf Fragebögen eine Beurteilung über die Lehrer ab, aus denen gegebenenfalls Konsequenzen gezogen werden.

Die Referenten werden für ein Thema verpflichtet und gehen dann wieder an ihre Arbeit zurück. Für dieses Konzept haben wir uns bewußt entschieden. Nur so ist gewährleistet, daß die Lehrkräfte ihren Kontakt zur Praxis wahren und auf dem neuesten Wissensstand bleiben können.

Eine besondere Lehrmethode haben wir nicht. Wir übertragen nur unser Seminarprogramm aus den USA nach Europa, wo wir einen noch sehr großen Markt sehen. Die Referenten halten ihre Vorlesung vor durchschnittlich 40 Teilnehmern.

- Diese Gruppen erscheinen, uns zu groß, um, wie Sie in Ihrer Presseinformation schreiben, jeden Teilnehmer individuell zu behandeln.

Die meisten Hörer wollen gar nicht, daß man persönlich auf sie eingeht. Sie wollen nur zuhören, sie wollen keine Fragen stellen und auch nicht antworten. Unsere ersten Erfahrungen in der Bundesrepublik machten wir 1975 in Berlin - dort, wo wir uns jetzt für ein Publikum aus ganz Europa fest einrichten wollen - mit etwa 72 Teilnehmern aus 22 Ländern.

- Worin unterscheidet sich Ihrer Ansicht nach die Ausbildung von EDV-Personal in Europa von der in den USA?

Um diese Frage zu beantworten, weiß ich zu wenig über die Ausbildung von späteren EDV-Fachkräften hier in Europa.

- Können Sie etwas mit der Frage nach dem Preis -/Leistungsverhältnis anfangen?

O ja. Ein fünftägiger Kurs mit sechs Stunden Unterricht pro Tag kostet ohne Hotel und Mahlzeit 1300 Mark. Diese Investition lohnt sich allemal, weil für ein Unternehmen neue Ideen unbezahlbar, auf jeden Fall aber schwierig zu bewerten sind.

- Sie sprachen am Anfang von einem Transfer neuer Technologien. Wie sieht dieser Übertragungsweg nun genau aus?

Am ersten Tag eines Seminars werden die theoretischen, zum Beispiel mathematischen, Grundlagen gelegt, um den Wissensstand der Teilnehmer in etwa auf das gleiche Niveau zu heben. Danach konzentriert sich die Vermittlung auf Beispiele und Anwendererfahrungen in der neuen Technik, die Thema der Veranstaltung ist. Der Schwerpunkt liegt auf der praktischen Anwendung. In der Literatur heißt es, Schul- und Universitätswissen seien nach fünf Jahren nur noch die Hälfte wert. Die Kurse alleine reichen zwar nicht aus, als Spezialist gut informiert zu sein. Zeitungen, Fachzeitschriften, sonstige Fachliteratur und Kongresse müssen ergänzend hinzutreten, um das Wissen auf einem aktuellen Stand zu halten.

- Und wie gedenken Sie nun den Transfer von Wissen aus Europa nach den USA zu organisieren?

Wir haben angefangen, in Europa nach geeigneten Fachleuten für unsere Kurse in den Staaten zu suchen. Namhafte Leute, wie Autoren von Fachbüchern und Top-Manager, sprachen wir bereits an. Wir beabsichtigen, sie für einen bestimmten Kurs nach den USA einzuladen, um dort über ihre speziellen Fachkenntnisse auf einem unserer gegenwärtig etwa 400 Seminare zu referieren. Bisher halten nur Amerikaner die Kurse ab. Die Europäer sollen genauso für die Staaten verpflichtet werden, wie wir jetzt unsere Leute für Berlin verpflichten.

- Wie stehen Sie zu dem Problem, daß durch die Fortentwicklung der Computertechnik sogar Arbeiten wegfallen, die durch den Rechner erst entstanden sind? Wir denken dabei an bestimmte Aufgaben aus der Programmierung.

Die Anzahl der Arbeitsplätze bleibt volkswirtschaftlich betrachtet auch dann bestimmt dieselbe. Sicher werden einige ihren Job verlieren, können aber durch Umschulung wieder in den Beschäftigtensektor integriert werden. Ob das für die Betroffenen gesellschaftlich und von den Anforderungen her eine Auf- oder Abwertung bedeutet, kann ich generell nicht beantworten. Es kommt darauf an.

- Wollen die Kursbesucher nach dem Seminar nicht über Gehaltserhöhungen oder einen besseren Posten in ihrem Betrieb belohnt werden?

Ich weiß, derartige Behauptungen existieren. Eine von uns angefertigte Studie aber bringt als Ergebnis, daß die Motivation zur Teilnahme viel eher im Wissensdrang, zu suchen ist. Unseren Schülern ist es ein echtes Anliegen, ihr Wissen in Teilbereichen um die neueren Entwicklungen zu ergänzen. Selbstverständlich wird diesen Leuten dann ein besseres Gehalt geboten, oder eine andere Firma wirbt sie ab. Das liegt aber an der Qualität, an der Art der Leute und ihrer Motivation.

Mit anderen Worten - mit Ursache und Wirkung verhält es sich genau umgekehrt, wie es Ihre Frage intendiert. Primäre Ursache für den Besuch eines Seminars ist der Wissensdurst, das Seminar ist nur ein Mittel, ihn zu befriedigen. Es wird sich dann hinterher erweisen, ob der Mann für die höhere Position wirklich geeignet ist. Durch uns erhält er nur die Chance, eine höhere Stellung in der Unternehmenshierarchie zu bekommen; ist, indes keine Stelle frei, so wird sie geschaffen, was für das betreffende Unternehmen zur Folge hat, daß es sich zumindest organisatorisch - vergrößert.

- Versuchen Sie mit Ihrem Programm einen Teil der Weiterbildung an den Universitäten oder auf Kongressen zu ersetzen?

In drei bis fünf Tagen können wir weder die Stoffülle noch den Lernerfolg eines ganzen Semesters vermitteln. Im Gegensatz zu den Universitäten konzentrieren wir uns auf den Anwendungsbereich, nicht auf die Theorie. Wenn wir eine Bildungsinstitution ersetzen, dann die, die die Betriebe intern für ihre Mitarbeiter eingerichtet haben oder haben sollten. Vielleicht kann ich es so ausdrücken: Mit dem von der GWU organisierten Programm versuchen wir, die Unternehmen von der Aufgabe der Weiterbildung ihres wissenschaftlichen und Verwaltungsmanagements zu entlasten, indem wir den Leuten die Neuentwicklungen zum Beispiel auf dem Gebiet der Blasenspeichertechnologie anwendungsorientiert vorstellen.

In den USA werden ganze Seminare von Firmen gekauft, das heißt durch einen Kurs bringen wir das Wissen der Fachleute von IBM beispielsweise auf den aktuellen Stand. Unsere Aufgabe ist dabei nur, mit den Neuerungen auf einem Gebiet vertraut zu machen. Wir beabsichtigen nicht, den Unternehmen die betriebsinteme Ausbildung von Mitarbeitern abzunehmen. Diese Routine aufgaben können sie selbst besser und billiger erledigen. Von Kongressen unter scheidet sich unser Angebot durch die wesentlich geringere Teilnehmerzahl. Es werden nicht nur Vorträge geboten, sondern auch Diskussionen mit der Möglichkeit, auch Wissensfragen zu stellen.

- Warum haben Sie sich just für Berlin als Zentrum Ihrer Tätigkeit in Europa entschieden?

Nun, ich liebe Berlin. Die historische Rolle dieser Stadt als Zentrum der Wissenschaft und des Ingenieurwesens kommt uns außerdem sehr entgegen. Geradezu ideal wird Berlin für unsere Zwecke durch das Internationale Congress Centrum, das mit allen pädagogischen Hilfsmitteln wie Overhead-Projektor, Videogeräten und so ausgestattet ist.

- Wie ist die Arbeitsteilung zwischen dem ICC und der George Washington University geregelt?

Das ICC stellt die Räumlichkeiten zur Verfügung und den Verwaltungsapparat, die University füllt das Zentrum mit ihrem Programm. Diese Seminarreihe ist nur eine der vielen Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft Messen und Kongresse (AMK) Berlin, der Dachgesellschaft des ICC.

- Und wie beurteilen Sie Ihre wirtschaftlichen Aussichten in Berlin?

Hier sind wir sehr optimistisch. Den Bedarf an Ausbildung schätzen wir hoch ein. Bei unserem Schwerpunkt auf den praktischen Erfahrungen im Umgang mit neuen Technologien meine ich, daß wir in Europa auf eine Marktlücke gestoßen sind. Indem wir ein höheres Niveau ansprechen, wird es uns wohl auch gelingen, diese Lücke zu füllen. Im Marketing haben wir während der vergangenen Jahre bei den Seminaren in Brüssel, Mailand und London Erfahrungen gesammelt. Natürlich kann ich jetzt noch nicht sagen, ob wir wirklich eine durchschnittliche Teilnehmerzahl von 40 erreichen werden und ob wir von den Großbetrieben wie Siemens zum Beispiel als Ersatz für die interne Ausbildung akzeptiert werden. Unsere Chancen allerdings sehe ich als sehr gut an.

Mit Hilfe einer weiteren Bildschirm-Maske können zudem die sieben letzten Bezüge aller Artikel, die ein Kunde bezogen hat, abgerufen werden (außerdem wird hier der erzielte Brutto-Nutzen angezeigt). Steht auf einem der Bildschirme ein besonderer Hinweis auf einen "Notizbucheintrag", so kann das Notizbuch des Kunden aufgerufen werden. Dort sind relevante Hinweise für den Verkäufer festgehalten (zum Beispiel erschwerte Lieferbedingungen, Besonderheiten im Umgang mit dem Kunden, zuständiger Einkäufer beim Kunden, Preis-Angaben). Löschungen und Neueintragungen können sofort vorgenommen werden.

Ausführliche Informationen über aktuelle Artikelpreise, -bestände etc. liefert ein weiterer Bildschirm durch Eingabe eines Kurz-Codes (H = Heizöl, D = Dieselkraftstoff, V = Vergaserkraftstoff) oder der Artikelnummer. Auch alle offenen Posten eines Kunden können sofort auf dem Bildschirm dargestellt werden.

Preisvergleich per Tourenliste

Die Lieferscheinschreibung kann per Programmaufruf sofort bei der Auftragserfassung erfolgen, jedoch ist auch eine Zwischenspeicherung und ein späterer Ausdruck möglich. Die Lieferscheine werden in Bondruckerformat erstellt; die verschiedenen Gefahrenklassen-Texte (Heizöl, DK, VK) werden automatisch ausgedruckt. Für turnusmäßige Liefertouren, wie sie in erster Linie im Landwirtschaftsgeschäft üblich sind, stellt ein Unterprogramm die Lieferscheine zudem pro Tour mit einer Tourenliste, aus der die letzte Lieferung mit Preis pro Kunde - zu ersehen ist, zur Verfügung.

Zur Vermeidung unnötigen Papierverbrauchs kann im Kundenstammsatz festgelegt werden, für welche Kunden bei jeder Tour ein Lieferschein ausgedruckt werden soll und für welche nicht. Aus dem Auftragsbestand kann zu jeder Zeit eine nach Liefertermin, Touren und Warensorten gegeliederte Touren- oder Auftragsbestand-Liste für die Fahrzeug-Disposition ausgedruckt werden.

Kombiniertes Fakturieren und Aktualisieren

Die Rechnung ist zu diesem Zeitpunkt intern so weit "aufgebaut", daß sie jederzeit abgerufen und ausgedruckt werden kann. Im Anschluß an den Rechnungsdruck werden sofort die in den Nachfolgeprogrammen benötigten Daten automatisch verbucht (Debitoren-Buchhaltung, Statistik, Fortschreibungsprogramme einschließlich Gradtag-System). In einem Arbeitsprogramm, das nach der Fakturierung aufgerufen wird, werden die für das Informationssystem verwendeten Dateien auf aktuellen Stand gebracht. Im einzelnen:

- Aufnahme der letzten Lieferung in die Kunden-Bezugsdatei,

- Errechnung des Verbrauchsfaktors und der neuen Gradtagfrist bei Heizölkunden,

- Aufnahme der Wareneingänge in die Artikelstammsätze,

- Abbuchung der Lagerabgänge,

- Ermittlung des korrekten Warenumsatzes pro Verkaufsposition nach der "first-in first-out"-Methode,

- Bereitstellung der Erlösaufteilung für die Finanz-Buchhaltung.

Im statistischen Bereich wurde Wert darauf gelegt, lediglich die wirklich notwendigen Informationen zu verdichten, um so zu aussagefähigen Daten zu kommen. Die Lagerbewegungsliste beispielsweise zeigt die täglichen Zu- und Abgänge je Artikel. Die Zoll und Steuerlagerliste dient der Lagerbestandsfortführung von - sofern vorhanden - Steuerlagern und des Zollsicherungsverkehrs mit Heizöl. Dadurch kann unter anderem auf das Führen von Zoll- und Steuerlagerbüchern - nach Übereinkunft mit den Zollämtern - verzichtet werden.

In der Artikel-Bruttogewinn-Statistik wird der tägliche, periodische und kumulative Waren-Rohgewinn pro Artikel, Niederlassung und Firma ausgewiesen. Diese Liste wird täglich erstellt und kann ein wichtiges Entscheidungsinstrument für die Betriebsführung sein. Weitere Statistiken sind die Brutto-Warengewinn-Errechnung nach Verbrauchergruppen und Dropmengen sowie verschiedene Fahrzeug-Kontroll- und Leistungsstatistiken.

Durch die Gradtag-Frist-Überwachung werden - normalerweise wöchentlich - alle zur Belieferung anstehenden Heizöl-Kunden ausgedruckt. Auf dieser Liste sind die für den Verkäufer relevanten Informationen angegeben. Gleichzeitig können auch Benachrichtigungen für die infrage kommenden Kunden ausgedruckt werden. Dieses Programm ist ein Instrument für die Pflege und Überwachung des Heizöl-Kundenstammes und kann auch Dienste für die Einkaufs- und Ausfuhrplanung leisten.

Das Programmpaket ist als tagaktuelles System realisiert hinsichtlich der täglichen Preisänderungen, Lagerzu- und -abgänge, Rechnungen oder Lieferscheine. Diese Daten bilden die Grundlage für weitere integrierte BLAI-Moduln, wie beispielsweise die Finanzbuchhaltung. Weiter sind wichtige Unternehmensdaten, Erfolgsrechnungen, Kostenstellen-Statistiken etc. auch kurzfristig abrufbereit. Die BLAI-Software kostet 19 000 Mark, Hardware-Konfigurationen von 60 000 Mark an aufwärts.