Austausch von über 4000 Terminals gegen PS2-Modelle

American Airlines sattelt auf Reservierungs-System Qik Res um

18.01.1991

FRAMIGHAM (IDG) - Die American Airlines, seit drei Dekaden Anwender des Sabre-Kommunikationsverbunds, hat von "dummen" Terminals auf Netzwerk-basierte PCs umgestellt. Sowohl durch diese Neuorientierung als auch durch die Einführung von Qanta Intelligent Keypad Reservation Systems - kurz "Qik Res" - will sich die Fluggesellschaft Wettbewerbs. verteile verschaffen.

Qik Res, ursprünglich eine Entwicklung der australischen Quantas Airlines, wurde von der American-Muttergesellschaft American Airlines Decision Technologies Inc. als benutzerfreundliches Front-end-Interface modifiziert und mit Anwendungen für das Sabre-Netz versehen.

American Airlines und Quantas als Vorreiter

Gegenwärtig läuft das System, zu dessen Vorteilen seine schnelle Installation sowie Zeiteinsparungen bei Reservierungen, der Ausbildung von damit beschäftigen Agenten und dem Design neuer Anwendungen zählen, ausschließlich bei American und Quantas. Es ist zwar wahrscheinlich, daß sich andere Gesellschaften zu der Einführung ähnlicher Systeme entschließen, nach Analystenmeinung halten sie aber gegenwärtig befürchtete Rezessionstendenzen davon ab.

Auf der Basis von Qik Res entwickelte Sabre Computer Services (SCS) nach der grundsätzlichen Entscheidung für dieses Paket "New Res" als eigene Variante. Beide Versionen wurden Anfang des Jahres in voneinander getrennten Versuchen getestet. Qik Res schnitt hierbei besser ab, da es um sieben Prozent schneller arbeitete, als das bis dahin verwendete Sabre-Zugriffsverfahren, wohingegen New Res um insgesamt 15 Prozent langsamer war.

Das Netzwerk-Upgrade-Verfahren bei Sabre begann im Mai 1990 und kostete laut American Airlines 25 Millionen Dollar. Die Umstellung beinhaltete den Austausch von zirka 4100 "dummen" Terminals bei über 7000 Agenten zugunsten von diskettenlosen IBM-PS/2-Systemen, Modell 55s. Außerdem wurden einige hundert der bereits installierten Mikros von Big Blue aufgerüstet.

Das System Qik Res ist von der Idee her vergleichbar mit den auf Front-end-Rechnern gelagerten und online arbeitenden Videotext-Angeboten von Compuserve oder dem Prodigy-Dienst der Prodigy Services Corporation. Die auf einem lokalen Server gespeicherten Daten werden auf die Workstation der Agenten heruntergeladen. Für Abfragen sind Kenntnisse der Kommandosprache nicht erforderlich.

Im Falle von American Airlines waren vor insgesamt zu 2000 Befehle, die sogenannten Formate, erforderlich, um das jeweilige Terminal zu bedienen. "Wir bekamen immer wieder zu hören, daß die Agenten sich die Formate nicht merken wollten", erklärte Dolly Wagner-Wilkens, ein Berater bei Decision Technologies.

Den entscheidenden Anstoß für die Einführung von Qik Res gab jedoch die Aussicht auf bedeutende Kosteneinsparungen. Einen weiteren wesentlichen Vorteil sah Sabre darin, daß durch den Einsatz von speziellen Schlüssel-Folgen nicht nur der Zugriff auf die Sabre-Rechner, sondern auch auf Flug- und Toureninformationen in IBM- und DEC-Rechnern möglich ist. Qik Res ist darüber hinaus in der Lage, Reservierungen zu prüfen, bevor sie übermittelt werden, und zusätzliche Informationen, etwa über die Verfügbarkeit von Mietwagen für die Kunden, bereitzustellen. Eine Nachricht wird dann nicht abgesetzt, wenn ein falscher "Airport city code" zugrunde liegt.

Qik Res läuft auf einem Token-Ring-LAN mit 4 Mbit/s und mit insgesamt 60 Workstations. Die lokalen Netze arbeiten mit der Novell-Software Netware 1.15c. Die Fileserver in den einzelnen Reservierungszentren sind untereinander und mit dem Datenverarbeitungszentrum von American Airlines in Tulsa verbunden. Durch den Verbleib von Kommunikationssoftware auf den Netzkoordinatoren stellt Qik Res eine der ersten Client-Server-Architekturen bei Fluggesellschaften überhaupt dar.

Zu dem Unternehmen gehören insgesamt fünf regionale Reservierungszentren, die sich mit Ausnahme eines Standorts alle des neuen LAN-Konzepts bedienen. Die neuen PS/2-Modelle sind mit 4 MB RAM-Speicher und speziellen Video-Grafik-Adaptern von NEC ausgestattet.

Vor dem Hintergrund, daß es für die amerikanische Fluggesellschaft schwieriger wird, Agenten zu finden, bedeutet natürlich auch die bereits angesprochene Arbeitserleichterung einen nicht zu unterschätzenden Vorteil. Eine Studie der Marktforschungsgesellschaft Hudson Institute geht von einem schrumpfenden Potential an technisch geschulten Arbeitskräften in den kommenden Jahren aus. Um eine Amortisierung der Kosten für die Einführung von Qik Res zu gewährleisten zu den 25 Millionen Dollar für die Aufrüstung kamen noch einmal

550 000 Dollar als Entgelt für die Übernahme des ursprünglich von Quantas entwickelten Source-Codes hinzu wurde eine Aufstellung der möglichen "Playback-Gelder" erarbeitet und in die Dispositionen einbezogen.

Im Telefonbereich auf Personal verzichtet

Die Kalkulationen ergaben, daß sich beispielsweise 9,1 Millionen Dollar durch einen reduzierten Zeitaufwand bei Anrufen und den Verzicht auf Personal im Telefonbereich allein im diesem Jahr wieder einspielen lassen. 1992 werden die weiteren Einsparungen in der Voice-Kommunikation bei 5,2 Millionen Dollar liegen.

Die gesamte Kostenreduktion soll sich 1991 auf 16,5 Millionen belaufen und bis 1994 auf insgesamt 22,5 Millionen Dollar steigen.