PCM-Mainframe mit IBM-Betriebssystem

Amdahls 5990-Rechner kommt im Dezember mit MVS/ESA

17.11.1989

MÜNCHEN (CW) - Amdahl liefert seine leistungsfähigsten Großrechner, die Modelle der Serie 5990, ab Dezember mit der ESA-Architektur und dem Betriebssystem MVS/ESA aus.

Die ersten ESA-Aufrüstungen bei installierten Maschinen sollen laut Herstellerangaben bereits im letzten Monat dieses Jahres kostenfrei vorgenommen werden.

Amdahl hatte sich bereits 24 Stunden nach IBMs ESA-Ankündigung am 15. Februar 1988 auf den neuen Architekturstandard verpflichtet. Das Unternehmen betonte in der Vergangenheit wiederholt, daß man bei seiner ESA-Implementation keine der von IBM in den "Principies of Operations" festgeschriebenen Features auslassen werde. Zu diesen gehört etwa die Private Space Facility (PSF): Sie soll eine möglichst ökonomische Nutzung des Translation Lookaside Buffers (TLB) gewährleisten.

Ohne die Fähigkeit des TLBs, aktuelle Ergebnisse der virtuellen respektive realen Adreßumrechnung vorzuhalten, würde man laut Amdahl drei Viertel der CPU-Leistung einbüßen.

Die Lauffähigkeit der Software wird allerdings nicht beeinträchtigt, wenn kein TLB vorhanden ist.

Die PSF unterstützt die Möglichkeit, wegen des nicht sehr

großen TLBs die Vorteile der Common Segment Facility (CSF) zu nutzen. Mit dieser seit /370-Zeiten bekannten Option können Datenräume im TLB für möglichst viele Eintragungen freigehalten werden. Aber: Ohne PSF auf einer ESA-Architektur auch kein CSF. Amdahl betont, auf sämtlichen IBM 3090E- sowie den kleineren S-Modellen würde das PSF-Feature fehlen.

Das Unternehmen weist ferner darauf hin, daß auch für den Amdahl-spezifischen Systembetrieb unter MDF/ESA (Multiple Domain Feature) die hohe Performance und sämtliche ESA-Features gesichert seien. MDF bezeichnet das Charakteristikum, einen Rechner in mehrere voneinander unabhängige logische Systeme aufzuteilen, die unterschiedliche Aufgaben ausfahren und mehrere Betriebssysteme gleichzeitig unterstützen können.

Neben den Kaliforniern aus Sunnyvale konnte als erster PCMer National Advanced Systems (NAS) Ende Juli die IBM-Vorlage auf eines ihrer AS/EX-Systeme implementieren. Eine Auslieferung von ESA-kompatiblen Rechnern versprach der jetzt durch die Eigner Hitachi und EDS auf Hitachi Data Systems umfirmierte Hersteller von Plug-kompatiblen Rechnern für das vierte Quartal 1989. Prinzipiell gleiches gilt für die Comparex GmbH, da auch die Mannheimer Hitachi-Rechner vertreiben. Deren Serien 8/9x und 7/90x sollen zur Weihnachtszeit, die 8/8x im ersten Quartal 90 auf den Markt kommen.

Kundendemonstration vor der Ankündigung

Im August 1989 hatte Amdahl die neue Architektur und das neue Betriebssystem auf den Rechnern der Serie 5890E demonstriert. Die ersten ESA-kompatiblen 5890E-Rechner waren im September verfügbar. Auch die ersten Nachrüstungen dieser Modelle nahm Amdahl im gleichen Monat vor.

Amdahls neuer Ankündigung ging eine Kundendemonstration voraus, bei der Standard-TSO/- und DB2-Workloads unter MVS/ESA auf einem Dualprozessor Amdahl 5990-700 gefahren wurden. Laut Amdahl ist dies die achte größere Verbesserung der /370-Architektur, die das Unternehmen in den fast 20 Jahren seines Bestehens implementierte.

Gleichzeitig gab das Unternehmen bekannt, daß es "Hiperbatch" auf den 5990-Modellen unterstützt. Dies ist eine neue MVS/ESA-Funktion, mit der Dateien ohne vorherige Programmänderung in den Erweiterungsspeicher geladen werden können. Die Unterstützung erfolgt durch Implementierung der "Move-Page"-Funktion, der neuesten Erweiterung der ESA/ 370-Architektur.

Move-Page bietet schnellen Datentransfer zwischen Zentral- und Erweiterungsspeicher und wird von MVS/ESA für den Zugriff auf VSAM-Hiperräume genutzt. Diese Instruktion ist auch auf den meisten neuen IBM-Modellen 3090 J und JH sowie den größeren S-Modellen verfügbar. Systeme ohne diese Move-Page-Instruktion können Hiperbatch nicht nutzen.

IBM zufolge ergeben sich durch dieses Feature Laufzeit. verkürzungen zwischen 20 und 60 Prozent für Jobs, die VSA-Moder QSAM-Dateien sequentiell verarbeiten.

Amdahls Großrechnerserien 5890 und 5990 werden zudem die neuen Releases der wichtigsten IBM-Betriebssystemsoftware für Großrechner, VM/XA SP Rel. 2.1 und MVS/SP Version 3 Rel. 1-39 unterstützen. Sobald die Spezifikationen der IBM hierfür vorliegen und die neuen Produkte allgemein verfügbar sind, wird Amdahl den Zeitpunkt für die Unterstützung bekanntgeben.