Neue Rolle als Türöffner für die westlichen IT-Märkte

Amdahl richtet sich unter dem Dach von Fujitsu ein

03.10.1997

Fujitsu, schon vorher mit 42 Prozent an Amdahl beteiligt, hatte vor zwei Wochen alle noch ausstehenden Aktien für 850 Millionen Dollar erworben. Die Japaner, eigenen Angaben zufolge mit einem Umsatz im Geschäftsjahr 1997 von 38 Milliarden Dollar weltweit zweitgrößter IT-Konzern, wollen nach den Worten Bells die Marke "Amdahl" erhalten und die Tochter, die in diesem Jahr auf Einnahmen in einer Größenordnung von 1,8 Milliarden Dollar hofft, als eigenständige Gesellschaft weiterführen. Der frühere Mainframe-Spezialist schreibt bekanntlich noch immer rote Zahlen; allein im ersten Halbjahr 1997 ist bei Umsätzen von etwa 831 Millionen Dollar ein weiterer Verlust von 8,9 Millionen Dollar entstanden.

Verbindung mit Fujitsu gibt finanziellen Spielraum

Fujitsu verfolgt, wie Bell erläuterte, mit der kompletten Übernahme von Amdahl das Ziel, sein bisheriges Geschäft (70 Prozent der Umsätze werden derzeit in Japan generiert) zu internationalisieren und mittelfristig zumindest zur Hälfte im Ausland abzuwickeln. In diesem Szenario sei Amdahl als Anbieter von unternehmensweiten IT-Systemen sowie globaler Dienstleister positioniert und spiele, insbesondere was die Erschließung westlicher Märkte angeht, eine wichtige Rolle. Für die Kalifornier eröffneten sich im Gegenzug durch die Verbindung mit Fujitsu der dringend benötigte finanzielle Spielraum und damit neue Perspektiven.

In den kommenden drei Jahren soll jedenfalls der Umsatz von Amdahl nach den Vorgaben des neuen Eigentümers in Deutschland wie auch weltweit pro Jahr um 20 Prozent steigen, unterstrich Bell. In der Bundesrepublik ist dabei nach Angaben von Felix Bertschinger, Geschäftsführer der hiesigen Amdahl-Dependance und Vice-President Sales Central Europe, nicht daran gedacht, die in Fujitsu ICL Computer GmbH und die Amdahl Deutschland GmbH organisatorisch in irgendeiner Form zusammenzufassen. Vorstellbar sei aber durchaus, die Wartungsorganisationen beider Gesellschaften zu integrieren. Darüber hinaus geht der deutsche Amdahl-Chef davon aus, daß sein Unternehmen seine Server-Familie einstellen wird, da Fujitsu hier über eine eigene Produktpalette verfügt, die noch dazu in Deutschland gefertigt wird.

Amdahl hat Bertschinger zufolge seit 1992 vor allem auch in Deutschland einen tiefgreifenden Wandel vom reinen Großrechner-Lieferanten zu einem IT-Service-Anbieter vollzogen - dokumentiert unter anderem durch namhafte Kunden wie Deutsche Bahn, Debis und Lufthansa sowie nahezu die komplette Automobilbranche. Während im Geschäftsjahr 1995 der Hardware-Anteil am Umsatz noch bei 49 Prozent gelegen habe, dürfte der Vergleichswert für dieses Jahr nur noch bei etwa 35 Prozent liegen. Auch hierzulande erwartet man daher Positives. So würden, wie es hieß, schon in diesem Jahr bei Einnahmen von 270 Millionen Mark schwarze Zahlen geschrieben.