Nach siebenjähriger Entwicklungszeit:

Amdahl gibt MVS-Engagement auf

06.11.1987

SUNNYVALE (CWN) - Nach siebenjähriger Entwicklungsphase läßt die Amdahl Corp. jetzt ihr "Aspen"-Projekt fallen. Mit diesem Software-Vorhaben sollte ein eigenes MVS-kompatibles Betriebssystem für die 370-Welt entstehen.

Der Entschluß folgte dem kürzlich getroffenen IBM-Fujitsu-Abkommen, demzufolge Fujitsu der Zugriff auf den Quellcode von über 750 Programmen einschließlich der Betriebssysteme OS, MVS, VSE und VM ermöglicht wurde. Obwohl der japanische Mainframe-Hersteller 46 Prozent der Amdahl-Aktien besitzt, betonte Joseph Zemke, President der Amdahl Corp., daß das Fujitsu-Management keinen Einfluß auf den Aspen-Beschluß hatte. Schon vor zehn Monaten, so Zemke, sei das Projekt noch einmal Überdacht worden, und letztendlich hätten technische Aspekte und Marketing-Überlegungen den Ausschlag gegeben, weitere Bemühungen in der MVS-Welt fallen zu lassen. Insider munkeln jedoch, daß Amdahl das Projekt aufgab, um nicht Fujitsu in die Quere zu kommen.

Zemke dagegen sieht die Zukunft von Amdahl im Unix-Markt, und so soll ein Teil der Aspen-Technologie dazu verwendet werden das hauseigene Unix-Derivat "UTS" zu erweitern. Ohne nähere Angaben zu machen, um welche Features es sich im einzelnen handeln wird, ließ Zemke erkennen, daß die Stärken von Aspen in der Kommunikation mit der SNA-Welt liegen.

Das neue Betriebssystem, das voraussichtlich 1988 auf den Markt kommen wird, soll in den Bereichen "Scientific Engineering" und "Office Automation" angesiedelt sein.