Neuer Desktop von Hewlett-Packard wird mit dem Athlon XP bestückt

AMD will Firmen-PCs erobern

23.08.2002
MÜNCHEN (CW) - Erstmals scheint es dem Intel-Rivalen Advanced Micro Devices (AMD) gelungen zu sein, im lukrativen Markt für Firmenrechner ein Wörtchen mitzureden. HP bringt in den USA einen neuen Business-PC auf den Markt, der mit dem AMD-Prozessor "Athlon XP" bestückt ist.

Der Rechner, den HP Ende vergangener Woche vorstellte, ist in den USA ab sofort unter dem Namen "Compaq Evo D315" erhältlich und soll weniger als 700 Dollar kosten. Eine entsprechende Basiskonfiguration mit dem "Athlon XP 2000+", einem "Nforce"-Grafikchipsatz von Nvidia, 128 MB DDR-SDRAM-Hauptspeicher, 20-GB-Festplatte und CD-ROM-Laufwerk bezifferte HP inklusive dem Betriebssystem Windows XP Home Edition auf 649 Dollar beziehungsweise mit der XP Professional Edition auf 699 Dollar.

Zielgruppe des neuen HP-Rechners sind zunächst kleine und mittelständische Unternehmen sowie öffentliche Verwaltungen. Zuvor kostete HPs günstigster Business-PC - der "Evo 310" mit einem zwei Gigahertz schnellen Pentium 4 - 710 Dollar. Ob und wann der "Evo D315" auch in Europa respektive Deutschland erhältlich sein wird, ist derzeit nicht bekannt.

Die Analysten waren sich weitgehend einig: Die Ankündigung des weltweit größten PC-Herstellers, eine neue PC-Serie mit dem "Athlon XP" auszurüsten, könnte AMD zumindest auf mittlere Sicht den lang ersehnten Durchbruch im Enterprise-Segment bringen. Denn ein - wenn auch nur geringfügig - niedriger Hardwarepreis dürfte in Zeiten gedeckelter IT-Budgets und aufgrund einer geänderten Lizenzpolitik vieler Anbieter auch steigenden Softwarekosten an Bedeutung gewinnen.

Bis dato hatte der Rivale von Weltmarktführer Intel seine Prozessoren hauptsächlich in Consumer-Rechnern unterbringen können; Intels Dominanz sowie ein gnadenloser Preiskampf verhinderten, dass AMD eine nennenswerte Rolle im margenträchtigeren Business mit Firmen-PCs zu spielen vermochte.

Eigenen Angaben zufolge kam AMD daher im Enterprise-Segment zuletzt auf einen Marktanteil von lediglich 13 Prozent - auch wenn bekannte PC-Anbieter wie NEC, Fuijtsu-Siemens oder Gateway zuletzt verstärkt auf AMD-Prozessoren zurückgegriffen hatten. Der Weg zu den großen Unternehmenskunden führe aber letzten Endes nur über die drei Top-Namen in der PC-Branche, also HP/Compaq, Dell und IBM, heißt es unter Experten. IBM hatte zwar ebenfalls kurzzeitig versucht, teilweise auf AMD-Chips auszuweichen, legte diese Pläne aber aufgrund der schwachen Nachfrage im PC-Markt zugunsten seines Haus- und Hoflieferanten Intel wieder auf Eis.

Ob AMD der Durchbruch im Enterprise-Markt tatsächlich gelingt, dürfte daher noch von einer Reihe Unwägbarkeiten abhängen. Entscheidende Zielgruppe seien nicht die kleinen und mittelständischen Unternehmen, sondern weltweit die Top 500, meinen Beobachter. HP habe jedenfalls bisher nicht die Absicht bekundet, den "Evo D315" auch großen Industriekunden anzubieten. Etwa zwei Drittel des Gesamtumsatzes aller PC-Hersteller, der im vergangenen Jahr rund 190 Milliarden Dollar betragen hatte, werden aber nach Schätzungen von Experten aufgrund entsprechend hoher Auftragsvolumina mit dieser Klientel erwirtschaftet. AMD müsse daher mit IBM und Dell ähnliche Kooperationen aushandeln, heißt es.

Ungeachtet dessen gehen Insider von einem weiteren Technologiewettstreit zwischen Intel und AMD aus. So vermutet man, dass AMD noch in diesem Monat neue schnellere Versionen des Athlon XP auf den Markt bringen wird. Geplant seien demnach die Modelle "2400+" und "2600+". Die gegenwärtig schnellste Baureihe "2200+" taktet physikalisch mit 1800 Megahertz. Außerdem prüfe der Hersteller eine Beschleunigung des Frontside-Busses, über den die CPU Daten mit dem Arbeitsspeicher austauscht, von bislang 266 auf 333 Megahertz. Intel wiederum wird im September seinen "Pentium 4" in einer 2,8 Gigahertz schnellen Ausführung vorstellen. Allgemein wird dann erwartet, dass AMD kurz darauf mit seinem "Athlon XP 2800+" kontert. (gh/tc)