Athlon mit Taktrate von 650 Megahertz

AMD überholt Intel im Wettrüsten um den schnellsten PC-Prozessor

13.08.1999
SAN FRANZISKO (IDG/CW) - Mit einer vorzeitig angekündigten 650-Megahertz-Variante der neuen "Athlon"-CPU hat Advanced Micro Devices (AMD) den Erzrivalen Intel überrascht. Der Prozessorgigant hinkt nun hinterher: Erst vor wenigen Tagen hatte er das 600-Megahertz-Modell seines Pentium-III-Chips vorgestellt.

Ursprünglich wollte AMD den schnellsten Chip in der PC-Klasse erst in einigen Wochen herausbringen. Das Marketing-Getrommel des Marktführers verleitete das Unternehmen jedoch dazu, die neue CPU vorzeitig anzukündigen. Die 50 zusätzlichen Megahertz Taktfrequenz sichern AMD nun erst einmal die Spitzenposition in puncto Prozessorgeschwindigkeit - vor allem für die Vermarktung ist das ein wichtiges Argument.

Intel dürfte erst wieder im November mit Neuigkeiten aufwarten - dann voraussichtlich mit einem Pentium III, dessen Taktrate bei 667 Megahertz liegen soll. Doch im vierten Quartal will auch AMD wieder liefern, und zwar einen mit 700 Megahertz getakteten Athlon-Prozessor.

Der Erfolg von AMD im Ringen um Marktanteile hängt allerdings von mehr als nur einem schnellen Chip ab. Bereits 1997 hatte der Anbieter mit dem K6-Mikroprozessor bei einer Taktrate von 233 Megahertz den leistungsstärksten PC-Chip besessen, doch die Massenproduktion lief nicht schnell genug an. Nach wenigen Wochen konnte Intel mit einem vergleichbaren Modell aufwarten, der Vorsprung war dahin.

Geschichte soll sich nicht wiederholen

Eine so günstige Ausgangsposition wie 1997 erreichte AMD bislang nicht wieder: Schwere Probleme in der Fertigung verhinderten, daß der Herausforderer seine High-end-Chips zeitnah und in großer Menge anbieten konnte. Statt dessen duellierte sich AMD nun im Low-price-Segment mit Intel. Die Folge: Im zweiten Quartal des Geschäftsjahrs 1999 mußte der Prozessorbauer einen Rekordverlust hinnehmen.

Mit dem Athlon - der neue Name steht für die Produktreihe K7 - soll alles besser werden. Der Geschwindigkeitsvorsprung gegenüber Intel ist größer als vor zwei Jahren, so daß PC-Hersteller, die ihre Rechner mit den schnellsten Prozessoren ausstatten wollen, um AMD nicht herumkommen dürften.

Mit einer ganzen Reihe "hochfrisierter" High-end-Modelle des Athlon will AMD auch bei professionellen Anwendern reüssieren. Der "Athlon Ultra" etwa bietet Multiprozessor-Unterstützung und ist für den Einsatz in Servern und Workstations vorgesehen. Ferner gibt es das sogenannte Professional-Modell für Power-User.

Privatkunden mit kleinem Geldbeutel soll eine abgespeckte Variante unter dem Namen "Athlon Select" offeriert werden; an-spruchsvolle Heimanwender dagegen ködert der Intel-Rivale mit einem Chip, der schlicht "Athlon" heißen wird. Die Prozessoren unterscheiden sich durch Bus-Geschwindigkeiten, Chipsets, Cache-Größe und Motherboard-Features voneinander. Im CPU-Kern bleiben sie jedoch gleich.

Erste PCs mit Athlon-Prozessoren werden schon in Kürze von Compaq und IBM zu haben sein - vorausgesetzt, der Chipproduzent ist lieferfähig. Da AMD gegenwärtig seinen Herstellungsprozeß von der 0,25-Mikrometer-Technik auf das leistungsfähigere 0,18-Mikrometer-Verfahren umstellt, scheint dies nach den leidvollen Erfahrungen der Vergangenheit nicht selbstverständlich. Im vierten Quartal will AMD zudem erstmals Kupferchips herstellen.