Dresdner Werk soll Verfügbarkeit der Thunderbird-Chips garantieren

AMD stellt Highend-CPU vor

30.06.2000
MÜNCHEN (CW) - Advanced Micro Devices (AMD) hat auf der Computex mit dem "Thunderbird"-Prozessor seinen neuen Highend-Chip vorgestellt. Renommierte PC-Hersteller wie Compaq, IBM oder HP haben auf der in Taiwan stattfindenden Messe bereits angekündigt, Rechner mit den neuen CPUs zu bauen.

AMD wird seine Thunderbird-Prozessoren mit Taktraten zwischen 750 und 1000 Megahertz auf den Markt bringen. Der Leistungsvorteil gegenüber den Athlon-Vorgängern liegt darin, dass der L2-Cache auf dem Chip integriert ist und damit mit vollem Prozessor-Takt adressiert werden kann. Die älteren Athlon-Chips konnten den Zwischenspeicher nur mit halber CPU-Taktfrequenz ansprechen, da dieser auf der Prozessorplatine untergebracht war. Zwar ist der L2-Cache mit 256 KB um die Hälfte kleiner als beim Athlon-Vorgänger, aber die höhere Taktrate mache dies mehr als wett, erklärten die AMD-Verantwortlichen.

Die Thunderbird-Prozessoren wird es vorerst in zwei Varianten geben: eine Version für den Slot A, in dem auch der Athlon-Vorgänger untergebracht war, sowie ein Modell für den neuen Sockel A, der sich auch für AMDs neuen Lowend-Prozessor "Duron" eignet. Viele Hersteller haben bereits angekündigt, Systeme mit den entsprechenden Chipsätzen und Sockeln herauszubringen, darunter Branchengrößen wie IBM, Compaq und Hewlett-Packard. Die Volumenproduktion des dafür notwendigen KT133-Chipsatzes von AMD soll noch im Juni starten. Silicon Integrated Systems Corp. (SIS) hat mit dem "SiS730" ebenfalls einen Chipsatz angekündigt, der den Sockel A unterstützen wird. Auch Hauptplatinenhersteller wie Asus, FIC und Gigabyte wollen den neuen AMD-Sockel in ihre Produktlinien aufnehmen.

Die Preise für den Thunderbird liegen zwischen 319 Dollar für die 750-Megahertz-Variante und 990 Dollar für das Modell mit einer Taktrate von einem Gigahertz. Damit bleibt AMD unter den Preisen seines kalifornischen Nachbarn. So verlangt Intel beispielsweise für seinen auf 800 Megahertz getakteten Pentium-III-Chip 385 Dollar. Ein gleich getakteter Thunderbird von AMD kommt auf 359 Dollar.

Die Thunderbird-Prozessoren läuten eine neue Runde im Duell zwischen AMD und Intel ein. Konnte der "Athlon"-Vorgänger nicht ganz mit der Pentium-III-Konkurrenz von Intel mithalten, erwies sich sein Nachfolger ersten Tests zufolge leistungsstärker als vergleichbare Intel-CPUs. Laut Nathan Brookwood, Analyst bei Insight 64, konnte AMD keinen günstigeren Zeitpunkt für die Markteinführung des Thunderbirds wählen.

Die Prozessornachfrage übersteige momentan das Angebot und Intel habe Schwierigkeiten, hochgetaktete CPUs zu liefern, so Brookwood. Viele PC-Hersteller sind laut Insider-Informationen über die Engpässe des Chipgiganten verärgert.

Den gleichen Vorwurf musste sich in der Vergangenheit AMD gefallen lassen. Kritiker haben dem Halbleiterhersteller oft vorgehalten, seine Prozessoren nicht in ausreichenden Stückzahlen liefern zu können. Um diese Bedenken bereits im Vorfeld zu zerstreuen, hat die Chip-Company zeitgleich mit der offiziellen Vorstellung der CPU mit deren Auslieferung begonnen. Die kupferbasierten Thunderbird-Prozessoren werden ausschließlich im Dresdner Werk des Herstellers gefertigt, erklärt Firmensprecher Jens Drews.

Die 1,9 Milliarden Dollar teure Fertigungsanlage baut dabei auf die gemeinsam mit Motorola entwickelte Kupfertechnologie. Wegen der im Vergleich zu Aluminium besseren Leitfähigkeit von Kupfer könne der Hersteller höher getaktete CPUs bauen, die gleichzeitig eine geringere Kühlung benötigten.