Erste Prototypen des 64-Bit-Prozessors

AMD droht Intel mit dem Hammer

15.03.2002
MÜNCHEN (CW) - Im Herbst 2001 hatte AMD den Blueprint seines "Hammer"-Prozessors vorgestellt - vergangene Woche präsentierte der Intel-Rivale nun die ersten Prototypen der 64-Bit-CPU. Der Chip, der - anders als das Highend-Pendant des Konkurrenten - sowohl 32- als auch 64-Bit-Anwendungen unterstützen soll, wird voraussichtlich gegen Ende des Jahres als Desktop-Variante debütieren.

Nur wenige Häuserblocks von Intels Developer Forum (IDF) entfernt, veranstaltete AMD vor einer Woche in San Francisco seine eigene Show: Der Intel-Rivale stellte erste Vertreter seiner kommenden Chipgeneration vor - sowohl im Zusammenspiel mit einem 32-Bit-Windows-Betriebssystem als auch einer 64-Bit-Linux-Version. Bei der bislang unter dem Codenamen "Hammer" gehandelten CPU, die zum Jahresende zunächst als Desktop-Variante, mittelfristig aber als komplette Familie von Subnotebook- über Workstation- bis hin zu Acht-Wege-Server-Produkten auf den Markt kommen soll, handelt es sich laut AMD um den ersten und bislang einzigen 64-Bit-Prozessor für x86-Plattformen. Anders als Intels 64-Bit-Architektur "Itanium", die als grundlegend neue Plattform einen definitiven Bruch mit "IA-32" darstellt, hat AMD die allseits vertraute x86-Architektur von 32 auf 64 Bit aufgebohrt. Aufgrund seiner Fähigkeit, sowohl 32- als auch 64-Bit-Applikationen zu unterstützen, soll der Hammer den reibungslosen Übergang zu künftiger 64-Bit-Software ermöglichen und somit nicht zuletzt den Investitionsschutz für bestehende 32-Bit-Landschaften garantieren.

Die verschiedenen Hammer-Varianten sollen auf demselben Prozessorkern basieren, sich aber in Sachen Level-2-Cache unterscheiden. Das Chipdesign umfasst einen integrierten Controller für DDR-Speicher (DDR = Double Data Rate), der mit CPU-Geschwindigkeit arbeiten soll. Der im 0,13-Mikrometer-Verfahren unter Verwendung der SOI-Technik (SOI = Silicon on Insulator) hergestellte Chip nutzt die AMD-Bustechnik "Hypertransport" (siehe CW 8/01, Seite 41). Letztere soll eine Bandbreite von bis zu 12,8 Gigabit pro Sekunde zwischen CPU und anderen Rechnerkomponenten ermöglichen.

Laut Mark Tellez, Manager Platform Solutions and Market Development bei AMD, werden den Kunden drei Betriebsoptionen zur Auswahl stehen: Im 32-Bit-Modus sollen sich 32-Bit-Applikationen unter einem 32-Bit-OS, im Kompatibilitätsmodus - ohne Rekompilierung - unter einem 64-Bit-Betriebssystem betreiben lassen. Für den reinen 64-Bit-Modus hingegen ist die 32-Bit-Anwendungssoftware entsprechend zu portieren.

Weiterhin unklar bleibt, ob Intel mittlerweile ebenfalls mit der Entwicklung eines 32- und 64-Bit-Prozessors beschäftigt ist - nicht zuletzt um im Falle eines IA-64-Fehlschlags gewappnet zu sein. Presseberichten zufolge soll der AMD-Konkurrent im Verborgenen emsig an einer eigenen Hybridarchitektur (Codename: "Yamhill") basteln - ein Gerücht, das Intel-Chef Craig Barrett auf dem IDF allerdings nach wie vor nicht kommentieren wollte. (kf)

Modulare ChipsetsIntel-Konkurrent Advanced Micro Devices hat jetzt erstmals Details über die Chipsets für die Ende des Jahres geplanten 64-Bit-Prozessoren (Codename "Hammer") verkündet. Der Hammer wird als Bussystem statt PCI das "Hypertransport"-Protokoll verwenden, das den Datentransfer auf bis zu 12,8 GB/s beschleunigen soll.

Die "AMD-8000"-Chipsätze werden nach dem Baukastenprinzip aufgebaut: "AMD-8111" ist ein Hypertransport-I/O-Hub, "8131" bezeichnet den Hypertransport-PCI-X-Tunnel, "8151" unterstützt die Grafik ("Hypertransport-AGP3.0-graphics-tunnel"). Allerdings wird AMD die volle Hypertransport-Bandbreite nicht für alle Chipsätze zur Verfügung stellen, sondern je nach Bedarf auch weniger, um einen "Overkill" zu vermeiden.

Prozessoren und Chipsets sollen im vierten Quartal verfügbar sein, allerdings ist bis jetzt noch kein Betriebssystem in Sicht: Microsoft hat die Spezifikationen zwar erhalten, sich aber noch nicht zu einer Zusage durchringen können. Die Open-Source-Gemeinde hat immerhin ihr Interesse signalisiert (kk).

Abb: Die Hammer-Architektur

AMDs zukünftige Chip-Architektur nutzt als Bussystem Hypertransport statt PCI. Quelle: AMD