Seit rund einem Jahr sind AMD und Intel bemüht, sich mit Multimediakonzepten einen Weg in die Wohnzimmer der Anwender zu bahnen. Mit speziell auf die Nutzung von Audio- und Video-Daten ausgelegten Plattformen rund um die eigenen Prozessoren sollen die Rechnerhersteller PCs für das digitale Zuhause bauen können. Neben der Hardware bieten beide Chiphersteller eine Reihe von Softwarewerkzeugen an, um das Abspielen, Speicher und Verteilen von Multimediainhalten zu erleichtern.
Advanced Micro Devices (AMD) hat auf der Computer Electronics Show (CES) in Las Vegas den Ausbau der eigenen Live!-Plattform angekündigt. Mit "AMD Live! Home Cinema" soll ein Unterhaltungssystem entstehen, das Multimedia sowie Audio- und Videofunktionen in einer Komplettlösung vereinen soll. Basis dieser Plattform ist ein "Athlon-64-X2-Dual-Core"-Prozessor sowie ein Sound-Chipsatz, der Surround-Sound mit 100 Watt pro Kanal ermöglichen soll. Auch Intel bietet mit Viiv eine ähnliche Plattform an, mit der sich ein Multimedia-Netz im Haus einrichten und unterhalten lassen soll (siehe auch: Intel und AMD wollen in die gute Stube).
Das Ganze soll nach den Plänen von AMD in einem möglichst kompakten Gehäuse Platz finden. Dazu haben die Entwickler von AMD mit den DTX-Spezikationen einen neuen Formfaktor für die PC-Entwicklung vorgestellt. Das Format baut den herkömmlichen ATX-Spezifikationen für Mainboards auf. Der DTX-Standard ist dem Hersteller zufolge auf energieeffiziente Prozessoren ausgelegt. Entsprechende Systeme benötigten nur wenig Platz und entwickelten einen geringen Geräuschpegel, da der Kühlaufwand geringer sei. Der Halbleiterproduzent hatte erst vor wenigen Tagen angekündigt, im Rahmen seiner "Efficient-Energy"-Initiative künftig CPUs mit einem geringeren Leistungsbedarf anzubieten. Statt 60 bis 90 Watt der aktuellen CPUs soll die Leistungsaufnahme der Stromsparchips zwischen 35 und 45 Watt liegen (siehe auch: Die Pläne von Intel und AMD für 2007 (Teil2)).
AMD will die Spezifikationen zum DTX-Formfaktor noch im ersten Quartal 2007 offen legen. Vertreter der Hauptplatinenhersteller Asus und MSI haben bereits ihr Interesse an der Produktion von DTX-Produkten signalisiert. IDC-Analyst Bob O'Donell zufolge könnte die Entwicklung von Platz sparenden und leisen Rechnern mit geringerem Stromverbrauch dem zuletzt etwas ins Schlingern geratenen PC-Markt wieder etwas Auftrieb geben (siehe auch: PC-Markt 2007: Anwender rüsten auf).
Neben der Desktop-Initiative will AMD auch in Sachen Home Server ein Wörtchen mitreden. Zur Eröffnung der IT-Messe in der Wüste Nevadas hatte Microsoft-Gründer Bill Gates den Home Server, über den Multimedia-Inhalte im digitalen Zuhause verteilt und verwaltet werden sollen, in den Mittelpunkt gerückt (siehe auch: CES: Vision vom vernetzten heim ist Realität - sagt Bill Gates). Hewlett-Packard hat bereits mit dem "Media Smart Server" einen entsprechenden Rechner angekündigt. Die Entertainment-Schaltzentrale soll auf dem "Live! Home Media Server" von AMD aufbauen.
Das Plattform-Design erlaubt den Anwendern AMD zufolge, zentral gespeicherte Multimedia-Inhalte auf verschiedene Systeme zu verteilen sowie automatisch zu sichern und zu verwalten. Demnach kann beispielsweise für bestimmte Geräte im Heimnetz eine Kindersicherung eingerichtet werden. Darüber hinaus soll es verschiedene Kontroll- und Backup-Funktionen geben.
Bei der Verteilung der Multimedia-Daten will AMD künftig auch mobile Rechner stärker mit einbinden. Unterstützt wird dies mit der Plattform "AMD Live! Notebook". Damit sollen sich Audio- und Videodaten künftig auch unterwegs leichter nutzen lassen. Die Plattform soll die gleichen Funktionen wie die Home-Editionen der Live!-Familie bieten, kündigten die AMD-Verantwortlichen an. Basis dafür bildet AMDs "Turion-64-X2-Dual-Core"-Technik. Als einer der ersten Hersteller will Fujitsu-Siemens Computers (FSC) mit dem "Amilo Xa 1526" eine Notebook mit der mobilen Live!-Plattform von AMD auf den Markt bringen. (ba)