kv.digital GmbH

Ambulante Gesundheitsversorgung digital gedacht

21.09.2020
Von Andrea König
Mit dem Großprojekt des digitalen Patientenservice 116117 ist es der kv.digital GmbH gelungen, ein emotional und technisch anspruchsvolles Thema mit vielen Partnern erfolgreich umzusetzen.

Das kassenärztliche System gewährleistet in Deutschland die umfassende, ambulante Gesundheitsversorgung aller Bürger:innen. Nach ihrer Gründung im Jahr 2014 hatte die kv.digital GmbH als Tochtergesellschaft der Dachorganisation Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) zunächst den folgenden Auftrag: Das Unternehmen sollte die Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen in diesem System mit digitalen Lösungen für die Interaktion mit Patient:innen und anderen Partnern ausstatten. Seit 2015 stellt die Gesundheitspolitik steigende gesetzliche Anforderungen an die ärztliche Terminvermittlung.

Florian Fuhrmann, Geschäftsführer, kv.digital GmbH: "Die bei der Umsetzung des digitalen Patientenservice als bisher größtem Projekt seiner Art im KV-System eingesetzten Strukturen und Methoden werden mehr und mehr auch für weitere übergreifende Projekte herangezogen und tragen zur Transformation der Gesamtorganisation bei."
Florian Fuhrmann, Geschäftsführer, kv.digital GmbH: "Die bei der Umsetzung des digitalen Patientenservice als bisher größtem Projekt seiner Art im KV-System eingesetzten Strukturen und Methoden werden mehr und mehr auch für weitere übergreifende Projekte herangezogen und tragen zur Transformation der Gesamtorganisation bei."
Foto: kv.digital

Das Aufgabengebiet der kv.digital erweitert sich. Im Auftrag der KBV entwickelt, betreibt und erweitert das Unternehmen eine bundesweite digitale Plattform, die das wachsende Aufgabenspektrum präzise abbildet. So entstand der Patientenservice 116117, der Patient:innen telefonisch und digital unterstützt. Er löste über 1.000 regionale Bereitschaftsdienstnummern ab, die teilweise täglich wechselten. Mit dieser Leistung bewarb sich das Team der kv.digital um den DIGITAL LEADER AWARD 2020.

Durch die digitale Plattform können durchgängig über 95 Prozent aller berechtigen Vermittlungswünsche nach den gesetzlichen Vorgaben bedient werden.

Agile Methoden und organisationsübergreifende Zusammenarbeit

Eine Herausforderung für das Großprojekt lag in einem Spagat zwischen der zeitgerechten Umsetzung gesetzlicher Vorgaben und dem Wunsch nach einem hohem Nutzen für die verschiedenen Anwendergruppen. Dabei setzte das Unternehmen von Anfang an auf agile Methoden und organisationsübergreifende Zusammenarbeit, um die vielen Partner des emotionalen und technisch anspruchsvollen Projekts einzubinden.

Die Einwicklungsteams der kv.digital bezogen Beteiligte aus dem KV-System in ihre agile Vorgehensweise ein: beginnend mit der Konzeption neuer Vorgaben über regelmäßige Stakeholder-Reviews bis hin zur Veröffentlichung und Dokumentation neuer Releases. In seiner heutigen Ausbaustufe bietet die Patientenserviceplattform:

  • Eine Webanwendung zur Terminverwaltung für Arzt- und Psychotherapiepraxen.

  • Schnittstellen zur Integration, z.B der Abrechnung in die Praxissoftware.

  • Eine zentrale Patientenanwendung 116117.app für Android und iOS.

  • Suchfunktionen für Bereitschaftsdienste, Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen sowie wichtigen weiteren Adressen und Hotlines der Gesundheitsversorgung.

  • Eine Webanwendung für Patient:innen zur Terminsuche, die zusätzlich auch in die App integriert ist. In diesem Jahr wird die algorithmische, medizinische Einstufung gesundheitlicher Anliegen unter anderem als Voraussetzung für Akuttermine einen Schwerpunkt darstellen.

Transformation der Organisation

Die Angebote der Patientenplattform stehen allen Bürger:innen in Deutschland zur Verfügung. Die Nachfrage nach telefonischer Terminvereinbarung ab 2016 hielt sich zunächst noch in engen Grenzen, zog aber durch eine Ausweitung der Anwendungsfälle (auf Psychotherapie, weitere Fachgruppen und Akutversorgung) und vor allem seit 2020 durch die Online-Verfügbarkeit stark an. Durch den Einsatz des digitalen Patientenservice und den individuellen Einsatz der Terminservicestellen können fast alle berechtigten Vermittlungswünsche von Patient:innen durch die angebundenen Praxen bedient werden.

kv.digital

Die kv.digital GmbH (ursprünglich KV Telematik GmbH) wurde im Jahr 2014 als Tochterunternehmen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gegründet. Anfangs lag der Fokus auf Telematikanwendungen, doch in den vergangenen Jahren hat sich das Aufgabengebiet erweitert. Als Kompetenzzentrum für die Digitalisierung der niedergelassenen ärztlichen Versorgung konzentriert sich die kv.digital auf drei Kernbereiche: Kommunikaion zwischen Leistungserbringern, Patientenservice und den Austausch mit eHealth Startups.

Das Unternehmen entwickelt Plattform-, Web- und App-Lösungen – beispielsweise für die Vernetzung von Ärzt:innen untereinander, für die Vernetzung von Ärzt:innen mit ihren Patient:innen, für die Bereitstellung und Buchung von ärztlichen Terminen oder für Informationen über Bereitschafts- und Notfallpraxen.