Open-Source-Anbieter droht VMware

Amazon Web Services und Eucalyptus

20.09.2012
Von 


René Büst ist Research Director in Gartners Managed Business and Technology Services Team mit Hauptfokus auf Infrastructure Services & Digital Operations. Er analysiert Entwicklungen im Bereich Cloud Computing (Anbieter von Managed Cloud-Services und Public Cloud sowie Cloud-Strategien wie IaaS, PaaS und Multicloud), digitale Infrastrukturen und Managed Services sowie den Einfluss der digitalen Transformation auf die IT. Seit Mitte der 90er Jahre konzentriert sich Herr Büst auf den strategischen Einsatz der IT in Unternehmen und setzt sich mit deren Einfluss auf unsere Gesellschaft sowie disruptiven Technologien auseinander.

Deutsche mögen Open Source

Foto: Ye Liew, Fotolia.de

Den Markt für Cloud-Computing-Lösungen beurteilt Mickos optimistisch. Allerdings befinde er sich in einer sehr frühen Phase, in der sich üblicherweise die Pioniere unter den Kunden herauskristallisierten: "Diese benötigen keine Beratung. Die kommen zu uns und verlangen nur die Software. Den Rest machen sie selbst." Der nächste Schritt in der Marktentwicklung steht nach seiner Meinung kurz bevor. Auch dafür sei Eucalyptus mit einem eigenen globalen Angebot von Professional Services gerüstet: "In den einzelnen Ländern werden wir gezielt mit lokalen und bevorzugt mit kleinen innovativen Unternehmen zusammenarbeiten. Diese kennen sich mit dem Thema bereits bestens aus."

In Deutschland will Eucalyptus zudem zwei bis drei Consultants einstellen, um eine offizielle Präsenz direkt vor Ort zu haben. Mickos: "Die Konzentration gilt jedoch dem Aufbau eines Partnernetzwerks von zehn bis 15 kleineren Unternehmen. Nach und nach werden wir dann auch größere Consulting-Firmen an Bord holen." Dass der CEO vor allem kleine oder junge Unternehmen mag liegt an deren flachen Hierarchien und der Innovationsfähigkeit. "Immer wenn eine neue bahnbrechende Technologie auf dem Markt erscheint, sind es nicht die großen etablierten Unternehmen, die etwas daraus machen, sondern die kleinen Innovativen."

Dazu passt auch die Kundenbasis von Eucalyptus in Deutschland. "Kunden wie Plinga wissen genau was sie tun und vor allem was sie wollen", so der Manager. Als Partner für das Plinga-Projekt standen die AWS-Spezialisten von Peritor aus Berlin unterstützend zur Seite. Ein weiterer deutscher Partner ist MayFlower mit Sitz in München und Würzburg.

Als Zielmärkte in Europa nennt Mickos Großbritannien, Skandinavien mit Schwerpunkt Finnland und Deutschland. Vor allem hierzulande sieht er eine besonders positive Einstellung gegenüber Open - Source-Software . Das Geschäft laufe für Eucalyptus derzeit gut. Mittlerweile bietet das Unternehmen nur noch eine einzige Version seiner Software an, die kostenlos heruntergeladen und genutzt werden kann. Über kostenpflichtige Enterprise Plugins können Kunden weitere Funktionen wie etwa Konnektoren für VMware-Techniken oder SAN-Adapter für Speicherlösungen von Anbietern wie Dell oder NetApp erhalten.

Cloud und Virtualisierung: Die Angst vor dem Lock-in

Unterschiede zwischen Europa und den USA sieht Mickos vor allem in den einzelnen Ländern und deren Gesetzgebungen. "Unternehmen müssen kontrollieren, wo sich die Daten befinden. Zum Beispiel dürfen bestimmte Daten nur in Deutschland gespeichert werden , andere wiederum nur in der Schweiz. In den USA gibt es genau diese Problematik nicht, es ist ein großes Land." Dies sei auch ein Grund dafür, dass die USA den Europäern in Sachen Cloud Computing weit voraus seien.

Weitere Kooperationen wie die mit Amazon Web Services soll es vorerst nicht geben. Allerdings sei Eucalyptus für Gespräche offen. Mickos: "Wir konzentrieren uns auf zwei Themen. Das eine sind die APIs, mit denen wir für sämtliche Applikationen offen stehen. Das andere ist die Unterstützung unterschiedlicher Hypervisor, um einen Lock-in zu vermeiden." Letzteres Thema werde weltweit heiß diskutiert. "Die Leute erinnern sich daran, was Microsoft und Oracle in der Vergangenheit getan haben. Nun vermuten sie, das VMware dasselbe vorhat." (wh)