AWS wächst langsamer

Amazon-Warnung schockiert Wallstreet

28.10.2022
Von Redaktion Computerwoche
Amazon hat für sein drittes Quartal zwar solide Zahlen gemeldet, doch der Ausblick für den laufenden vierten Jahresabschnitt mit dem Weihnachtsgeschäft ist ausgesprochen trüb ausgefallen.
Keine leichter Aufgabe für Amazon-Chef Andy Jassy: Auf den Pandemie-Boom folgt die Wirtschaftskrise.
Keine leichter Aufgabe für Amazon-Chef Andy Jassy: Auf den Pandemie-Boom folgt die Wirtschaftskrise.
Foto: IDG

Der weltgrößte Online-Händler erwartet für das vierte Quartal (Ende: 31 Dezember 2022) Erlöse von 140 bis 148 Milliarden Dollar. Das liegt weit unter dem, was an der Wallstreet im Durchschnitt erwartet worden war - nämlich 155,15 Milliarden Dollar. Der Börsenkurs von Amazon fiel darauf gestern Abend nachbörslich um 15 Prozent. Das Unternehmen machte die Dollarstärke und ökonomische Unsicherheiten für seine zurückhaltende Prognose verantwortlich. Das erwartete operative Einkommen soll "irgendwo zwischen null und vier Milliarden Dollar" liegen.

"Die Leute schnallen den Gürtel enger"

"Wir sehen überall Anzeichen dafür, dass die Leute den Gürtel enger schnallen", sagte Amazons Finanzchef Brian Olsavsky vor der Presse. "Wir bereiten uns auf das vor, was man als eine Phase langsameren Wachstums bezeichnen könnte." Die E-Commerce-Geschäfte gehen zurück, Amazon kann mit Preissteigerungen die Kaufzurückhaltung der Verbraucher kaum kompensieren.

Für das abgelaufene dritte Quartal meldete das Unternehmen allerdings noch um 15 Prozent gestiegene Einnahmen von 127,10 Milliarden Dollar. Dabei spiele auch der erfolgreiche Prime Day eine wichtige Rolle, den Amazon diesmal im dritten und nicht wie sonst im zweiten Quartal veranstaltet hatte. Der operative Gewinn fiel gegenüber dem Vorjahr um rund die Hälfte auf 2,5 Milliarden Dollar (Vorjahr: 4,9 Milliarden).

AWS liefert, doch das Wachstum verlangsamt sich

Wie so oft erwirtschaftete Amazon nur über seine Cloud-Tochter Amazon Web Services einen operativen Gewinn von 5,4 Milliarden Dollar (Vorjahr: 4,9 Milliarden). Dort erreichte der Umsatz mit 20,5 Milliarden Dollar (plus 27 Prozent) allerdings nicht ganz das an der Wallstreet erwartete Ziel (21,1 Milliarden). AWS verzeichnete hier das langsamstes Wachstum seit 2014, als der Konzern seine Cloud-Geschäfte erstmals gesondert auswies.

Überraschend stark präsentierte sich das Werbe-Business von Amazon, das bei Unternehmen wie Google, Meta, Microsoft und auch Apple zuletzt nicht mehr rund gelaufen war. Amazon setzte hier 9,5 Milliarden Dollar um, ein Plus von 25 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

CEO Andy Jassy wies auf makroökonomische Turbulenzen in dem Märkten hin und kündigte an, Amazon werde seine Investitionen anpassen, ohne dabei die übergeordneten strategischen Ziel aus den Augen zu verlieren. Nach seinem Amtsantritt im vergangenen Jahr hatte Jassy bereits die Kosten gesenkt, nachdem Amazon wie so viele Online-Händler im Pandemie-Boom Überkapazitäten aufgebaut hatte. (hv)